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Kein RE1-Zug nach Frankfurt.

© dpa/Patrick Pleul

Bahn verärgert Kunden und die Odeg: Chaos auf der Strecke von Berlin nach Frankfurt (Oder)

Die Deutsche Bahn hat ohne Vorankündigung die gesamte Strecke von Berlin nach Frankfurt (Oder) gesperrt. Die Odeg, die den wichtigen RE1 betreibt, reagierte verärgert – und die Fahrgäste auch.

Das Chaos auf der Strecke nach Frankfurt (Oder) weitet sich aus. Die Züge der Linie RE1 entfallen jetzt zwischen Berlin-Ostkreuz und Frankfurt (Oder) komplett. Grund sind kurzfristig angekündigte weitere Bauarbeiten der für das Schienennetz zuständigen Deutschen Bahn.

Schon in der letzten Märzwoche war die Strecke ab Berlin gesperrt, seit Anfang April dann von Erkner nach Fürstenwalde. In dieser Zeit sollte die Brücke über die Autobahn A10 saniert werden. Fernzüge nach Polen entfallen, wie berichtet, komplett.

Nun fallen erneut die Züge auch zwischen Berlin und Erkner aus. „Ein Ersatzverkehr mit Bussen wird zwischen Berlin-Ostkreuz, Erkner, Fürstenwalde (Spree) und Frankfurt (Oder) eingerichtet“, teilte die Odeg mit. Und: „Aufgrund der kurzfristigen Ankündigung durch die DB Netz AG kann die Odeg die notwendigen Schienenersatzverkehrskonzepte erst jetzt entwickeln und die Fahrgastinformationen nur einen Tag vor Beginn der Maßnahme veröffentlichen.“

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Nahezu gleichlautend hatte sich die private Odeg Ende März über die Bahn beklagt. Laut Odeg gibt es mehrere Busersatzlinien, unter anderem einen Express-Bus. Reisende berichten in sozialen Netzwerken aber von chaotischen Szenen und langen Wartezeiten.

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Die Bahn rechtfertigt sich: „Die DB bündelt möglichst viel Bauleistung, um die Einschränkungen für die Fahrgäste letztlich so gering wie möglich zu halten“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Dies sei im Februar auch angekündigt worden, so der Sprecher.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit: Im Februar hatte die Bahn nur von einer Sperre zwischen Berlin und Fürstenwalde gesprochen. Nun werden kurzfristig auch Schienen und Weichen bis Frankfurt erneuert sowie mehrere Bahnübergänge saniert. „Wir bedauern, dass aufgrund der Komplexität der Planungen und Abstimmungen im Zusammenhang mit der Bündelung der verschiedenen Arbeiten die Information über die Auswirkungen in diesem Fall erst kurzfristig erfolgen konnte.“

Fahrgäste sind die Leidtragenden. Da derzeit auch bei der S-Bahn zwischen Karlshorst und Friedrichshagen wegen Bauarbeiten nur Busse fahren, beträgt die Fahrzeit derzeit zwischen 2.20 und 2.45 Stunden – inklusive ein bis drei Umstiegen. Grund ist der Neubau des Bahnhofs Köpenick. Für Pendler sind die Fahrzeiten vollständig unattraktiv. Die Odeg betreibt die wichtigste RE-Linie in der Region seit Dezember 2022 im Auftrag des Verkehrsverbundes VBB.

Unbefriedigend ist auch der Verkehr nach Polen: Die Eurocity-Züge nach Posen, Warschau oder Breslau starten und enden an der Grenze in Frankfurt (Oder). Laut Fahrplanauskunft der Bahn soll der Ersatzbus vom Berliner Hauptbahnhof dorthin genau zwei Stunden benötigen, hinzu kommt eine Viertelstunde Umsteigezeit. Die Fahrzeit verlängert sich um etwa 80 Minuten.

Vier Stunden Fahrzeit nach Frankfurt: So verwirrt die Bahn ihre Fahrgäste.
Vier Stunden Fahrzeit nach Frankfurt: So verwirrt die Bahn ihre Fahrgäste.

© Jörn Hasselmann

Chaotisch ist auch drei Wochen nach Baubeginn die Information in der elektronischen Fahrplanauskunft „DB-Navigator“. Dort wurde zum Beispiel am Montagnachmittag ein Eurocity (Nightjet) angezeigt, der um 15.18 Uhr ab Gesundbrunnen fahren sollte – Ankunft in Frankfurt nach knapp vier Stunden um 19.10 Uhr, die Weiterfahrt nach Breslau um 19.49 Uhr. Zudem gab es den Hinweis „Alternativen Bahnhof beachten“.

Erklärt wurden weder die völlig unverständliche Fahrzeit noch der „Alternative Bahnhof“. Die normale Fahrzeit betrug bislang 54 Minuten. Alle anderen Eurocity-Züge nach Polen werden seit Anfang April bis Frankfurt durch Busse ersetzt. Tatsächlich fährt mit der gleichen Nummer „457“ auch ein Bus nach Frankfurt. Der Hinweis, dass die Reise auch doppelt so schnell gehen kann, fehlt bei EC 60457. Ein Bahnexperte sagte, dass dieser eine Zug über Cottbus nach Frankfurt umgeleitet wird – ein extremer Umweg.

Auf möglichen Ausweichstrecken wird ebenfalls gebaut

Mehr als 30 Jahre nach der Wende sind die Bahnstrecken nach Polen weitgehend noch auf Nachkriegsniveau. Gerade die „Ostbahn“ nach Küstrin könnte für die auch ohne Baustellen überlastete Hauptstrecke nach Frankfurt eine Alternative bieten. Früher konnte der Berlin-Warschau-Express über die Ostbahn umgeleitet werden, das geht derzeit nicht. Denn frühestens im Dezember wird die neue Brücke über die Oder fertig, Züge fahren derzeit nur bis Küstrin. Eigentlich sollte die Brücke im Dezember 2022 fertig sein. Auch dies hatte die Bahn nicht von sich aus kommuniziert, bekannt wurde die Verlängerung der Bauzeit durch einen Bericht im Tagesspiegel. Seit Dezember 2021 fahren Kleinbusse zwischen Küstrin auf deutscher Seite und Kostzryn, auch dort verlängert sich die Fahrzeit erheblich.

Schon im Januar war die Odeg über drei Wochen lang Opfer des Baustellenmanagements der Deutschen Bahn. Wegen einer defekten Weiche fiel die Regionalbahnlinie 37 zwischen Wannsee und Michendorf komplett aus. Zunächst hatte DB Netz der Odeg eine Störungsdauer von wenigen Tagen angekündigt. Dass dies nicht gehalten werden konnte, liege an der fehlenden Verfügbarkeit des Kranes, hatte ein Bahnsprecher damals gesagt.

Zuletzt hatte die Bahn Kunden eines privaten Nachtzuges verärgert. Ohne Ankündigung war der Zug eine halbe Stunde vor der angekündigten Abfahrt losgefahren. Der Fahrgastverband Pro Bahn reichte Beschwerde beim Eisenbahnbundesamt ein und verlangte, dass die Aufsichtsbehörde die Missstände abstellt. Die Initiative für mehr Nachtzüge „Back-on-Track“ kritisierte, dass die DB weiterhin „Nachtzüge anderer Bahnen ausbremst und deren Kundschaft vergrault“.

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