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Abgefahren. Maren-Sigrid Breyer (links), ihre Tochter Mareike Biggam und Andreas Köhle betreiben das 50 Jahre alte Modellbahngeschäft am Kaiserdamm.

© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Wo Modelleisenbahnen in Fahrt geblieben sind

Seit 50 Jahren gibt es „Breyer Modellbahnen“ in Charlottenburg. Inhaberin Maren-Sigrid Breyer hat wechselvolle Zeiten hinter sich.

Als Mädchen spielte Maren-Sigrid Breyer lieber "Fußball mit Jungs" als mit ihren Puppen. Aber auch für Technik interessierte sie sich. Kein Wunder also, dass die heute 79-Jährige mit Miniaturtechnik handelt: Am kommenden Sonnabend feiert sie das 50-jährige Bestehen von „Breyer Modellbahnen“ in Charlottenburg. Von 10 bis 18 Uhr gibt es Rabatte und Getränke am Kaiserdamm 99. Den Laden führt Breyer mit ihrer Tochter Mareike Biggam und Anteilseigner Andreas Köhle.

In ihrem ersten Beruf war sie Bilanzbuchhalterin eines Steuerberaters. Mit 29 Jahren wollte sie sich selbstständig machen und eröffnete ihr Fachgeschäft zunächst an der Bismarckstraße. „Es hat mir einfach Spaß gemacht“, sagt Breyer. Mit Modelleisenbahnen und Spielzeug ging es los. Doch Mitte der 1970er Jahre „habe ich das Spielzeug rausgeschmissen, ich fand die Technik besser“. Auch viele Modellautos gehören zum Sortiment. Eine eigene Modellbahn hatte Breyer als Kind übrigens nie, was nicht zuletzt an den damals hohen Preisen lag.

Als nach fünf Jahren die Miete an der Bismarckstraße stark steigen sollte, zog die Händlerin an den Kaiserdamm um – zunächst in einen Laden, der 250 Meter vom jetzigen Geschäft entfernt lag. Aber auch dort gab es später Ärger um die Miethöhe. 2012 folgte der zweite Umzug. „Einige Kunden haben uns beim Kistenpacken geholfen“, erinnert sie sich.

Kinder mit glänzenden Augen

Aber wer verbringt seine Zeit in der Ära elektronischer Spiele und des Internets noch mit Modellbahnen und -autos? Natürlich gebe es viele „gereifte“ Stammkunden, die mit analogem Spielzeug aufgewachsen sind, sagt Andreas Köhle. Oft sieht er aber auch „Kinder mit glänzenden Augen“ vor der Modellbahnanlage im Verkaufsraum. Eltern „kommen wieder davon weg, Kinder nur vor dem Fernseher zu parken“, glaubt der gelernte Werkzeugmacher, der 2007 zum Mitinhaber des Ladens wurde. Modellhersteller hätten auf ihre Krise mit „Startpaketen“ ab 60 Euro reagiert und die Nachfrage so spürbar erhöht. Auch unter Mädchen seien Modellbahnen und Miniaturfiguren beliebt. „Manche drehen damit Filme.“

Außerdem hat sich die Technik fortentwickelt. Statt einfacher Trafos gibt es digitale Steuergeräte und Computerprogramme. Lediglich Eisenbahn-Simulationen, die Züge rein virtuell auf dem Monitor fahren lassen, führt Breyer nicht.

Modellbahn-Fans scheuen keine langen Wege

Die Kunden kommen aus ganz Berlin und dem Umland – darunter Dieter Kunze (74) aus Mahlsdorf, der anfangs im Laden am Alexanderplatz eingekauft hatte. „Ich besaß schon zu DDR-Zeiten eine Modellbahn“, erzählt der Rentner. Eine Besonderheit am Kaiserdamm ist die Werkstatt mit einem Techniker. Doch Kunze sagt: „Ich mache alles selbst.“ Vielmehr nehme er den Weg nach Charlottenburg wegen des guten Services auf sich.

Die besten Zeiten sind gleichwohl vorbei. „In den 1970er Jahren bis Anfang der 90er war es ein Traum“, erinnert sich Breyer. Früher hatte sie eine Filiale in Tempelhof, die sie wegen Personalproblemen aufgab, und ein weiteres Geschäft in Wedding, das sich nicht rentiert hat. Später eröffnete sie einen Shop im S-Bahnhof Alexanderplatz, schloss ihn aber bald wieder, weil „die Nebenkosten dreifach höher als die Miete waren“.

Heute werde sie vom Verkauf „nicht mehr reich, aber man kann davon leben“, sagt die Händlerin. Durchschnittlich zwei bis drei Mal pro Woche steht sie noch selbst im Laden, in der Adventszeit auch öfter. Die kaufmännische Arbeit hat ihre Tochter übernommen. „Ich mache den sozialen Teil“, sagt Breyer, sie rede gerne mit den Kunden und gehe „als Omi auf die Kinder zu“.

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