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Die Hauptbühne auf der Messe für Software-Entwickler.

© Thomas Loy

Berliner Klassentreffen der Entwickler-Community: KI-Agenten, die KI-Agenten kontrollieren

Auf dem Welt-Kongress der Software-Entwickler geht es vor allem um Künstliche Intelligenz. Und die Frage, wie man virtuellen Mitarbeitern verantwortliches Handeln beibringt.

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Am spannendsten ist die Mittagspause in der Lounge für die Referenten. Dort dürfen sich die 500 „Speaker“ der Messe „WeAreDevelopers World Congress“ kurz ausruhen und ihren Vortrag feinschleifen. Frank, Strategie-Manager in einem US-Unternehmen für Cybersecurity, erzählt, wie man die angestrebte digitale Souveränität in Europa erreichen könnte.

Zum Beispiel bei der Suchmaschine Google. Der US-Konzern müsste dazu gebracht werden, ein europäisches Tochterunternehmen zu gründen, vielleicht zusammen mit der deutschen SAP oder der Telekom. Google dürfte nur der Minderheitseigentümer sein. Und – das ist die eigentliche Herausforderung – der europäische Google-Klon müsste seine eigene Entwicklerabteilung unterhalten, damit die Updates nicht mehr aus Amerika kommen – was bedeutet: 25.000 neue Jobs für Programmierer und Software-Ingenieure.

Das wäre mal eine gute Nachricht für die Branche, die wegen der neuen KI-Konkurrenz um ihre Jobs fürchten muss.

Bernd Homberg sucht auf der Developer-Messe nach neuen Kunden. Seine Firma organisiert die Dokumentation von Software.

© Thomas Loy

Das Unternehmen WeAreDevelopers besteht vor allem aus einer Karriere-Plattform für Software-Entwickler. Vor zehn Jahren veranstalteten die Gründer erstmals eine Messe in Wien. Mit 300 Besuchern. Zehn Jahre später sind es 15.000, die an zwei Tagen die Messe bevölkern. Weil es aber vor allem um Vorträge, Trends und Netzwerken geht, reichen dazu zwei Messehallen aus. Die Hauptbühne im CityCube erstreckt sich über eine ganze Etage.

2019 zog die Messe nach Berlin um. Im nächsten Jahr soll es erstmals eine Ausgabe der Developer-Messe in den USA geben. Mitveranstalter ist die Softwarefirma Docker.

Saucedo Alejandro von der Modefirma Zalando bei seinem Vortrag.

© Thomas Loy

Natürlich will die Messe auch in Berlin weiter wachsen. Das scheint zu funktionieren. Die Lufthansa hat ihren Stand im Vergleich zum letzten Jahr deutlich vergrößert. Jan-Peter Noll von Lufthansa-Technik will KI noch stärker in die Prozesse bei der Wartung von Flugzeugen integrieren. Die Mitarbeiter könnten bei der aufwändigen Dokumentation von Check-ups entlastet werden.

Nebenbei geht es für das Unternehmen aber auch um die Gewinnung von Spezialisten. „Wir wollen auch als IT-Arbeitgeber wahrgenommen werden.“ So ähnlich sehen das die Kollegen bei „StackIT“, dem Cloud-Anbieter des Einzelhandelsriesen Schwarz, dem die Supermarktketten Lidl und Kaufland gehören.

Der Stand von StackIT hat sich deswegen Bananen, Äpfel und Akkuschrauber aus dem Sortiment der Schwester-Unternehmen ausgeliehen. Eine schöne Alternative zu den vielen Apps und Laptop-Bildschirmen.

Die Hallen der Developer-Messer waren am Donnerstag gut besucht.

© Thomas Loy

Stargast am ersten Messetag ist Thomas Dohmke von der Software-Plafform GitHub, die eine Arbeitsbasis für Programmierer anbietet. GitHub ist Partner und Sponsor der Messe.

GitHub bietet seinen Nutzen einen KI-Bot an, der das Programmieren erledigt, wenn man ihn freundlich darum bittet. Dieser „Copilot“ sei schon älter als ChatGPT und könne mit jeder Sprache umgehen, die der Nutzer bevorzugt, sagt Dohmke. 15 Millionen Anwender seien inzwischen auf der Plattform aktiv.

Die Agenten arbeiten sehr ähnlich wie Menschen.

Thomas Dohmke von der Software-Plafform GitHub

Die KI vergleicht Dohmke mit der Einführung des Personal Computers in seiner frühesten Form, dem Commodore 64. Eine Revolution also, die das tägliche Leben der Menschen verändern wird.

Bisher verändert KI vor allem das Leben der Software-Programmierer. Die müssten die KI-Agenten, also die virtuellen Kollegen, mit Aufträgen versorgen und anschließend die gelieferten Programme überprüfen. Oder dem Agenten „Feedback geben“, wie man es eben auch unter den übrigen Kollegen macht. „Die Agenten arbeiten sehr ähnlich wie Menschen.“

Wobei das Prüfen und Kontrollieren – vor allem, was die Sicherheit von Daten angeht – bereits von externen Firmen und ihren spezialisierten KI-Agenten übernommen wird. Die sind auch auf der Messe vertreten.

Viele Aufgaben für KI-Spezialisten

Dohmke hat aber auch Tröstendes zu sagen. Manchmal sei es schneller und effektiver, direkt in den Programm-Code einzugreifen, um einen Fehler zu beheben. So wie man zu Hause auch mal zum Schraubenzieher greift, um eine defekte Lampe zu reparieren.

Sein Kollege Alejandro Saucedo, IT-Experte beim Modehändler Zalando, spricht von einer „Agentic Infrastructure“, einem wachsenden Angebot von KI-Helfern, die allerdings oft nach ähnlichen Mustern arbeiten und nicht unbedingt wie ein Team zum Besten der Firma agieren. Da gebe es noch viele Aufgaben für Spezialisten aus Fleisch und Blut.

Im Publikum sitzt Adrian Vetter von der Münchener Firma planqc, die Quanten-Computer baut, vermutlich die nächste Revolution nach KI. Er sei hier, damit seine Firma beim aktuellen Modethema der Software-Branche nicht den Anschluss verpasst.

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