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Stephan Bröchler, Landeswahlleiter, holt in einem Wahllokal im Berliner Bezirk Pankow seine Stimmzettel ab.

© dpa / Monika Skolimowska

Berlin-Wahl ohne Pannen: Der eigentliche Sieger heißt Stephan Bröchler

Berlin kann doch Wahlen organisieren: Das hat Landeswahlleiter Stephan Bröchler am Sonntag eindrucksvoll bewiesen.

Ein Kommentar von Frank Bachner

In Mitte hat der Leiter eines Wahllokals verschlafen, die Polizei riss ihn aus dem Schlummer. Kurios, aber kein ernsthaftes Problem. Seine Stellvertreterin übernahm seine Aufgaben. In einem Wahllokal in Moabit fehlte der Schlüssel für eine Wahlurne. Ein paar Minuten später war der Schlüssel da.

In einem der 2257 Wahllokale gab es falsche Stimmzettel. „Sehr ärgerlich“, kommentierte Landeswahlleiter Stephan Bröchler, „aber definitiv nicht mandatsrelevant“.

In diesen Regionen bewegten sich Pannen bei der Berlin-Wahl 2023. Peanuts im Vergleich zu den katastrophalen Szenen 2021, als um 18 Uhr noch Wähler vor den Wahllokalen standen und weit nach Veröffentlichung der ersten Prognosen votierten. Die Wahl am Sonntag lief geordnet und zuverlässig ab, ein Beleg für funktionierende Demokratie.

Alles bestens gelaufen

Und letztlich hatte die Wahl einen klaren Sieger, der auf keinem Wahlzettel stand: Landeswahlleiter Bröchler. Er sorgte für eine reibungslose Organisation, er sorgte dafür, dass genügend Personal zur Verfügung stand, dass genügend Wahlkabinen zur Auswahl standen, dass die Helfer gut geschult waren, dass am Ende der Wahl auch internationale Wahlbeobachter des Europarats zufrieden konstatierten: Alles bestens gelaufen, die Leute in Berlin haben wieder Vertrauen in die Wahlen und damit in den Kern der Demokratie gefasst.

Natürlich war Bröchler nicht allein, er hatte sehr viele Menschen, die ihn unterstützen, er profitierte natürlich auch davon, dass die Politik bereit war, Wahlhelfer mit einer Tagespauschale von 240 Euro locken. Ein Köder, der viele anzog. Der nötig war, damit nicht wie 2021 in den Wahllokalen Helfer fehlten, weil viele Volunteers kurzfristig abgesagt hatten und von vornherein zu wenig Ersatzleute akquiriert waren.

Und auf die wahnwitzige Idee, ausgerechnet am Tag des Berlin-Marathons eine Wahl auszurichten, ist diesmal auch niemand gekommen.

Berlin kann also pannenfrei Wahlen organisieren, eine beruhigende Erkenntnis nach der Pannenwahl 2021. Allerdings ist die nicht wirklich aufgearbeitet. Letztlich politisch verantwortlich dafür, dass die Wahl überhaupt wiederholt werden musste, ist der damalige Innensenator Andreas Geisel (SPD). Verantwortung? Doch nicht in Berlin. Geisel ist unverändert Senator, jetzt eben für Stadtentwicklung. Noch, muss man aber nach dem Wahlergebnis sagen.

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