zum Hauptinhalt
Die TVO soll von der Wilhelm-Spindler-Brücke über die Straße An der Wuhlheide geradeaus in den Wald führen.

© Stefan Jacobs

Update

Bau vernichtet mehr Wald als geplant: Naturschutzverband lehnt geplante Berliner Schnellstraße TVO ab

Der Nabu kritisiert die Pläne der Tangentialen Verbindung Ost. Eine Prüfung habe ergeben, dass fast anderthalbmal so viel Wald verschwinden würde als bisher bekannt.

Stand:

Der Nabu Berlin lehnt das Straßenneubauvorhaben der Tangential Verbindung Ost (TVO) ab. Stattdessen fordere der Naturschutzbund eine umfassende Prüfung der Planung sowie einer „qualifizierten Nullvariante“, die massive Eingriffe in die Natur verhindern könne, heißt es in einem Statement.

Kritisch sei die durch den Bau einhergehende Zerstörung von 22 Hektar Wald, teilte der Nabu mit. Davon sollen 3,3 Hektar alte, gesetzlich geschützte Waldökosysteme sein. „Damit würde die 7,2 Kilometer lange TVO fast anderthalbmal so viel Wald kosten wie bislang bekannt“, so der Naturschutzbund. Die Differenz erkläre sich durch die Rodung für die Baustelleneinrichtung.

Das überwiegende öffentliche Interesse am Neubau einer vierspurigen Schnellstraße in Zeiten der Klimakrise muss unbedingt hinterfragt werden.

Juliana Schlaberg, Teamleiterin Naturschutz des NABU Berlin. 

„Das überwiegende öffentliche Interesse am Neubau einer vierspurigen Schnellstraße in Zeiten der Klimakrise, der zudem mit einer drastischen Naturzerstörung einhergeht, muss unbedingt hinterfragt werden“, sagt Juliana Schlaberg, Teamleiterin Naturschutz des Nabu Berlin.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Waldausgleich ist ungenügend

35,7 Hektar Fläche würden dauerhaft versiegelt werden, von denen den Planungen zufolge nur 7,6 Hektar außerorts ausgeglichen werden sollen. „Auch nach der Kompensation bleibt also ein riesiges Defizit bei der Waldzerstörung und der Versiegelung“, sagt Schlaberg. „Außerdem führt die TVO zu einer weiteren Fragmentierung der Wuhlheide und des Biesdorfer Busches. Das sind jedoch beides wichtige Lebensräume für bedrohte Arten und beliebte Naherholungsgebiete für die Berliner*innen.“

22
Hektar – um so viel Wald geht es laut Nabu

Alte Ökosysteme und Eichenwälder wie in der Wuhlheide würden nicht ohne weiteres ersetzbar sein. Der Nabu kritisiert zudem, dass der neu geplante Ausgleich durch Waldflächen auf den ehemaligen Baustellen und Splitterflächen wegen der schlechten Standortbedingungen nicht gedeihen würde. Sie dürften daher nicht als Ausgleich gerechnet werden.

Nahverkehrstrasse würde verhindert werden

„Ein besonderer Schildbürgerstreich ist es, dass weitere Ausgleichsflächen auf der zukünftigen Nahverkehrstrasse (NVT) liegen“, kritisiert Schlaberg, „wenn dann die Bahnstrecke gebaut wird, müsste man die frisch angelegten Waldflächen nach ein paar Jahren gleich wieder abholzen.“ Die TVO würde somit den Bau der Nahverkehrstangente verhindern. Der Senat müsse laut Nabu nun die Prüfung einer „qualifizierten Nullvariante“ nachholen, da die Trasse der TVO methodisch fehlerhaft sei.

Die qualifizierte Nullvariante ist eine Alternative, bei der das Straßenbauprojekt TVO nicht umgesetzt wird. Stattdessen würden bestehende Straßen so umgebaut und ertüchtigt, dass sie den prognostizierten zusätzlichen Verkehr aufnehmen können, ohne eine neue Trasse durch Wälder und Naturgebiete zu bauen.

Auf einer Länge von rund 7,2 Kilometern soll zwischen der Märkischen Allee im Bezirk Marzahn-Hellersdorf und der Spindlersfelder Straße im Bezirk Treptow-Köpenick die neue Straßenverbindung entstehen. Das Straßenbauprojekt ist hochgradig umstritten. Erst im Mai hatte die Polizei ein Protestcamp von Umweltschützern mit Baumhäusern im Berliner Park Wuhlheide in Köpenick geräumt. Die Baumbesetzer protestierten gegen die geplante Rodung von Wald für die Tangentiale Verbindung Ost.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })