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„Berlin ist am Ende“: Beauty-Unternehmer-Paar verlässt die Hauptstadt – auch wegen homofeindlicher Übergriffe
Beni Durrer hat in Berlin sein Kosmetikgeschäft aufgebaut. Doch jetzt verlassen er und sein Mann die Stadt – die Angst vor Angriffen sei für das Paar zum ständigen Begleiter geworden.
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Angst vor Kriminalität und homofeindlichen Bedrohungen: Der seit Jahrzehnten in Berlin lebende Make-up-Artist und Unternehmer Beni Durrer hat Berlin verlassen. Gemeinsam mit seinem Ehemann René Durrer-Lehmann ist er jetzt in die Schweiz zurückgekehrt.
Für den 57-Jährigen, der Berlin einst als kreative Heimat empfand und hier sein Unternehmen „Beni Durrer Beauty“ aufbaute, ist der Schritt eine bewusste Abkehr von der Stadt.
„Berlin ist am Ende“, wird er jetzt in der „B.Z.“ zitiert. „Solche Sprüche wie: ‚Ich steche dich ab, du Schwuchtel‘ sind hier mittlerweile normal – aber das darf einfach nicht sein in Berlin“, wird Durrer dort weiter zitiert. „Das ist nicht die Stadt, die ich vor 30 Jahren lieben gelernt habe.“ Das Paar sei schon mehrfach Opfer homofeindlicher Angriffe und Bedrohungen geworden.
Durrer war Ende der 1990er-Jahre nach Berlin gezogen, seinen Angaben zufolge angelockt von Freiheit, Vielfalt und einer lebendigen Kunst- und queeren Szene. In der Hauptstadt lernte er auch seinen späteren Mann kennen. Für sie sei Berlin eine Stadt gewesen, in der sie selbstverständlich und ohne Angst leben konnten.
Doch dieses Gefühl sei verloren gegangen. Durrer spricht von einer spürbar raueren Atmosphäre, wachsender Kriminalität und persönlichen Erfahrungen mit homophoben Anfeindungen. Die Angst, im Alltag angegriffen zu werden, sei für das Paar schließlich zu einem ständigen Begleiter geworden. Die Politik habe aus ihrer Sicht auf Entwicklungen im Sicherheits- und Stadtbild nicht ausreichend reagiert. Schon während der Pandemie überlegte das Paar demnach, Berlin dauerhaft zu verlassen.
Die Durrers hatten bereits Ende April im Schweizer Fernsehen über ihre Motive zur Rückkehr in die Schweiz berichtet, damals in einer Doku, in der mehrere Menschen aus der Schweiz über ihre Heimat erzählten und über die Gründe, entweder dorthin zurückzugehen oder sie zu verlassen.
Die Durrers nannten dort viele Sachen, warum ihnen Berlin fremd geworden sei. Neben Homofeindlichkeit und Kriminalität („es gibt Kieze, in die traust Du Dich als Schwuler nicht mehr“) ging es dort zum Beispiel auch um Aggressivität im Straßenverkehr und um eine verschlechterte wirtschaftliche Lage. Sie hätten seit der Pandemie massive Umsatzeinbußen erlitten, ihre Miete habe sich verdoppelt.
Seit Oktober betreiben sie in Luzern jetzt ein neues Geschäft, heißt es nun in der „BZ“. Der Empfang sei demnach herzlich und das Arbeitsumfeld stabil. Die Berliner Filiale in der Eisenacher Straße in Schöneberg bleibe zwar bestehen, persönlich aber sei der Neustart vollzogen.
Auch der Schauspieler und Entertainer Hape Kerkeling hatte einen Umzug von Berlin nach Köln vor einigen Jahren damit begründet, dass in Berlin die Homophobie zugenommen habe. (Tsp)
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