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90 Prozent der Autofahrer missachteten am ersten Wochenende die neuen Verkehrszeichen.

© Jörn Hasselmann

Poller bleiben ein Problem: Berliner Bezirk bessert Fahrradstraße nach zehn Jahren Autoverkehr nach

Seit zehn Jahren nutzen Autos eine Fahrradstraße in Wilmersdorf als Ausweichstrecke. Nun hat der Bezirk reagiert – doch das Ergebnis ist unbefriedigend.

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Drei Jahre wurde diskutiert, nun ist sie da: die „Diagonalsperre“ in der Prinzregentenstraße in Wilmersdorf. Diese soll die wohl bekannteste Fahrradstraße Berlins endlich auch zu einer solchen machen.

Autofahrer müssen künftig an der Kreuzung Durlacher Straße immer nach links oder rechts abbiegen. Nur Radfahrer dürfen weiter geradeaus, und zwar auf einer rot unterlegten Spur. Zudem haben sie jetzt Vorfahrt in der Prinzregentenstraße. Nur: Die rot unterlegten Spuren sind so breit, dass auch Autos durchpassen.

Eine einstündige Beobachtung am Wochenende ergab, dass sich 90 Prozent der Autofahrer nicht an die neuen Regeln halten. Die Poller, die in den nächsten Tagen noch aufgestellt werden sollen, werden die Durchfahrt auch nicht verhindern können. Denn zwischen den Pollern werden etwa 2,40 Meter Platz sein, sagte der Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Oliver Schruoffeneger (Grüne), dem Tagesspiegel. „Das haben die Fahrradverbände so gewollt.“

Hoffnung auf eine Einhaltung der Regeln gibt es nicht. Das zeigt das Beispiel Körtestraße in Kreuzberg. Diese ist in Höhe Freiligrathstraße gesperrt, doch Autofahrer weichen einfach auf den Radweg aus. Und zwar massenhaft, wie Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann mehrfach kritisierte. Die grüne Politikerin hatte sich an einem Abend den Autofahrern selbst in den Weg gestellt - und wurde heftig beschimpft. Die Körtestraße bekommt jetzt – teure – versenkbare Poller, hat das Bezirksamt gerade angekündigt.

Stadtrat: Notfalls werden die Poller enger aufgestellt

Schruoffeneger will in der Prinzregentenstraße dann eine andere Lösung. Sollten Autos weiter über die Radspur fahren, werden die Poller enger gestellt. „1,60 Meter, dann passt kein Auto mehr durch“, empfiehlt der Stadtrat: „Wir werden es uns eine Weile ansehen.“

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Seit gut zehn Jahren ist die Prinzregentenstraße zwischen dem Prager Platz und der Wexstraße als Fahrradstraße ausgewiesen - genau so lange wird kritisiert, dass Autofahrer sie als Umfahrung der parallel verlaufenden Bundesallee missbrauchen. Ein Autofahrer versuchte sogar, die Fahrradstraße wegzuklagen, scheiterte aber 2018 vor dem Verwaltungsgericht.

In voller Fahrt über den Radweg - Alltag in der Prinzregentenstraße

© Jörn Hasselmann

Seitdem stritten Bezirk und Fahrradverbände um den besten Weg. Aus Prinzip fordern die Verbände einen zwei Meter breite Durchfahrt. Mit den vorgeschriebenen Sicherheitsabständen zu den Pollern sind es dann etwa 2,40 Meter. „Ein Geländewagen muss etwas zirkeln, passt aber durch“, seufzte Schruoffeneger. Er hatte andere Lösungen als die Diagonalsperre vorgeschlagen, konnte sich aber nicht durchsetzen.

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Ein weiterer Nachteil dieser Lösung ist offensichtlich: Von der Bundesallee kommend, müssen Autos nun zwangsweise von der Durlacher nach links in die Fahrradstraße einbiegen - also Richtung Volkspark. Sinnvoller wäre hier ein Abbiegen nach rechts, also das kurze Stück raus aus der Fahrradstraße Richtung Wexstraße. Das aber funktioniert nicht bei einer Diagonalsperre.

Der Bezirk will als zweite Maßnahme die Prinzregentenstraße in Höhe des Parks schmaler bauen, allerdings gebe es immer noch keine Genehmigung von der Verkehrsverwaltung, sagte der Stadtrat. Weitere Verbesserungen für Radfahrer seien nicht geplant auf dieser Straße, sagte Schruoffeneger: „Das wäre ja eine Mammutaufgabe.“ 

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