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Arbeitskampf bei der Charité-Tochter CFM: Wenn sich Freitag nichts tut, dann Streik bis Walpurgisnacht
Es kommt Bewegung in den verfahrenen Streit um die Gehälter bei der CFM. Nach Tagesspiegel-Informationen sitzt am Freitag erstmals eine hohe Charité-Managerin mit am Verhandlungstisch.
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Verdi versucht es nun mit Zermürbung in der laufenden Tarifrunde bei der wichtigsten und größten Charité-Tochter, der CFM (Charité Facility Management). Vor Ostern, nach Ostern traten die Beschäftigten in den Ausstand, rund ein Viertel der Belegschaft jeweils. Am Freitag gewährt Verdi der CFM einen Tag Verschnaufpause. Es ist der Tag der nächsten Verhandlungsetappe. Legt der Arbeitgeber da nichts vor, das Verdi gefällt, setzt diese den Erzwingungsstreik am Samstagmorgen bis Walpurgisnacht, der Nacht auf den 1. Mai, fort.
Der Charité tut der Streik richtig weh. Zwar gibt es eine sogenannte Notdienstvereinbarung, die regelt, wie viele Kräfte gebraucht werden, um den Krankenhausbetrieb für Notfälle aufrechtzuerhalten. Das gilt aber freilich nicht für Eingriffe, die man auch verschieben kann. Oft sind diese planbaren Eingriffe besonders lukrativ. Wenn die CFM zu wenig Personal in den Dienst schicken kann, das das OP-Besteck sterilisiert, dann muss die Charité manche OP-Säle schließen und Operationen absagen.
Die CFM erledigt sämtliche Servicearbeiten an Deutschlands wichtigstem Uniklinikum, von der Essenszubereitung bis zur Hausmeisterei. Sie wirbt mit dem Slogan „Wir machen Charité möglich!“. Weil zuletzt einige Kantinen wegen des Streiks schließen mussten, bestellte die Charité Foodtrucks an ihre Standorte und verteilte Gutscheine. Auch das hat mutmaßlich viel Geld gekostet.
Wir machen Charité möglich!
Werbe-Slogan der CFM
Die meisten der rund 3500 Beschäftigten bei der CFM verdienen deutlich schlechter als ihre Kolleg:innen am Charité-Stammhaus. Die erhalten den Lohn des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TVöD). Bis Ende 2024 galt bei der CFM ein Haustarif. Mehrere Koalitionen hatten der Gewerkschaft und den Beschäftigten versprochen, die CFM in den Mutterkonzern einzugliedern. Die Charité gehört zu 100 Prozent dem Land. Dann stiegen die Löhne automatisch aufs Niveau der öffentlichen Gehälter.
Das ist aus vielen Gründen schwierig, die Politik ziert sich, Verdi wirft der amtierenden schwarz-roten Landesregierung Wortbruch vor. Und versucht nun, eine Besserung der Lage der CFM-Leute im tariflichen Kampf zu erstreiten.
Freitag sitzt nach Tagesspiegel-Informationen erstmals Carla Eysel mit am Verhandlungstisch. Sie ist Personalchefin bei der Charité und gewissermaßen Vorgesetzte der CFM-Führung um Juliane Kaufmann und Simon Batt-Nauerz. Die zwei CFM-Chef:innen argumentieren, es kostete rund 42,5 Millionen Euro im Jahr, wenn die CFM allen ihren Beschäftigten einen Lohn nach den Entgelttabellen des TVöD bezahlen würde. Das gäben die Bilanzen der Charité nicht her und es sei außerdem rechtlich heikel. Vor dem Landesrechnungshof müsste die Charité rechtfertigen, warum sie die Leistungen nicht bei Fremdfirmen günstiger einkaufe.
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