zum Hauptinhalt
Rund vier Prozent aller Coronavirus-Tests in Berlin sind positiv.

© Reuters

Exklusiv

"Arbeiten an mehr Kapazitäten": Berliner Labore führten vergangene Woche 9253 Coronavirus-Tests durch

1850 Tests pro Tag, vier Prozent positiv: Die Gesundheitssenatorin ist zufrieden mit der Test-Situation in Berlin - andernorts wird jedoch viel mehr getestet.

Wie die Senatsverwaltung für Gesundheit auf Anfrage des Tagesspiegel mitteilte, wurden in der Woche vom 9. bis 15. März insgesamt 9.253 Coronavirus-Tests von sieben Berliner Laboren durchgeführt. Dies sind im Schnitt rund 1850 pro Werktag – die Testkapazität liege bei 2.000, teilte eine Sprecherin mit. „Hier arbeiten wir mit den Laboren an einer Ausweitung der Kapazitäten.“ Die Tests seien über Hausärzte, Krankenhäuser, Testzentren oder Amtsärzte erfolgt.

Von den Proben wurden in der vergangenen Woche 394 positiv auf SARS-CoV-2 getestet, also gut 4 Prozent aller untersuchter Tests. Sowohl bei der Zahl positiver Tests als auch der Gesamtzahl lässt sich der Wohnort nicht aufschlüsseln – sie beziehen sich sowohl auf Berliner Bürger als auch Menschen aus Brandenburg oder anderen Wohnorten. 

[Behalten Sie den Überblick: Corona in Ihrem Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über die Krise und die Auswirkungen auf Ihren Bezirk. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de]

Die Senatsverwaltung Gesundheit hatte bis Sonntagnachmittag für Berlin insgesamt 283 bestätige Fälle gemeldet, eine Woche vorher waren es noch 40. Bis Sonntag wurden 16 Patienten im Krankenhaus isoliert und behandelt, die restlichen Personen wurden in Berlin häuslich isoliert. Bis zum gestrigen Dienstagnachmittag meldete die Senatsverwaltung insgesamt 383 bestätigte Fälle – hiervon wurden 21 Patienten in Kliniken behandelt, vier benötigten intensivmedizinische Behandlung.

Test-Situation in Berlin "sehr sehr komfortabel"

Die Test-Situation in Berlin sei im Vergleich mit anderen Bundesländern „sehr sehr komfortabel“, erklärte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) bei einer Pressekonferenz am gestrigen Dienstag. Dabei sprach sie von über 2.000 Tests pro Tag. „Ich habe mit allen Laboren Gespräche geführt: Sie sind dabei, ihre Kapazitäten hochzufahren – eventuell zu verdoppeln“, sagte Kalayci.

[Aktuelle Informationen über das Coronavirus in Deutschland und weltweit finden Sie hier im Newsblog.]

Es bringe allerdings nichts, Massen an Menschen zu testen. Stattdessen geschehe dies „sehr zielgerichtet“, erklärte die Senatorin. Dies bliebe auch der Fall, wenn drei- oder fünffach höhere Kapazitäten bestünden. Zurzeit sei es die Strategie des Senats, bei Patienten mit Symptomen und Anhaltspunkten für eine mögliche Infektion mit Covid-19 den Test zu machen. Bei Personen ohne Symptomen könne der Test eine falsche Sicherheit erzeugen, da dieser teils auch bei Infizierten anfangs noch nicht anschlägt, sagte Kalayci. „In zwei Tagen könnte der auch wieder positiv sein – deswegen ist die Isolation im Vordergrund.“ Bislang werden insbesondere Personen getestet, die sich außerdem in Risikogebieten aufgehalten haben oder in Kontakt mit infizierten Menschen gestanden sind.

In Berlin gibt es derzeit 1045 Beatmungsgeräte an Intensivbetten, erklärt die Sprecherin der Senatskanzlei auf Anfrage. „Zusätzlich gibt es Beatmungsgeräte, die in den Notaufnahmen zum Einsatz kommen.“ Die durchschnittliche Auslastung der Beatmungsgeräte habe im Jahr 2019 bei 80 Prozent gelegen. „Die Krankenhäuser schaffen zum einen durch Verschiebung von planbaren OPs, zum anderen durch den Ausbau der Beatmungskapazitäten weitere Beatmungskapazitäten.“ Wie gestern bekanntgegeben wurde, will der Senat demnächst auch ein Krankenhaus mit rund 1000 Betten für Covid-19-Patienten aufbauen. Dieses soll genutzt werden, wenn die anderen Kliniken keine Kapazitäten haben.

In Südkorea werden 20.000 Personen getestet - pro Tag

Weitere Fragen des Tagesspiegels ließ die Senatskanzlei bislang offen: So zur Frage, wie viele Testungen an den Testzentren durchgeführt wurden – oder wie viele Ärzte und Pfleger in Berlin positiv getestet wurden beziehungsweise in Kontakt mit infizierten Personen standen. Zu den Untersuchungsstellen werde die Senatskanzlei in der nächsten Woche Informationen zusammenstellen – bislang lägen diese nicht vor, erklärte die Sprecherin der Senatskanzlei.

Anfragen bei den Kliniken, an denen die Untersuchungszentren einreichtet wurden, blieben unbeantwortet – oder die Kliniken verwiesen auf die Senatskanzlei. Auskünfte an die Presse werden „ausschließlich von dieser Pressestelle oder nach Absprache mit ihr erteilt“, heißt es im Berliner Seuchenalarmplan. Die Pressestelle der Senatsverwaltung für Gesundheit „sorgt für die rechtzeitige und umfassende fachliche Information der Bevölkerung“, heißt es dort weiter.

Andere Länder testen deutlich mehr Personen – in Südkorea werden pro Tag bis zu 20.000 Tests durchgeführt. Getestet wird dort unter anderem in 50 Drive-thrus: Hier können Personen sich in ihrem Auto testen lassen, ohne auszusteigen. Das Land hat den Ausbruch zuletzt erfolgreich bekämpft, mit nun weniger als 100 gemeldeten Neuinfektionen pro Tag. Auch in China werden sehr viele Tests durchgeführt: In der im Süden des Landes gelegenen Provinz Guangdong, in der bislang knapp 1.400 Menschen positiv getestet wurden, sind laut einem WHO-Bericht von Ende Februar rund 320.000 Testungen durchgeführt worden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false