zum Hauptinhalt
Touristen sitzen am Spreeufer in der Nähe des Bundestags. Im Hintergrund ragt der Fernsehturm am Alexanderplatz in die Höhe.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Tourismus in Berlin: Die Hauptstadt zieht wieder an – trotz höherer Preise

Während Rom und Wien Schwierigkeiten haben, ist die Tourismus-Auslastung in Berlin fast auf dem Vor-Krisen-Niveau. Doch wie es im Herbst weitergeht, weiß niemand.

Stand:

Stephan Schwarz, Berlins Wirtschaftssenator (parteilos, für SPD), und Burkhard Kieker, Geschäftsführer der Tourismus-Marketing-Agentur visitBerlin stehen auf der Terrasse vom Technikmuseum unter dem Rosinenbomber und warten, dass eine U-Bahn über das Viadukt vor dem Bahnhof Gleisdreieck fährt. Der Zug soll mit auf dem Foto sein, das gleich von ihnen gemacht wird.

Hinter den beiden erstreckt sich die Skyline von Berlin. Da sieht man den Alex, in dessen Nähe visitBerlin vor zwei Wochen eine große Konferenz mit 800 Gästen abgehalten hat, und das Tipi vorm Kanzleramt, in das der Hotel- und Gaststättenverband Berlin kürzlich zum Sommerfest lud.

Alles Veranstaltungen, bei denen die Tourismusbranche zeigt, dass es ihr wieder gut geht. Dass sie die Krise gemeistert hat und nun wieder gestärkt in die zweite Jahreshälfte zieht. Das ist auch die Kernbotschaft der Pressekonferenz, zu der Kieker und Schwarz an diesem Freitagvormittag geladen haben: Nach Berlin kommen mittlerweile wieder fast so viele Touristen wie vor der Pandemie.

Schwarz (r.) und Burkhard zeigen den Werbeslogan „Was wäre eine Weltstadt ohne die Welt, die sie besucht?“ auf der Terrasse des Deutschen Technikmuseums. 

© dpa / Paul Zinken/dpa

Als endlich eine U-Bahn kommt, drücken die Fotografen auf die Auslöser, Schwarz und Kieker lächeln breit. Wenig später erklärt der Wirtschaftssenator den Zweck der Konferenz im Technikmuseum: Das Museum in Kreuzberg sei eines der drei touristischen Top-Ziele in Berlin und verzeichne zehn Prozent mehr Besucher als 2019. Ein Trend, den Schwarz und Kieker vermutlich am liebsten in der ganzen Branche verzeichnen würden.

Rom und Wien haben echt zu kämpfen. Die haben Auslastungen von 60 oder 70 Prozent.

Burkhard Kieker

Doch noch ist die Besucherzahl in Berlin nicht ganz auf dem Vor-Krisen-Niveau. Mit 1,12 Millionen Besuchern im Juli liegt sie noch 8,3 Prozent unter dem Vergleichswert von 2019. In Hotels und Pensionen gab es noch 7,3 Prozent weniger Übernachtungen. Dafür bleiben die Gäste laut Kieker länger. Rund 40 Prozent blieben vier bis sieben Nächte. Davor waren es nur 23 Prozent.

Berlin vergleicht sich mit London und New York

Auch die Hotelausbuchungsquote der vergangenen Monate lag in Berlin bei über 80 Prozent, sagt Schwarz. Und das, obwohl der durchschnittliche Zimmerpreis von 95 auf 105 Euro gestiegen ist. Kieker ergänzt: „Rom und Wien haben echt zu kämpfen. Die haben Auslastungen von 60 oder 70 Prozent.“

Aber Berlin vergleiche sich ohnehin eher mit den großen Metropolen wie London, Paris und New York, sagt er. Und selbst dort liege die Hotelausbuchungsquote unter der in Berlin. Trotzdem: Auch wenn der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Berlin für den laufenden September einen Rekordmonat erwartet, weiß aktuell niemand, wie die Zukunft aussehen werden. Ob Menschen immer noch reisen, wenn Energiekosten und Inflation auf den Kontostand drücken. 

Deutschland rettet uns regelmäßig.

Burkhard Kieker

Kieker bleibt dennoch optimistisch. Aktuell seien US-Amerikaner die häufigsten Besucher auf aus dem Ausland. Und die treuesten Gäste scheinen sowieso die Bundesbürger zu sein: „Deutschland rettet uns regelmäßig“, sagt Kieker. Der Großteil der Besucher, nämlich 62,8 Prozent, kämen aus dem Inland. Und das, obwohl noch über 30 Prozent der Menschen hierzulande gibt, nie in der Hauptstadt waren. „Die müssen wir noch aus ihren Häusern holen.“

In Brandenburg zeigt sich die Branche verunsicherter: „Wir wissen heute nicht, wie sich die Menschen verhalten werden. Wenn der Geldbeutel leer ist und die Energiekosten kaum abschätzbar sind, wird dies sicherlich auch nicht ohne Folgen für das Thema Reisen bleiben”, schreibt Mathias Knospe vom Tourismus-Marketing Brandenburg. Ende August verkündete die Agentur, dass in dem Bundesland im 1. Halbjahr 2022 rund 5,8 Millionen Übernachtungen gezählt wurden. Im Vergleich zum 1. Halbjahr 2019, gab es 7,9 Prozent weniger Übernachtungen. Ganz ähnlich wie in Berlin also.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })