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Von mehr als tausend Fahrzeugen bei der Feuerwehr sind bislang lediglich 14 abgasfrei, wie dieses E-Löschfahrzeug, das den Berliner Brandbekämpfern 2020 übergeben wurde. Bis 2023 sollen weitere 23 Fahrzeuge dazukommen.

© imago images/Seeliger

Weiter Weg zur verbrennerfreien Zone in Berlin: Bei Polizei und Feuerwehr mangelt es an E-Autos und Ladesäulen

Berlins landeseigener Fuhrpark soll künftig ohne Benzin und Diesel fahren. Doch erst 15 Wagen der Polizei und 14 der Feuerwehr sind elektrisch unterwegs.

Bis 2030 könnte Berlins S-Bahnring eine verbrennerfreie Zone werden – so wollen es zumindest die Grünen. Doch um bis zu einem solchen Verbot auch den landeseigenen Fuhrpark ohne Benzin und Diesel anzutreiben, wie es SPD, Grüne und Linke vereinbart haben, liegt vor dem Land noch ein weiter Weg.

Das zeigen aktuelle Zahlen zum Fahrzeugbestand aus der Antwort der Senatskanzlei auf eine Anfrage des Abgeordneten Tobias Bauschke (FDP). Demnach stehen insbesondere Polizei und Feuerwehr bis zu diesem Ziel noch vor hohen Herausforderungen.

Von 2813 Autos der Polizei sind aktuell erst 15 rein elektrisch unterwegs. Zwei davon werden mit Wasserstoff betrieben. Fast die gesamte Flotte muss noch ausgewechselt werden, wenn Berlins Zentrum zur Verbotszone für Verbrenner werden soll – denn das ist eine der Voraussetzungen, die SPD, Grüne und Linke ausgehandelt haben, ehe auch privaten Autofahrern die Fahrt mit Benziner und Diesel innerhalb des S-Bahnrings verboten wird.

Doch das Tempo beim Umbau des Fuhrparks ist noch bescheiden. Nur 30 weitere E-Autos sollen bei der Polizei bis Ende 2023 Streife fahren. Wenig fortgeschritten ist entsprechend auch die eigene Ladeinfrastruktur. Nur 18 Ladesäulen hat die Polizei berlinweit auf ihren Wachen installiert.

Für den schleppenden Ausbau gibt es praktische Gründe. Würde die Polizei ihre neuen Streifenwagen als Stromer beziehen, „würde die Zuladung um rund 150 kg sinken, die Möglichkeit des Transportes von fünf Personen zusammen mit den notwendigen Einsatzmitteln wäre dann nicht mehr möglich“, teilte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) zuletzt dem Abgeordnetenhaus zum Stand der Elektrifizierung der Flotte mit. Der Investitionsbedarf würde sich dadurch aktuell um 43 Prozent erhöhen.

„Erhebliche zusätzliche Investitionen erforderlich"

Auch bei der Ladeinfrastruktur sieht Spranger Zwänge. Allein am Standort Friesenstraße in Kreuzberg müssten für 400 Autos Lademöglichkeiten geschaffen werden. „Würde nur die Hälfte dieser Fahrzeuge eine Stunde lang gleichzeitig eine derzeit übliche Ladeleistung von 11 kW anfordern, entstünde ein Strombedarf, der dem Bedarf eines 2-Personen-Haushalts für ein Jahr entspricht“, rechnete Spranger vor.

Es sei „zweifelhaft“, ob dies allein durch ein intelligentes Lademanagement abzufedern wäre. „Hier sind sicherlich erhebliche zusätzliche Investitionen zur Ertüchtigung des lokalen Stromnetzes erforderlich.“

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Ähnlich ist die Situation bei der Feuerwehr. Auch sie besitzt unter ihren mehr als tausend Fahrzeugen erst 14, die abgasfrei zum Einsatz ausrücken können. 23 weitere Stromer kommen nach Plan bis Ende 2023 hinzu. Doch auch das ist erst ein Bruchteil. Für die Feuerwehr gelten bei der Umstellung aus technischen Gründen Ausnahmen.

Zwar gibt es mittlerweile auch ein erstes elektrisches Löschfahrzeug. Doch dass die Brandbekämpfer alle ihre Leiter- und Löschwagen ersetzen müssen, ehe das Verbrennerverbot greift, ist nicht vorgesehen. Wohl aber alle kleineren Fahrzeuge, wie Autos und Transporter.

Es fehlen Ladesäulen

Bislang sei jedoch auch bei Wagen unter 3,5 Tonnen „nur mit gezielten Beschaffungen einzelner Fahrzeuge eine Steigerung der Anzahl erfolgt“, teilte Spranger mit. Auch aktuelle Ausschreibungen für Neuanschaffungen würden „bewusst so formuliert, dass alle Antriebsarten zugelassen sind“.

In der Praxis würden jedoch „grundsätzlich keine bis sehr wenige Angebote über Fahrzeuge mit vollelektrischem Antrieb, Plug-In-Hybrid oder Erd-/Autogasantrieb abgegeben“. Ähnlich wie bei der Polizei besitzt allerdings auch die Berliner Feuerwehr bislang kaum Möglichkeiten, ihre Akkus wieder aufzuladen. Erst sieben Ladesäulen bestehen auf ihren Flächen.

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„Dass Berlin beim landeseigenen Fuhrpark auf Elektroautos setzt, ist richtig“, sagte der FDP-Abgeordnete Tobias Bauschke. Dafür müsse im Vorlauf aber die Ladeinfrastruktur auf den Betriebsflächen ausgebaut werden. „Scheitern kann dieses Projekt nur noch an der Umsetzungsschwäche dieses Senats.“

Zu wenig Ladepunkte und eine zu mangelhafte Ladeinfrastruktur schaden der Akzeptanz und dem Nutzerverhalten, sagte der FDP-Politiker. „Hier muss der Senat endlich handeln und beweisen, dass er seinem politischen Anspruch auch gerecht werden kann.“

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