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Papillon Terrassen Opening

© Papillon

Anti-Berghain im Berliner Westen: Das Influencer-Lokal Papillon feiert seine neue Terrasse

In Berlin findet jeder sein passendes Örtchen. Wer zum Beispiel auf das Klischee der französischen Riviera steht, der könnte hinter einem S-Bahnbogen am Bahnhof Zoo ganz gut aufgehoben sein.

Stand:

Seit einigen Jahren residiert in den S-Bahnbögen hinterm Bahnhof-Zoo ein Restaurant namens Papillon. Ein ziemlich mysteriöser Ort, irgendwo zwischen provisorischer Polizeistation, der Stadtmission und dem Busbahnhof versteckt. Einzig ein paar Abbildungen von Schmetterlingen auf der schwarzen Tür, geben einen Hinweis – zumindest für jene Besucher, die des Französischen mächtig sind.

Warum der Laden Papillon, also Schmetterling, heißt, bleibt zunächst ein Rätsel. Es könnte daran liegen, dass es sich hier um ein Lokal handelt, das gerne von Influencern und ähnlichen Gestalten angesteuert wird. Flatterhafte Geschöpfe mit Hang zur auffälligen Garderobe also, die sich der bunten Motten gleich, nach Scheinwerferlicht sehnen. Oder es könnte daran liegen, dass man hier möglichst viel sein will, aber auf keinen Fall Berlin. Ganz vielleicht liegt es aber auch daran, dass der Betreiber einst Partys mit dem Titel „Butterfly Effect“ schmiss.

Gelockt werden die illustren Gäste jedenfalls mit der „Dinner & Dance Experience“, das bedeutet: Nach dem Abendbrot legt ein DJ auf und man darf tanzen. Außerdem mit instagrammablem Interieur, neudeutsch: Die Einrichtung macht sich gut auf Fotos. Übersetzt: 70er Jahre Hotel-Lobby-Glamour, klare Formen und Kanten und dem Hautbild schmeichelndem, gedimmtem Licht.

Moderatorin Bettina Cramer und Kunstturner Philipp Boy winken ausnahmsweise mal keinen Fans. Die mussten nämlich draußen bleiben.

© STEFFEN SINZINGER

Darum soll es an dieser Stelle aber eigentlich gar nicht gehen. Weil der Laden seit Eröffnung 2023 brummt, konnte man jetzt an- beziehungsweise ausbauen. Das Papilion hatte Mitte der Woche zur großen Eröffnungssause für die neue Terrasse eingeladen. Eine Art verspiegelter Hinterhof, den man nach dem Durchqueren des eigentlichen Restaurants erreicht. Zahlreiche Lavendelpflanzen, ein allgemein pastelliges Farbkonzept und kleine Sonnenschirmchen erinnern hier tatsächlich ein klein wenig an Südfrankreich. Oder wenigstens eine stereotype Vorstellung davon.

Die S-Bahn im Lavendelfeld

Die zahlreichen Gäste, darunter etwa die Moderatorinnen Tanja Bülter und Bettina Cramer, der ehemalige Kunstturner Philipp Boy, die Schauspielerin Mariella Ahrens, eine ehemalige Assistentin von Bill und Tom Kaulitz oder eine ehemalige Teilnehmerin der Reality-TV-Sendung „Princess Charming“, freuten sich wie Bolle. Auch wenn auf der Einladung kein Dresscode stand, hatten sich alle dem Klischee entsprechend in Schale geworfen.

Raffiniert: Moderatorin Tanja Bühler setzt im Frühling auf den Blumenprint.

© STEFFEN SINZINGER

Weite, weiße Blazer, ausladende Sonnenhüte, großformatige Blumenprints und übergroße Sonnenbrillen. Ja, ja, wüsste man es nicht besser, man könnte meinen, man sei an der Riviera. Oder eben in Düsseldorf, oder vielleicht sogar in München. Alles in allem lässt sich die Atmosphäre wohl am besten mit „Anti-Berghain“ zusammenfassen – und das hat schon einen Wert an sich.

Wer sich schon immer fragte, warum in Berlin alle Schwarz tragen, findet hier jedenfalls die Antwort: In Berlin tragen gar nicht alle Schwarz, nur die, die es nicht tun, verschanzen sich kollektiv unter oder eben hinter dem einen S-Bahnbogen in der City West.

Die vorbeirauschenden Züge können der gelösten Stimmung übrigens nichts nehmen. Im Gegenteil, das Publikum schien ganz entzückt über die regelmäßige Erinnerung an die schreckliche Welt da draußen.

Schauspielerin Mariella Ahrens träumt vielleicht von Cannes

© STEFFEN SINZINGER

Ansonsten war eigentlich alles wie immer: Vor dem gesetzten Dinner wurden eifrig Cocktails gemixt und eine Dame verteilte aus dem Bauchladen heraus Blinis mit Kaviar und Crème fraîche. Dabei zeichnet sich ein neuer Trend ab: Influencer stoßen auch mit Essen an. Solange die Kamera läuft, prosteten sie sich mit den kleinen Pfannkuchen zu, bissen einmal ab (oder taten wenigstens so) und schon war ein neuer Post im Kasten.

Außerdem fiel auf, dass viele Vertreter dieses ganz speziellen Promi-Metiers jetzt als Pärchen erscheinen. Das ist insofern praktisch, als man sich einfach gegenseitig fotografiert, die Gesprächsthemen somit auf ein Minimum reduziert sind und man so die besten Voraussetzungen für eine langlebige Beziehung hat. Einziges Konfliktpotenzial: das Bild ist verwackelt. Fast schon rührend wurde es, als eines dieser Pärchen auf ein anderes traf. Stolz wurde berichtet, man habe sich über gemeinsame Freunde kennengelernt – und nicht über Social Media! Verrückt.

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