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Roter Teppich beim 73. VBKI-Ball im Hotel Intercontinental in Berlin: VBKI-Präsident Markus Voigt und Frau Mirjam begrüßen Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner und seine Freundin, Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch.

© imago/Photopress Müller

Ball der Wirtschaft in Berlin: In diesem Jahr gibt die Politik den Takt vor

2000 Führungspersönlichkeiten tanzen auf dem 73. Ball des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) in die Nacht. Gesprächsthema Nummer eins ist die Bundestagswahl. Aber zum Glück nicht nur die.

Stand:

Etwa neun von zehn Herren halten sich auch in diesem Jahr an die empfohlene Kleiderordnung, tragen schwarzen Smoking mit Fliege, die meisten Damen bodenlange Abendkleider. In der 73. Auflage vom „Ball der Wirtschaft“ am Samstagabend im Hotel Intercontinental am Berliner Zoo sind sogar ein paar besonders ausladende Schleppen und spektakuläre Hutkreationen dabei.

Die Damen, Herren und alle dazwischen drängen sich erst am roten Teppich, später im großen Saal beim Paartanz und in der „Marlene Bar“. Einige genießen – gegen Aufpreis – gesetztes Essen: Der Ball des 1879 gegründeten Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) wirkt mit jedem Jahr noch ein bisschen mehr aus der Zeit gefallen.

Aber das muss nicht schlecht sein in einer Zeit, in der jede Woche neue Gewissheiten infrage gestellt werden durch die Mächtigsten der Welt von Putin bis Trump, deren dystopische Visionen bis nach Berlin reichen. Der „Ball der Wirtschaft“ des VBKI ist – wohl noch vor dem Bundespresseball – das wichtigste Treffen der wirtschaftspolitischen Elite Berlins, deren Klassentreffen und kollektive Selbstvergewisserung nach dem Motto: Berlins Wirtschaft darf und kann noch feiern, sich selbst und die Hauptstadt. Trotz allem.

Gelegenheit zum ungezwungenem Austausch

Nicht jeder Gast hier ist prominent, aber die, die es sind – darunter fast alle Mitglieder des Berliner Senats oder die Vorstände der wichtigsten lokalen Arbeitgeber – genießen, dass sie ungezwungen flanieren können auf den rund 7000 Quadratmetern zwischen verschiedenen Buffets und Bühnen und nicht an jedem Tresen ihr Glas abstellen zu müssen, um für ein Selfie zu posieren. Angequatscht werden sie trotzdem. Dafür sind sie ja auch da.

Diese Samstagnacht, nur Stunden vor der Bundestagswahl, sind es rund 2000 Gäste, die sich von rund 100 Köchen und 13 Live-Bands haben verwöhnen und unterhalten lassen. Es sind etwas weniger als in den ganz üppigen Jahren vor der Pandemie. Aber seither haben auch das Interconti und seine Dienstleister die Preise kräftig erhöht, wodurch auch der Verein die Preise angehoben hat. VBKI-Mitglieder zahlten mittlerweile 330 Euro für die Flanierkarte (also ohne gesetztes Essen und Platz im Hauptsaal), Nichtmitglieder sogar 485 Euro.

Trotzdem bleiben dem Verein am Ende wohl nicht mehr so viele Euro übrig wie in früheren Jahren, um seine anderen Aktivitäten, darunter auch soziale wie die „Lesepaten“, zu finanzieren. Doch gejammert wird wenig an diesem Abend. Dafür um so mehr gewarnt.

Präsident fordert „radikalen“ Bürokratieabbau

Der Bauunternehmer Markus Voigt, seit bald 14. Jahren Präsident des VBKI, sagt, es sei „jetzt nicht die Zeit für populistische Parolen und nicht die Zeit für populistische Parteien“. Von der neuen Bundesregierung wünsche er sich einen „wirtschaftspolitischen Neuanfang“. Der müsse schnell kommen und vielleicht „radikaler sein, als man es von der Politik gewohnt ist“. Man brauche keinen (Elon) Musk oder (Javier) Milei, aber „radikale“ Schritte beim Bürokratieabbau.

VBKI-Präsident Markus Voigt begrüßt die Besucher des 73. „Balls der Wirtschaft“.

© Kevin P. Hoffmann

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), der an diesem Tag im Februar üblicherweise auf zwei „Hochzeiten“ tanzen muss, weil der Ball auch in diesem Jahr zeitgleich zur Verleihung der Bären bei der Berlinale stattfindet, bittet seine Zuhörer in seinem Grußwort: „Bitte gehen Sie wählen – und zwar demokratisch. Es geht um was“.

Er kündigt an, dass die von der Wirtschaft seit Jahren geforderte Verwaltungsreform noch vor der parlamentarischen Sommerpause verabschiedet werde. Er danke der Opposition, dass sie das Vorhaben unterstützen wolle, was nötig ist, da die Neuordnung der Zuständigkeiten in Land und Bezirken eine große Mehrheit braucht, um die Landesverfassung zu ändern.

Dann lädt Wegner die Ball-Besucher aus der Wirtschaft ein, gemeinsame Projekte auf den Weg zu bringen und nennt als Beispiele den Schulbau und die Sanierung von Schwimmbädern.

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