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Radikal gegen rechts. Social-Media-Expertin Felice Frach und Geschäftsführerin Josephin Haardt.

© Franziska Krug für Powered by Philip Morris

Berliner Projekt erhält Preis: Die „Radikalen Töchter“ wollen Jugendlichen aus dem Rechtsextremismus helfen

Gregor Gysi lobt das Berliner Projekt „Radikale Töchter“ für eine neue Art, Politik fühlbar zu machen. Für ihre Workshops kooperieren sie unter anderem mit Freiwilligen Feuerwehren und Berufsschulen.

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Derzeit zerbrechen sich Politiker aller demokratischen Parteien die Köpfe darüber, wie man rechtsextreme Jugendliche wieder auf einen guten Weg zurückbekommt. Vielleicht sollten sie Josephin Haardt fragen. Sie ist Geschäftsführerin der gemeinnützigen Unternehmensgesellschaft „Radikale Töchter“.

Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen bietet sie seit 2019 Workshops für Jugendliche in Gegenden an, in denen sonst nicht viel los ist. Rechtsextreme Strukturen seien oft die einzigen, die vorhanden sind, im ländlichen Raum, sagt sie.

Kooperation mit Freiwilligen Feuerwehren und Berufsschulen

Da liege für Jugendliche der Schritt oft nahe, sich anzuschließen, um nicht allein außen vor zu bleiben. Unter dem Motto „Raus aus der Ohnmacht – rein in die Aktionskunst“ organisieren Haardt und ihre sechs Mitstreiterinnen von Berlin aus Workshops in den östlichen Bundesländern.

Dabei kooperieren sie unter anderem mit Freiwilligen Feuerwehren und Berufsschulen. Ansprechpartner zu finden, sei gar nicht so schwer, sagt sie. Es seien ja nicht alle rechts. Mit künstlerischen Aktionen und partizipativen Formaten zeigen sie den Jugendlichen, wie sie ihre eigenen Anliegen vertreten können.

Wie ein idealer Sonntag aussieht

Die Kunst des Zuhörens sei dabei besonders wichtig, sagt Haardt. Am Anfang eines Workshops geht es um einfache Fragen, wie: „Was macht dich wütend?“, oder „Wie stellst du dir einen idealen Sonntag vor?“ Gespräche drehten sich dann oft um den als mangelhaft empfundenen öffentlichen Nahverkehr oder auch um arme Kinder. 

Die Workshops sind unterschiedlich lang, dauern zwischen vier Stunden und einer Woche. Und natürlich sind die Töchter, die sich „radikal“ nennen, um patriarchalen Strukturen einen feministischen Akzent entgegenzusetzen, auch in den sozialen Medien unterwegs.

Der Bundeskanzler ist jetzt auch auf TikTok

Das sind Orte, in denen sich die Vertreter etablierter Parteien noch nicht so ganz zu Hause fühlen. Bundeskanzler Friedrich Merz ist seit seinem Amtsantritt immerhin präsent mit Posts. Die „Radikalen Töchter“ schauen sich schon länger an, was gerade angesagt ist auf TikTok und Co. Seriendiskussionen etwa stoßen dort auf großes Interesse.

Den Empfehlungen der Rechtsextremen setzen sie gute Tipps entgegen, werben etwa für die viel gelobte Serie „Adolescence“. Es sei wichtig, mit den Trends zu gehen, um sie für gute politischen Anliegen zu nutzen, sagt Haardt.

Diese Arbeit überzeugte auch die Jury des „Powered by Philip Morris Awards“. In der Kategorie „Zukunft“ bekamen sie am Dienstagabend in den Bolle-Festsälen in Berlin-Moabit einen mit 50.000 Euro dotierten Preis für die Verbindung zwischen künstlerischem Ausdruck, politischer Bildung und Empowerment.

Laudator Gregor Gysi (Die Linke) lobte die Frauen für ihren Mut, neue Wege zu gehen und Politik anders erlebbar und fühlbar zu machen. Zusammen mit Michi Beck, Diana Kinnert, Minh-Khai Phan-Thi und Benjamin von Stuckrad-Barre hatte er in der Jury gesessen, die aus 170 Einsendungen insgesamt drei Projekte auszeichnete.

Sängerin Reema (Mimi Müller-Westernhagen) bei der Gala in den Bolle-Festsälen.

© Franziska Krug für Powered by Philip Morris

Ebenfalls 50.000 Euro erhält das Leipziger Projekt „QuartierPflege“ der Gesellschaft für Gemeinsinn, das neue Maßstäbe in der Pflege durch die Aktivierung von Nachbarn und Angehörigen setzen will. In der Kategorie Kultur wurde ein innovatives Qualifizierungsprojekt für junge Künstler mit Behinderung aus der Nähe von Köln ausgezeichnet, die „k:onnekt Chancenwerkstatt“.

Wichtig ist bei dem Preis nicht nur das Geld, sondern auch die Aufmerksamkeit für den kreativen Umgang mit drängenden gesellschaftlichen Problemen. Haardt freut sich allerdings darüber, dass mit dem Preisgeld künftig auch mal Gratis-Workshops angeboten werden können.

Laut einer Studie zum Thema „Welche Leistungen des politischen Systems sind zentral, damit die Menschen zufrieden mit der Politik sind?“ des Tabakherstellers Philip Morris in Kooperation mit dem Institut der Deutschen Wirtschaft steigt die Zufriedenheit mit Politik, je näher sie an der Lebenswirklichkeit dran ist.

Dass Töchter gleichzeitig sehr reflektiert und bezaubernd sein können, weiß Marius Müller-Westernhagen wohl nur zu gut. Reema, so der Künstlername von Mimi Müller-Westernhagen, beherrscht die Kunst des Sirenengesangs. Sie bestritt mit drei wunderschönen Liedern den musikalischen Teil des Galaabends und setzte damit einen gelungen poetischen Kontrast zu den ernsten politischen Themen.

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