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Neues Grün. Der Park ist gerade für 13 Millionen Euro saniert worden. 

© Wolfgang Kastl/dpa

Festival in Berlins Treptower Park: Anwohner wehren sich gegen Lollapalooza

In sechs Wochen soll das Lollapalooza-Festival im Treptower Park stattfinden, doch noch immer wird darüber gestritten. Und genehmigt ist die Musikveranstaltung auch noch nicht.

Zunächst einmal: An den Sicherheitsvorkehrungen ändert sich nichts. Man werde die Kontrollen an die aktuelle Lage anpassen, sagte ein Veranstalter am Donnerstag. Schließlich sind es noch gut sechs Wochen bis zum Lollapalooza-Festival am 10. und 11. September, nach den Sommerferien, eine gefühlte Ewigkeit. Und: Ob das Festival tatsächlich stattfindet, ist derzeit noch immer unklar. Das Genehmigungsverfahren läuft – genauso wie der Protest der Anwohner.

70 000 Menschen pro Tag werden bei dem Festival am zweiten Septemberwochenende erwartet, bei dem neben vielen anderen Radiohead, Kings of Leon, Paul Kalkbrenner und New Order auftreten sollen. Der Kartenverkauf läuft seit Monaten, das zwei Tage Ticket kostet 139 Euro, Tagesticket 79 Euro. Im vergangenen Jahr hatte das Festival auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof stattgefunden, dort leben nun aber seit ein paar Monaten Flüchtlinge. In Treptow wurde ein Ausweichstandort gefunden, der von Beginn an kontrovers diskutiert wurde.

Anwohner demonstrieren, Online-Petition läuft

Ärger gibt es nicht nur um die Grünflächen sondern auch über die Nähe des Festivals zum Sowjetischen Ehrenmal. Dagegen hatten auch mehrere Botschafter ehemaliger Sowjetrepubliken in einem Brief an den Bezirksbürgermeister protestiert. Doch nicht nur deswegen kämpft eine Bürgerinitiative gegen das Festival. Anwohner fürchten, dass die Festivalbesucher vieles von dem zertrampeln werden, was gerade für 13 Millionen Euro saniert wurde. Es gab eine Bürgerversammlung, vor zwei Wochen haben Anwohner demonstriert, knapp 6000 Unterstützer haben bereits eine Online-Petition auf change.org unterzeichnet. Sie seien nicht grundsätzlich gegen das Festival, sagt Ilona Rothin von der Bürgerinitiative Treptower Park. Nur sei der Park vor ihrer Haustür eben nicht der geeignete Ort.

Beim Lollapalooza will man sich dazu derzeit nicht mehr äußern. Offenbar bemüht sich der Veranstalter jedoch um eine Befriedung der Lage: Mehrere hundert Anwohner hatten in dieser Woche ein Angebot zur Hotelübernachtung fürs fragliche Wochenende in ihrem Briefkasten: Drei Nächte, vier Sterne.

Auch im Vorjahr war erst drei Wochen vorher genehmigt worden

Ilona Rothin und ihre Mitstreiter wollen trotzdem klagen. Das Problem ist nur, dass sie dafür derzeit noch keine rechtliche Grundlage haben. Denn das Festival ist offiziell noch gar nicht genehmigt. Das Antragverfahren für eine so große Veranstaltung sei langwierig, sagt Rainer Hölmer (SPD), Baustadtrat in Treptow-Köpenick. Man prüfe nun auf Grundlage des Berliner Grünanlagengesetzes und des Denkmalschutzrechts, die Anträge sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingegangen. „Beide Verfahren laufen noch. Es ist aber normal, dass sich das bei solchen Veranstaltungen ein bisschen hinzieht.“ Einen genauen Termin könne er leider nicht nennen. Der Veranstalter geht davon aus, die Genehmigung in zwei bis drei Wochen zu erhalten. Im Vorjahr habe man die auch erst drei Wochen vor dem Festival bekommen, hieß es.

Für eventuelle Schäden kommt der Veranstalter auf

Die Anwohner beklagen mangelnde Information. Es gebe kein Sicherheitskonzept, was nach den jüngsten Anschlägen beunruhigend sei, heißt es.

In der Antwort auf eine kleine Anfrage des Bezirksverordneten Alexander Freier stellte Stadtrat Hölmer kürzlich klar, dass 80 Prozent der mit Fördermitteln überarbeiteten Flächen durch einen Bauzaun vor dem Betreten geschützt werden müssten, der wiederum ständig durch einen Sicherheitsdienst geschützt werden müsse. Die Wiesenflächen seien nicht Teil der Aufwertung gewesen. Hölmer stellte darin auch noch einmal klar: „Sollte der Veranstalter die Auflagen nicht erfüllen wollen oder können, kann keine Genehmigung sowohl nach dem Grünanlagengesetz als auch nach dem Denkmalschutzgesetz erteilt werden.“ Für eventuelle Schäden werde der Veranstalter aufkommen.

Klar ist aber auch: Es gibt keinen Plan B. Und die Stadt wird sicher kein Interesse haben, ein ausverkauftes, international anerkanntes Festival so kurzfristig noch abzusagen.

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