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Berlin will München in den Schatten stellen: Neues Zentrum für Künstliche Intelligenz eröffnet
Berlin will beim Thema Künstliche Intelligenz ganz vorne mitspielen. Im neuen KI-Hub in Treptow sollen Ideen wachsen, aus denen international wettbewerbsfähige Unternehmen entstehen.
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Berlin hat ein neues Schaufenster für Künstliche Intelligenz. Mit der Eröffnung des #ai_berlin hub im Treptower Cambridge Innovation Center (CIC) will die Hauptstadt zu einem global führenden Standort für KI werden. Der Hub soll Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Start-ups vernetzen, Förderangebote sichtbar machen und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft intensivieren.
Hinter dem Projekt steht die Wirtschaftsförderung Berlin Partner, unterstützt von der Senatswirtschaftsverwaltung. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) erklärte bei der Eröffnung: „Wir wollen Berlin zum Innovationsstandort Nummer eins in Europa machen und Künstliche Intelligenz spielt dabei eine zentrale Rolle.“
Berlin als Magnet für KI-Start-ups
Giffey zufolge steht Berlin in Deutschland bereits an der Spitze: Rund 30 Prozent aller deutschen KI-Start-ups haben hier ihren Sitz, das sind etwa 300 Unternehmen – mehr als in München, wo es etwa 200 sind. Mehr als 550 Berliner Firmen bieten heute KI-basierte Dienstleistungen an, über 13.000 Menschen arbeiten in diesem Bereich.
„Lasst euch nicht erzählen, dass wir hinten sind“, sagte Giffey bei der Eröffnung. Und fügte mit einem Scherz hinzu: „Wenn wir mal hinten sind, ist eben hinten vorne.“ Der Satz sei „ein alter Spruch aus Neukölln“, fügte die Ex-Bezirksbürgermeisterin hinzu. Doch jenseits der Ironie meint sie es ernst: Berlin wolle den europäischen KI-Wettbewerb aktiv mitgestalten – und nicht länger nur aufholen.
Ich glaube, dass KI die Schüsseltechnologie für Berlin ist.
Stefan Franzke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Berlin Partner
Stefan Franzke, Geschäftsführer von Berlin Partner, sprach von einem entscheidenden Schritt: „Ich glaube, dass KI die Schüsseltechnologie für Berlin ist.“ Die Stadt verfüge über neun bedeutende Forschungseinrichtungen, darunter das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und das Berlin Institute for the Foundations of Learning and Data (BIFOLD).

© Berlin Partner
Forschung sei ein „wichtiger Treiber“ für kontinuierliche Entwicklung – und die dezentrale Struktur der Stadt, oft als Schwäche ausgelegt, könne sich dabei als Vorteil erweisen. „Wettbewerb fördert Innovation“, meinte Franzke.
Für das Jahr 2025 stehen dem Hub 725.000 Euro aus dem Haushalt der Wirtschaftsverwaltung zur Verfügung – als Anschubfinanzierung. Berlin Partner soll daraus ein langfristig tragfähiges Zentrum entwickeln. Im CIC teilen sich derzeit sechs Mitarbeitende die ersten Arbeitsplätze. Hier sollen künftig Kooperationen initiiert, Veranstaltungen organisiert und neue Ideen angestoßen werden.
Mehr Förderprogramme und Netzwerke
Berlin verfügt bereits über mehrere Programme, die den Aufbau von KI-Kompetenzen vorantreiben sollen. Dazu gehört etwa KIEZ, ein Modellprojekt des Bundeswirtschaftsministeriums, das Ausgründungen aus Universitäten unterstützt und Deutschland als Standort für KI-Gründungen stärken soll.
Auch die Initiative UNITE, getragen von den vier Berliner Exzellenzuniversitäten FU, HU, TU und Charité, fördert technologiegetriebene Gründungen. Zudem arbeitet Berlin auch mit anderen Regionen zusammen: So kooperieren das Berliner Innovationszentrum KIEZ und das Münchner Pendant AI+Munich im neuen Projekt AI Nation. Konkurrenz und Schulterschluss schließen sich dabei offenbar nicht aus.
Chancen und Herausforderungen
Dass Berlin für Gründer attraktiv sein kann, zeigt das Start-up Noah Labs, Preisträger beim diesjährigen „Deep Tech Award“. Technologiechef Markus Hott sagte, das Unternehmen habe zwischen Stuttgart und Berlin wählen müssen – und sich bewusst für die Hauptstadt entschieden, wegen der besseren Förderbedingungen und der internationalen Attraktivität. Es sei viel einfacher, Fachkräfte zum Umzug nach Berlin zu bewegen. Die Stadt könne ruhig „selbstbewusster auftreten“.
Aljoscha Burchardt, stellvertretender Standortleiter des DFKI in Berlin, fordert, der Senat müsse sich noch stärker zu KI als Standortfaktor bekennen. International sei der Wettbewerb noch offen, doch das Zeitfenster könne sich schnell schließen. Berlin dürfe sich nicht von globalen Konkurrenten einschüchtern lassen, sondern müsse „jetzt schnell handeln“.
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