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Mehr Touristen in Brandenburg: Bei Polen und Schweizern beliebt

Oh, wie schön ist es zwischen Spreewald und Sanssoucis: Das Tourismusgeschäft in Brandenburg boomt. Und das Land will noch stärker um ausländische Gäste werben. Bei Schweizern und Polen hat es funktioniert.

Von Matthias Matern

Die Polen kommen zum Shoppen und Baden, die Niederländer zum Radeln und Schippern – und die Schweizer? „Die preußischen Schlösser und Gärten sind bei uns durchaus ein Begriff. Auch die Weite der Landschaft und die in großen Teilen noch unberührte Natur haben ihren Reiz. Das haben sie bei uns in der Schweiz nicht mehr“, meint Beat Knecht vom Schweizer Reise-Verband in Zürich, der Dachorganisation aller Schweizer Reisebüros und Reiseveranstalter. Mit einem Plus von 30,9 Prozent sind die Eidgenossen nach Angaben des Landesstatistikamtes mittlerweile die drittgrößte Gruppe ausländischer Übernachtungsgäste in Brandenburg. Schon ein Jahr zuvor stieg die Zahl um knapp 20 Prozent. Hauptgrund ist Experten zufolge intensive Werbung.

Mehr Touristen in Brandenburg

Insgesamt stieg die Zahl der Übernachtungen ausländischer Touristen 2013 um 3,6 Prozent auf derzeit 830 000. Das geht aus der Landestourismusbilanz hervor, die am Mittwoch in Potsdam vorgestellt wurde. Angeführt wird das Ranking der bedeutendsten ausländischen Märkte demnach wie berichtet von Polen. Die Zahl der Übernachtungen polnischer Touristen nahm um 23,5 Prozent auf 151 366 zu. Den zweiten Platz belegten laut der Jahresbilanz im vergangenen Jahr die Niederländer mit 119 023 Übernachtungen, was jedoch ein Minus von immerhin 4,3 Prozent ausmacht.

Insgesamt verzeichneten Brandenburgs Tourismusanbieter 2013 mehr als 11,5 Millionen Übernachtungen und mehr als 4,2 Millionen Gäste – besonders mit Blick auf das Hochwasser und den langen Winter nach Einschätzung von Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) ein gutes Ergebnis. „Dass die Branche trotz dieser widrigen Umstände sowohl bei den Gästeankünften als auch bei den Übernachtungen ein leichtes Plus gegenüber 2012 erzielen konnte, zeugt davon, wie gut die Branche aufgestellt ist“, erklärte der Minister am Mittwoch. Verdient wird bislang aber vor allem mit den Tagestouristen. Nach Angaben der landeseigenen Tourismusmarketinggesellschaft Tourismus Marketing Brandenburg (TMB) stammen immerhin rund 60 Prozent der Erlöse von Ausflüglern.

Es sollen noch mehr Besucher kommen

Angespornt durch die gute Entwicklung der vergangenen Jahre will Christoffers aber künftig auch noch mehr um ausländische Übernachtungsgäste werben.„Wir streben rund eine Million Übernachtungen von ausländischen Gästen an“, sagte der Minister in Potsdam. Weiteres Potenzial sieht er unter anderem bei den Polen – nicht zuletzt aufgrund der geografischen Nähe. Mehrere Einkaufs-Passagen entlang der Grenze sowie das künstliche Südsee-Paradies „Tropical Island“ in Brand (Dahme-Spreewald) haben sich deshalb bereits vor längerer Zeit auf die polnischen Besucher eingestellt, unter anderem zweisprachige Wegweiser und Speiskarten eingeführt und polnischsprachiges Personal eingestellt.

Am gestrigen Mittwoch beschloss der brandenburgische Landtag zudem, die Zusammenarbeit mit dem östlichen Nachbarn weiter auszubauen. Unter anderem soll das Schienennetz zwischen den beiden Ländern verbessert und in brandenburgischen Schulen mehr Polnisch-Unterricht angeboten werden. Für TMB-Chef Dieter Hütte ein wichtiges Signal. „Im polnischen Markt steckt für den Tourismus eine riesige Dynamik. Seit 2006, als wir mit dem verstärkten Auslandsmarketing in Polen begonnen haben, konnten wir die Übernachtungszahlen mehr als verdoppeln. Und je besser man sich kennt, umso lieber besucht man sich auch. Reiseanlässe sind ja nicht nur Urlaube; der Geschäftsreiseverkehr, der durch die engeren Beziehungen ebenfalls gestärkt wird, spielt eine große Rolle.“

Werbung für Schlösser und Gärten

Auch das verstärkte Interesse der Schweizer an Brandenburg ist nach Meinung von Harald Henning von der Auslandsvertretung der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) in Zürich auf intensives Marketing zurückzuführen. „Die Schweizer lieben Deutschland, und Brandenburg macht über die TMB bereits seit mehreren Jahren Werbung auf dem Schweizer Markt, vor allem mit seinen Schlössern und Gärten und dem Spreewald. Das schlägt sich nun in den Zahlen nieder“, sagt Henning. Kultur- und Gesundheitstourismus, dazu zähle auch der Aktivurlaub, also das Radeln und das Wandern, seien zudem derzeit die Megatrends weltweit und da habe Berlin-Brandenburg eben viel zu bieten, so der DZT-Botschafter in Zürich.

Eine große Rolle dürfte nach Einschätzung von Beat Knecht vom Schweizer Reise-Verband aber auch die Nähe zu Berlin spielen. Die Stadt sei hervorragend an die Schweiz angebunden und spiele bei der touristischen Wertschätzung seit Langem in de selben Liga wie London und Paris. „Viele Besucher nehmen sich sicher auch gerne mal einen Mietwagen und schauen sich rund um Berlin um“, so Knecht.

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