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Radschnellweg am Südkreuz

© Jörn Hasselmann

Berlin-Pankow: Rad-Schnellweg wird für Einkaufszentrum unterbrochen

Wo geht’s lang? Die Rad-Schnellwege sind ein Vorzeigeprojekt des Senats. Doch nun wird von acht geplanten einer unterbrochen – für einen Investor.

Von Christian Hönicke

Stoppt ein Einkaufszentrum das Verkehrs-Prestigeprojekt von Rot-Rot-Grün? Das droht dem „Panke Trail“ am Bahnhof Pankow. Er ist einer der acht geplanten Radschnellwege, die die Landesregierung zentral im Berliner Mobilitätsgesetz verankert hat. Mehr als 100 Kilometer Radstraßen sollen auf „eigenständigen Sonderwegen“, ausreichend breit und möglichst kreuzungsfrei gebaut werden. So soll die Verkehrswende vorangetrieben werden – zumindest in der Theorie.

In der Praxis ist der Abschnitt vom Mauerpark in den Pankower Norden auf halber Strecke zum schmalen Randstreifen heruntergeplant worden. Ursprünglich sollte der „Panke Trail“ entlang der Stettiner Bahn über 13 Kilometer kreuzungsfrei bis nach Buch führen, ab dem Bahnhof Pankow über das Gelände des Möbel-Unternehmers Kurt Krieger. Hier ist das Baugebiet „Pankower Tor“ mit 2000 Wohnungen geplant.

„Hier dürfen keine faulen Kompromisse gemacht werden“

Doch nun soll die „Radschnellverbindung 4“ direkt vor dem Krieger-Gelände an der Berliner Straße enden und erst hinter der Autobahnbrücke an der Prenzlauer Promenade weitergeführt werden. Dazwischen ist nur noch ein normaler Radweg entlang der Granitzstraße vorgesehen – mit einer zwei Meter breiten Spur pro Richtung, direkt neben der ebenfalls avisierten neuen Tramtrasse. Diese Planungen wurden auf der Auftaktveranstaltung zum „Pankower Tor“ am 23. November präsentiert.

Der Fahrradclub ADFC Berlin fordert das Land Berlin auf, die Pläne schnell zu korrigieren und den „Panke Trail“ als echten Radschnellweg auszubauen: „Hier dürfen keine faulen Kompromisse gemacht werden.“ An den Verhandlungen mit Krieger über das „Pankower Tor“ sind die Verkehrs- und die Stadtentwicklungsverwaltung und federführend der Bezirk Pankow beteiligt.

Der „Panke Trail“ war dem Vernehmen nach ein zentraler Diskussionspunkt. In der Verkehrssenatsverwaltung ließ man die Streckenführung seit Anfang 2017 untersuchen. Doch im April 2018 fand die gewünschte Streckenführung nicht den Weg in die Grundsatzvereinbarung mit Krieger. Stattdessen wurde die vage Formulierung „ein leistungsfähiger Radweg auf der nördlichen Seite der Granitzstraße“ gewählt. Als Grund wurde die schwierige Querungssituation am Bahnhof Pankow angeführt. Der Bau der nötigen Rad-Brücke über die Berliner Straße sei kompliziert.

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© Tsp/Klöpfel

„So wird die Idee der ‘Fahrrad-Autobahn‘ ad absurdum geführt"

Das größte Hindernis für den Radhighway auf dem Krieger-Areal ist aber nach übereinstimmenden Aussagen das geplante Einkaufszentrum, das gegenüber des Bahnhofs an der Berliner Straße entstehen soll. Es lasse keinen Platz mehr für den Radschnellweg. Am Bahndamm soll stattdessen die Lieferzufahrt für das Shoppingzentrum entstehen. Die Verkehrsverwaltung habe der Umplanung schließlich zugestimmt.

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© Tsp/Klöpfel

Die Entscheidung sei noch nicht endgültig, ist zwar aus Planerkreisen zu hören. Offenbar hofft man, die Strecke entlang des Bahndamms realisieren zu können, wenn Anfang 2019 der städtebauliche Wettbewerb für das „Pankower Tor“ beginnt. Es ist aber zu spüren, dass für den Radweg niemand die mühsam ausgehandelte Vereinbarung mit Krieger an dieser seit Jahren umkämpften Brache aufs Spiel setzen möchte.

Weniger zurückhaltend ist der ADFC Berlin. Er kritisiert, dass sich die Verkehrsverwaltung über den Tisch habe ziehen lassen. Wenn der „Panke Trail“ zwischen Tram, Straße und Fußweg geführt werde, stelle das seine Wirksamkeit infrage. Außerdem würde die nun geplante Führung die Kreuzung an der Berliner Straße, die ohnehin ein Nadelöhr sei, „absehbar überlasten“ und auch alle anderen Verkehrsarten inklusive ÖPNV behindern, sagt ADFC-Sprecherin Lara Eckstein. „So wird die Idee eines Radschnellwegs als ‘Fahrrad-Autobahn‘ ad absurdum geführt. Die alternative Führung an der Bahntrasse muss zwingend auch als Option im weiteren Verfahren vertreten sein.“

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