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Krankenpfleger Ricardo Lange

© Doris Spiekermann-Klaas TSP

„Aufgrund meiner medialen Präsenz“: Intensivpfleger Ricardo Lange soll nicht mehr in Klinik arbeiten dürfen

Eine Klinik, für die er seit Jahren tätig ist, habe ihn gesperrt, twitterte Lange - weil der Pfleger öffentlich Missstände des Gesundheitssystems anprangere.

Der Intensivpfleger Ricardo Lange darf aufgrund seiner medialen Äußerungen in einer Klinik, für die er seit drei Jahren tätig ist, nicht mehr arbeiten. Das teilte Lange, der im Tagesspiegel seit mehr als einem Jahr aus dem schweren Alltag auf den Krankenstationen berichtet, via Twitter mit.

„Nun darf ich in einer Klinik nicht mehr arbeiten, weil ich mich zu medienwirksam für die Pflege einsetze. Ich bin enttäuscht!“, postete er am Sonnabend. Mehr als 1600 Mal wurde der Eintrag bis zum Abend auf der Plattform geteilt.

Bisher hätten sich die negativen Auswirkungen seiner Bemühungen für eine bessere Patientenversorgung auf Beleidigungen beschränkt, schrieb Lange. Nun jedoch sei er in einem Krankenhaus, das er namentlich nicht nennen wolle, gesperrt worden.

[Lesen Sie hier den Tagesspiegel-Plus-Artikel „Berliner Intensivpfleger an der Corona-Front: Wir sind trotzdem voll, und es gibt weiterhin zu wenig Pflegekräfte“ (T+)]

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Ihm sei mittgeteilt worden, dass all seine Dienste storniert worden seien, erläutert Lange später am Telefon. Er habe in der Klinik angerufen, nachgefragt, warum. „Aufgrund meiner medialen Präsenz, wurde mir gesagt.“

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Eine rechtliche Handhabe hat der Pfleger nicht: Er ist über eine Leiharbeitsfirma beschäftigt, nicht fest angestellt – und die betreffende Klinik kann frei entscheiden, welche Dienstleistungen, sprich Pflegekräfte, sie bucht und welche nicht. „Offiziell würden sie den wahren Grund für meine Sperrung natürlich nie zugeben“, sagt Lange. „Man ist machtlos. Kein schönes Gefühl.“

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Der Pfleger engagiert sich seit längerem für eine Verbesserung des Gesundheitssystems – auf Twitter und Instagram, aber auch in Gesprächen mit Politikern und seinen wöchentlichen Tagesspiegel-Berichten aus dem Alltag auf der Intensivstation. Er spricht sich unter anderem gegen eine Privatisierung der Kliniken aus. Aber auch gegen eine Politik, die ebenjene Krankenhäuser dazu zwingt, Geld auf Kosten von Personal und Patienten zu erwirtschaften.

Den Namen der privaten Klinik, die ihn nun gesperrt habe, gibt Lange bewusst nicht preis - auch nicht auf Nachfrage des Tagesspiegels. „Ich finde, das gehört sich nicht. Ich will fair bleiben und glaube an Moral.“ Er vergleiche das gern mit einem Fußballspiel: „Derjenige, der unfair spielt, kriegt am Ende die Rote Karte.“

[Lesen Sie hier den Tagesspiegel-Plus-Artikel: Intensivpfleger Ricardo Lange trifft Olaf Scholz: „Bisschen was haben wir hingekriegt“ – „Bekommt man nicht so mit!“ (T+)]

Es sei ihm bei seinen öffentlichen Äußerungen immer um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Patientenversorgung gegangen – nie um einen persönlichen Rachefeldzug oder darum, eine einzelne Klinik durch den Dreck zu ziehen. „Die Klinik ist ja auch dem unterlegen, was politisch gewollt ist.“ Aber er wolle eben auch öffentlich machen, wie es Leuten ergehen kann, die Missstände anprangern.

Die Reaktion der Klinik mache ihn traurig – gerade, weil er immer loyal gewesen sei. „Ich habe das Krankenhaus nie schlechtgemacht, nicht bestohlen, habe Interviews, die in oder vor der Klinik stattfinden sollten, immer abgelehnt – niemand sollte meinen Arbeitsplatz erkennen.“ Als sein Hund im Sterben lag, habe er sich trotzdem zum Frühdienst überreden lassen. „Das ist ein Schlag ins Gesicht." Die Hoffnung allerdings, dass es sich bei der Sperre lediglich um ein Missverständnis handele, habe er noch nicht aufgegeben.

Was ihn positiv stimme: Die große Unterstützung, die er auf seinen Tweet hin erfahren habe. „Viele Menschen haben mir Support angeboten: Politiker, Ärzte, Anwälte. Da merkt man: Man ist doch nicht so allein.“

Auch andere Kliniken, die seine Sperrung mitbekommen hatten, hätten ihn bereits kontaktiert und ihm Arbeit angeboten. „Letztendlich werden wir eine Verbesserung des Gesundheitssystems nur gemeinsam schaffen“, sagt Lange. „Nicht gegeneinander, nicht Kliniken gegen Pflegekräfte.“

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