Angriff in Berliner U-Bahnhof: Zwei Männer in Kreuzberg mit Messer angegriffen - nachdem sie Russisch sprachen
Die russischsprachigen Männer erlitten Stichverletzungen und kamen ins Krankenhaus. Der Angreifer und seine Begleiter sollen Ukrainisch gesprochen haben.
Ein Unbekannter hat am Samstagabend zwei junge Männer in Kreuzberg mit einem Messer angegriffen und verletzt. Die beiden 23-Jährigen waren laut Angaben der Polizei gegen 20 Uhr gemeinsam mit der gleichaltrigen Ehefrau des einen Verletzten im U-Bahnhof Mehringdamm unterwegs und unterhielten sich auf Russisch. Aus einer Gruppe von drei Männern und zwei Frauen sollen sie zunächst beleidigt und schließlich körperlich attackiert worden sein. Die Gruppe äußerte Russland-feindliche Parolen, sagte eine Polizeisprecherin.
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Einer der Angreifer habe nach Schilderung der Betroffenen dem einen Mann in die Hand und seinem Begleiter in den Brustkorb gestochen. Anschließend flüchtete die Gruppe, deren Mitglieder untereinander Ukrainisch gesprochen haben sollen, in eine unbekannte Richtung.
Alarmierte Rettungskräfte brachten die beiden verletzten Männer in ein Krankenhaus, das der an der Hand Verletzte nach ambulanter Behandlung wieder verlassen konnte. Sein Begleiter wurde wegen der Stichverletzung im Brustkorb stationär aufgenommen. Lebensgefahr bestand für den jungen Mann nicht. Die weiteren Ermittlungen zu der gefährlichen Körperverletzung dauern an.
Mehr als 100 Straftaten mit Bezug zu Ukraine-Krieg - größtenteils anti-russisch
Im ersten Monat des russischen Angriffskriegs in der Ukraine registrierte die Polizei in Berlin insgesamt 117 Straftaten mit Bezug zu dem Konflikt. Größtenteils handle es sich um Sachbeschädigungen, Bedrohungen und Beleidigungen gegenüber russischen Einrichtungen oder Menschen aus Russland oder Weißrussland, hieß es in einer Mitteilung am Freitag. Eine Ermittlungsgruppe beim für politische Taten zuständigen Staatsschutz im Landeskriminalamt (LKA) bearbeite die Fälle.
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Ein kleiner Teil der Straftaten richtete sich den Angaben zufolge gegen die Ukraine. So sei eine einstellige Anzahl von Fällen bekannt, bei denen eine ukrainische Hilfsorganisation oder ein Helfer oder eine Helferin betroffen seien. Die Polizei bestätigte auch, dass dem LKA ein Einbruch in die Wohnung eines Helfers von einem ukrainischen Netzwerk bekannt sei, über den die „Süddeutsche Zeitung“ und der WDR berichtet hatten.
Brandanschlag auf deutsch-russische Privatschule in Marzahn
Ermittelt wird auch weiterhin wegen einer Brandstiftung an einer deutsch-russischen Privatschule in Berlin-Marzahn. Am 11. März war auf die "Internationale Lomonossow-Schule" ein Brandanschlag verübt worden. Der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz beim Landeskriminalamt (LKA) hat die Ermittlungen übernommen. „Wir gehen von einer Vorsatztat und einem Zusammenhang zum Krieg in der Ukraine aus“, sagte ein Polizeisprecher. Dort war ein Feuer am Eingang einer Turnhalle gelegt worden. Die Kriminalpolizei hielt wegen des Kriegs ein politisches Motiv für möglich.
Der Täter soll von mehreren Überwachungskameras erfasst worden sein, als er einen Brandsatz auf den Eingangsbereich der Privatschule warf. Die Lomonossow-Schule will die Integration von aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden und in Berlin lebenden Familien mit Kindern fördern. (mit dpa)
Ken Münster