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Autonome Busse und gemeinsame App: Hamburg und Berlin wollen beim Nahverkehr zusammenarbeiten
Die beiden größten deutschen Städte beschließen eine strategische Partnerschaft bei Bus und Bahn. In allen Themen des öffentlichen Nahverkehrs will man künftig zusammenarbeiten.
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Berlin und Hamburg haben eine „strategische Partnerschaft“ bei Bus und Bahn vereinbart. Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) und Hamburgs Senator Anjes Tjarks (Bündnis 90/Grüne) unterschrieben am Mittwoch ein „Memorandum of Understanding“, um in sämtlichen Themen des öffentlichen Nahverkehrs künftig gemeinsam zu arbeiten.
„Im Kern geht es darum, das Know-how der Verkehrsunternehmen, Verbünde und Verwaltungen in Berlin und Hamburg zu bündeln, um gemeinschaftlich an zukunftsfähigen Lösungen zu arbeiten“, hieß es anschließend.
Dazu gehören Aufgaben wie das automatisierte Fahren, Gestaltungsfragen im öffentlichen Raum beispielsweise bei Bushaltestellen, Anforderungen an die Fahrzeugbeschaffung oder technischen Fragen bei Mobilitäts- und Vertriebsplattformen. Zeitpläne für die Kooperation der beiden größten deutschen Städte gibt es nicht.
Eine gemeinsame App für Hamburg und Berlin
Hamburgs Senator Tjarks nannte als erstes Beispiel die Entwicklung einer gemeinsamen App für Fahrgäste. So konnte er bei der Anreise nach Berlin mit seiner App des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) keinen E-Scooter der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) nutzen, obwohl der Anbieter der Roller in beiden Städten der gleiche sei. Durch das Deutschland-Ticket sei der Druck zu einer gemeinsamen App gewachsen, hieß es.
„Beide Stadtstaaten wollen Erfahrungen austauschen und gemeinsame Projekte entwickeln, etwa beim Aufbau von autonomen Verkehren oder der Optimierung der Pünktlichkeit von Bussen durch Digitalisierung“, beschrieb Tjarks die Zukunft. BVG-Chef Henrik Falk beschrieb das bisherige Vorgehen so: „Jede Stadt und jede Region will das Rad neu erfinden.“
Die Initiative kam von BVG-Chef Falk
Angesichts des Fachkräftemangels sei es auch bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge und Busse sinnvoll, zusammenzuarbeiten, sagte Falk. Er war bis Ende 2023 Chef der Hamburger Hochbahn, er hatte das Thema Kooperation mitgebracht nach Berlin. Falks Initiative münde jetzt „in ein gemeinsames Handeln beider Städte“, lobte Senatorin Bonde. Auch die beiden Verkehrsverbünde Hamburg und Berlin-Brandenburg wollen enger zusammenarbeiten.
Alle Verkehrsunternehmen haben zwei Revolutionen vor sich oder sind schon mittendrin: die Umstellung der Busse auf Batteriebetrieb sowie das autonome, also fahrerlose Fahren. Bei der Umrüstung auf E-Betrieb hat die BVG aber auf die Bremse getreten. Weil der Bau neuer Betriebshöfe mit Ladeinfrastruktur länger dauere, wurde zuletzt nur die mit dem Hersteller vereinbarte Mindestmenge bestellt. Berlin hatte angekündigt, die gesamte Flotte bis 2030 umzurüsten. Ob das klappt, ist offen. Hamburg hat sich 2033 zum Ziel gesetzt.
Hamburg testet bereits das autonome Fahren
Schneller ist dagegen die Hansestadt beim autonomen Fahren. „Die Fahrzeuge kommen, dann müssen wir sie nutzen“, sagte Tjarks. Es sei keine Frage ob, sondern wie.
Hochbahn-Chef Robert Henrich sagte, dass die ersten Fahrzeuge schon getestet werden, noch ohne Fahrgäste allerdings. Im Juni 2025 werde der Betrieb mit Fahrgästen starten, sagte Henrich. Ende 2026/Anfang 2027 könne der wirklich fahrerlose Betrieb starten, hätten die Hersteller versprochen, sagte Henrich. Bislang waren und sind bei solchen Tests immer noch Begleiter an Bord, wie zuletzt bei einem Test der BVG in Tegel.
Falk sagte, er hoffe, ebenfalls 2027 starten zu können, und zwar mit fünf bis zehn Fahrzeugen. Wo genau die neue Technik in Hamburg und Berlin getestet werde, wollten weder Henrich noch Falk sagen. Für Berlin solle die Entscheidung noch 2024 getroffen werden, sagte der BVG-Vorstand.
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