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Rund 60 Bäume stehen auf dem Mittelstreifen des Tempelhofer Damms in Berlin-Tempelhof.

© Sigrid Kneist

Bäume müssen Autos weichen: Planungen für Großbaustelle auf Tempelhofer Damm

Im kommenden Jahr wird es eine Großbaustelle auf dem Tempelhofer Damm geben. Damit der Verkehr dort weiter fließen kann, müssen Bäume fallen

Derzeit wird in Tempelhof-Schöneberg immer noch heftig über die Auswirkungen und langfristigen Folgen der U-Bahn-Bauarbeiten am Tempelhofer und Mariendorfer Damm diskutiert. Währenddessen werden jetzt Details der Planungen für die Großbaustelle am Tempelhofer Damm bekannt, die im kommenden Jahr eingerichtet werden soll und einige Jahre dauern wird. Die Wasserbetriebe wollen ihre mehr als 100 Jahre alten Wasserleitungen zwischen Platz der Luftbrücke und Borussiastraße erneuern.

Auch die BVG sowie die Versorgungsunternehmen Gasag, Vattenfall und Telekom werden diese Zeit nutzen, um ihre Infrastruktur in dem Bereich zu sanieren und zu erneuern. Die Planungen für die Großbaustelle haben bereits vor vier Jahren begonnen. Sie soll ein Modellprojekt für eine übergreifende Baustellenkoordination sein. Die Bauarbeiten sollen Ende des kommenden Jahres beginnen.

Bäume auf dem Mittelstreifen werden gefällt

Die Antwort des Senats auf eine schriftliche Anfrage des CDU-Abgeordneten Christian Zander hat jetzt die Grünen im Bezirk hellhörig gemacht. Zander hatte unter anderem danach gefragt, wie viele Bäume in diesem Bereich den Bauarbeiten zum Opfer fallen werden.

Vor allem die Bäume auf dem Mittelstreifen werden gefällt, ebenso einige wenige auf dem Bürgersteig. „Grundsätzlich sind die Arbeiten der Berliner Wasserbetriebe so geplant, dass im Bereich von Bäumen und deren Wurzelwerken grabenlose Bauweisen oder Neutrassierungen geplant werden, um Baumfällungen zu vermeiden und den Charakter des Tempelhofer Dammes möglichst zu erhalten“, hieß es. Das bezieht sich aber vor allem auf die Bäume neben der Straße. Auf dem Mittelstreifen werden die Bäume wohl komplett gefällt werden müssen.

Nach den bisherigen Planungen soll der Grünstreifen in der Straßenmitte komplett verschwinden, damit dort während der Bauarbeiten der Autoverkehr mit jeweils zwei Fahrspuren pro Richtung geführt werden kann, wenn eine Straßenseite wegen der Bauarbeiten im Untergrund gesperrt werden muss. Diese Notwendigkeit stellen die Grünen in Frage. „Bei einer alternativen Verkehrsführung muss das aber gar nicht sein“, sagen sie.

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Sie haben in der Bezirksverordnetenversammlung einen Antrag eingebracht, mit dem sie die Fällung der Bäume verhindern wollen. Der Antrag wird jetzt im Ausschuss für Straßen, Verkehr und Grünflächen beraten.

Das Bezirksamt solle sich bei den verantwortlichen Stellen für ein „schonendes Vorgehen“ und eine entsprechende Verkehrsführung einsetzen. Außerdem solle man bei den Bauarbeiten soweit wie möglich zusätzliche Bodenversiegelungen vermeiden. „Im Interesse von Klima- und Umweltschutz muss sich der Bezirk hier unbedingt für die Erhaltung der Bäume stark machen“, sagt die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Astrid Bialluch-Liu.

Der älteste Baum wurde 1964 gepflanzt

Um wie viele Bäume geht es? Sowohl die zuständigen Abteilungen des Bezirksamts als auch die Wasserbetriebe können die Zahl noch nicht genau nennen. Laut dem Grünen-Bezirksverordneten Ralf Kühne sind es rund 60 Bäume, die in diesem Abschnitt auf dem Mittelstreifen stehen. 80 Prozent von ihnen sind auch in einer Liste aufgeführt. Darunter sind Platanen, Ahorne, Linden, Eichen – viele von ihnen sind schon mehrere Jahrzehnte alt. Dazu kommen noch diverse Sträucher und Büsche. Der älteste Baum ist eine ahornblättrige Platane. Sie wurde 1964 gepflanzt, ist inzwischen 15 Meter hoch und hat einen Stammumfang von 195 Zentimetern.

Wenn Bäume für Bauarbeiten gefällt werden müssen, ist der Bauherr verpflichtet, Ausgleichspflanzungen zu finanzieren. In welcher Größenordnung dies geschehen muss und wo genau Bäume gepflanzt werden sollen, steht bisher nicht fest. Die Fällungen sind auch noch nicht beantragt worden.

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