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Berlin: Ballack aus Legosteinen

Im neuen „Discovery Centre“ bei Sony gibt es auch ein Figurenkabinett Kinder testeten vor der Eröffnung das Angebot

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Nach zehn Minuten bricht das Mädchen aus der ersten Reihe in Tränen aus. Speere, die auf einen zufliegen, Spinnen, die bis kurz vors Gesicht krabbeln, Wind, Regen, Schnee. Das ist Kino zum Fürchten. Paul, ein Fünfjähriger aus der zweiten Reihe, hält es dagegen vor Begeisterung nicht mehr auf seinem Sitz. „Ich bin ja wirklich im Film.“

Vierdimensionales Kino, das ist eine der Mutproben auf dem abenteuerlichen Streifzug durch das „Legoland Discovery Centre Berlin“. Sieben Millionen Euro hat das weltweit erste Indoor-Legoland im Sony Center am Potsdamer Platz gekostet. Entstanden ist ein überdachter Spielplatz der Extraklasse. Am Sonnabend, 31. März, soll er eröffnet werden. Vorab durften schon mal die Kinder der Freien Grundschule Pfefferwerk das neue Legoland testen.

Der Abenteuer-Parcours beginnt ganz friedlich, mit einem „Professor Stein auf Stein“, der in Clownsmanier durch die Maschinerie einer Legosteinfabrik führt. Weil nicht alles richtig funktioniert, müssen die Kinder mit dem Betätigen roter Riesenknöpfe oder stimulierendem Hopsen nachhelfen. Professor Stein auf Stein ist professioneller Schauspieler und einer von rund 20 Betreuern, die minderjährigen Legoland-Reisenden bei allen Unwägbarkeiten zur Seite stehen sollen.

Die anschließende Etappe führt durch den Legobastelraum mit Millionen großer und kleiner Steckelemente zum Türme- und Fahrzeugbau. Alles, was rollt, kann auf einer Teststrecke sofort auf seine Widerstandskraft bei hohen Geschwindigkeiten untersucht werden. Alles, was steht, kommt auf den Erdbebensimulator. Der ist fest in der Hand des männlichen Nachwuchses. Alexander, ein extrovertierter Sechsjähriger, hat ein Haus gebaut, das selbst der höchsten Erdbebenstufe standhält. Nur die Palme auf dem Dach ist abgebrochen. „Scheint stabil zu sein, ist ja krass.“ Dann hilft Alexander mit beiden Händen kräftig nach. Endlich ist das Haus in Trümmern. Die umstehenden Jungs krakeelen.

Michelle, 7 Jahre, baut lieber still für sich an einem Endloszug mit Menschen und Tieren als Fahrgäste. „Ich warte eigentlich, dass der Dschungel endlich aufmacht.“ Der Abstecher durch den Urwald führt vorbei an Schlangen und Tigern aus Legosteinen. Sie sind stumm und unbewegt wie im Naturkundemuseum. Statt Gebrüll und Gruselei gibt es einen Fragebogen zum Rubbeln in die Hand. Hier kann sich das pädagogische Gewissen der Eltern nachhaltig beruhigen. Bevor es dann im „4-D-Kino“ auf eine harte Probe gestellt wird.

Der Film „Der Zauberschwur“ zeigt recht kriegerisch veranlagte Legomännchen. Die einen halten sich in einer Ritterburg verschanzt – das sind die Guten. Die Bösen sehen aus wie wandelnde Skelette und greifen die Guten an. Es wird eifrig gemetzelt, wobei die Trickfilmanimation kein „echtes“ Blut fließen lässt. Auf Kommunikation haben die Macher bis auf ein paar rudimentäre Lautmalereien verzichtet. Die Handlung ist zweitrangig. Was bei den Besuchern haften bleibt, sind die täuschend echten Effekte. Und beim fünfjährigen Paul das wohltuende Gefühl, am Ende zu den Siegern zu gehören. „Geschafft. Wir haben gewonnen!“

An die Bedürfnisse der Erwachsenen wurde auch gedacht. Mit rund fünf Millionen Steinen haben Bauleute aus der Legoland-Hauptstadt Billund in Dänemark Berliner Stadtviertel inszeniert – Reichstag, Pariser Platz, Hackesche Höfe, die Stadtbahn-Viadukte. Eine Traumstadt en miniature, perfekt illuminiert, ohne Hundedreck und Graffiti.

In einem Figurenkabinett stößt der Legoland-Reisende auf Klaus Wowereit. Aus Legostein wirkt er leider viel älter als der echte. Michael Ballack sieht nur halb so gut aus wie auf dem richtigen Rasen. Und Marlene Dietrichs Haarfarbe sieht aus wie aus dem Tuschkasten. Lego ist für Menschen einfach nicht der richtige Baustoff. Für ein Foto mit Lego-Wowi reicht die Ähnlichkeit aber aus. Ein Wermutstropfen ist der Preis: 14,50 Euro für Erwachsene, 11 Euro für Kinder von 3 bis 11 Jahren. Schulklassen werden mit einem Sonderpreis von 4,50 Euro pro Kind gelockt. Zwei Stunden kann man die Zeit vergessen, an 365 Tagen im Jahr. Der Betreiber, die „Merlin Entertainments Group“, auch für das Sealife-Center im Dom-Aquaree zuständig, rechnet mit 300 000 Besuchern im Jahr.

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