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Clubben, wo einst geflogen wurde: Neues Kollektiv bringt Musik und Kultur zum ehemaligen Flughafen Tegel
Wo einst Flugzeugessen entstand, legen nun DJs auf: Das Kollektiv Khisdapaze startet Events am früheren Flughafen in Tegel. Was für die neue Nutzung geplant ist.
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Für viele Berlinerinnen und Berliner weckt die Fahrt nach Tegel Erinnerungen an eine Zeit, als man vom dortigen Flughafen noch – meist relativ unkompliziert – in die Welt fliegen konnte. Seit fünf Jahren ist dort allerdings kein Linienflugzeug mehr abgehoben. Stattdessen soll das Areal über die nächsten Jahre entwickelt werden. Unter anderem soll dort, wo seit einiger Zeit schon die Bushaltestelle „Urban Tech Republic“ steht und sich bereits einige Unternehmen angesiedelt haben, ein dauerhafter Kulturstandort mit Clubbetrieb entstehen.
Seit 2023 haben auf der Außenfläche der ehemaligen Frachtkantine schon einige Veranstaltungen stattgefunden. Nun soll sich das Angebot mit einem festen Betreiber verstetigen. Die Berliner Clubcommission, die das Projekt mitverantwortet, hat das Betreiber:innen-Kollektiv Khisdapaze e.V. am Freitag vor Ort vorgestellt.

© Carsten Koall/dpa
Zum Start der Zusammenarbeit soll am Samstag eine Open-Air-Veranstaltung mit DJs, Live-Musik und Essen stattfinden, gegen Jahresende sei zudem ein Wintermarkt mit vielen Ständen, aber auch Musik geplant, sagte Lyn Cleo Reiners von Khisdapaze. Das Kollektiv ist insbesondere für das Sägewerk-Festival bekannt, das es seit einigen Jahren in Brandenburg ausrichtet.
Im Winter, sagte Reiners, wolle man sich dann erst mal darauf konzentrieren, ein Konzept auszuarbeiten. Zum einen sei ab Frühjahr 2026 ein fester Clubbetrieb im Innenraum geplant. Zum anderen wolle man sowohl anderen Kultur- als auch sozialen Projekten einen Raum geben. „Wir versuchen zum Beispiel gerade, mit der Geflüchtetenunterkunft, die hier ja in der Nachbarschaft liegt, in Kontakt zu treten.“ Sie hoffe, auch den Bewohnern der Unterkunft eine Teilhabe an den Projekten ermöglichen zu können.
Noch erhält das Modellprojekt vom Senat 100.000 Euro Förderung, diese läuft aber im nächsten Jahr aus. Perspektivisch soll sich der Betrieb wirtschaftlich selbst tragen. Kulturstaatssekretärin Cerstin Richter-Kotowski (CDU), die ebenfalls zur Pressekonferenz geladen war, sagte, dass sich ihr Haus in den letzten Jahren für die Bedeutung von Clubkultur geöffnet habe. „Berlin hat große Leuchttürme wie die Philharmoniker, aber das macht die Stadt nicht allein aus. Die Vielfältigkeit Berlins lässt sich an so einem Projekt zeigen.“
Marcel Weber, Vorsitzender der Clubcommission Berlin, appellierte an die Politik, sich nicht immer nur mit Berlins Clubkultur zu schmücken, sondern ihr auch zu helfen. „Wenn es schon kein Geld gibt, brauchen wir zumindest weniger Vorschriften und Regeln“, sagt er. So würde man das Leben der Clubbetreiber schon deutlich erleichtern und auch neue Standorte möglich machen.
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