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Kerstin Weng, Paloma Elsesser und Anna Wintour (v.l.n.r.)

© Max Avdeev

Anna Wintour in Berlin: „Vogue“ versammelt internationale Modeprominenz in der Hauptstadt

„Forces of Fashion“ nennt sich eine Konferenz, die am Montag in Berlin Station machte. Wer oder was die „Forces“ waren, wurde nicht erklärt. Einige Talente duften sich auf den Panels vorstellen.

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Dass Menschen mehrere hundert Euro bezahlen, um an einem Montag für Berliner Verhältnisse früh aufzustehen, mag zunächst verwundern. Wobei, es geht ja ums Geschäft. Ums Modegeschäft, um genau zu sein. Die „Vogue“ lud zu einer eintägigen Konferenz, die sie mit „Forces of Fashion“ überschrieb.

Ob der Name einfach nur eine schöne Alliteration oder tatsächlich eine Art Kampfansage – und falls ja, wofür? – sein sollte, war um kurz nach acht Uhr morgens die wohl brennendste Frage. Den Auftakt für einen ganzen Tag voller Panel-Talk und Workshops im Kronprinzenpalais unter den Linden machte jedenfalls eine echte „Force“.

Brands gibt es nur im Supermarkt

Anna Wintour, Chefin des internationalen Magazin-Imperiums und wenigstens in der Modewelt tatsächlich so etwas wie eine Ikone – strenger Pagenschnitt, nie ohne Sonnenbrille unter Leuten –, diskutierte vor vollen Rängen mit der deutschen Vogue-Chefin Kerstin Weng und dem britischen Topmodel Paloma Elsesser 30 Minuten zum Thema „Support of Talent“, die Frage also, wie man Talent unterstützt.

Eine Antwort blieben sie dem Publikum schuldig, letztendlich wurden eher Oberflächlichkeiten besprochen. Das störte die Anwesenden aber wenig. Ein Großteil war eigentlich durchgehend damit beschäftigt, möglichst viel mobiles Bildmaterial von der internationalen Prominenz zu produzieren.

Achtete man dann doch ein bisschen auf den Inhalt, erfuhr man, dass Diversity auf und hinter dem Laufsteg wichtig ist, dass die Modestädte New York und London in der Hinsicht viel weiter sind als die Modestädte Mailand und Paris. Außerdem, dass Wintour Tennis liebt – am Vortag besuchte sie ebenfalls in Berlin den Laver Cup – und, dass sie das Wort „Brand“ (zu Deutsch Marke) nicht leiden kann, weil sie da immer an Supermarkt denken müsse.

Was ist eigentlich ein guter roter-Teppich-Look?

Obwohl Weng immer wieder versuchte, auch deutsche Mode-Angelegenheiten anzusprechen, blieb diese Perspektive außen vor: Weder Wintour noch Elsesser wussten, ob und welche Talente sich hier so tummeln. Einige davon durften sich dann zum Glück später am Tag auf den Panels vorstellen.

Wirklich gut besucht waren die aber immer nur dann, wenn dort auch Promis saßen – ob international oder national: egal. Dazu gehörte beispielsweise ein Gespräch zwischen dem Highsnobiety-Gründer David Fischer, dem kanadischen Topmodel Winnie Harlow und dem Kreativchef von H&M Jörgen Andersson zum Thema markenübergreifende Kollaborationen. Sowohl H&M als auch Highsnobiety sind bekannt dafür, sich mit anderen Modehäusern, Designern von außerhalb oder auch Akteure aus anderen Brachen zusammenzutun.

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Auch das Panel mit der Überschrift „The other Runway“, der andere Laufsteg – womit der rote Teppich gemeint ist – stieß auf reges Interesse. Hier durfte Podcaster und Tokio Hotel-Sänger Bill Kaulitz zusammen mit Stylistin Julia von Boehm und Designer Daniel del Core Experte sein. Man erfuhr, dass ein „guter rote Teppich-Look“ sowohl zeitlos sein muss (das sagt die Stylistin), Spaß machen und riskant sein darf (sagt der Sänger) oder irgendwo dazwischen liegen kann (sagt der Designer). Wieder was gelernt!

Promis auch im Publikum

Natürlich tummelte sich auch unter den Gästen der ein oder andere Promi – sich für Mode zu interessieren, gehört immer noch zum guten Ton. Gesichtet wurden unter anderen die Moderatorin Palina Rojinski, die Influencerin Stefanie Giesinger und Teile des TikTok-Phänomens Elevator Boys.

Gegen späten Nachmittag sollte die Veranstaltung dann doch noch Ausblicke bieten. Weil man ja schonmal da war, verlieh die deutsche „Vogue“ auch ihren erstmals ausgelobten Modepreis „FCG/VOGUE Fashion Fund“ an die Berliner Designerin Kasia Kucharska. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro, diversen Kommunikationsleistungen, der Produktion einer Fashion Show zur Berlin Fashion Week im Februar 2025 sowie einem Business Mentoring-Programm im Gesamtwert von 100.000 Euro dotiert.

Zu den sechs weiteren Finalisten gehörten die zu einem Großteil ebenfalls in Berlin ansässigen Labels Lou de Bètoly, Lueder, Namilia, Richert Beil, SF10G und Sia Arnika.

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