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„Sie verursachen eine Menge Stress“: Wie ein Berliner Maschinenbauer auf Trumps Zölle reagiert
Tornado Antriebstechnik aus Berlin-Tegel produziert und exportiert Motoren für Rolltore und Aufzüge. Viele gehen in die USA. Ihr Chef erklärt, was die neuen Importzölle fürs Geschäft bedeuten.
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Die Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump sorgt weltweit für Verunsicherung und Chaos – auch in Berlin. Denn die USA waren bisher dem Volumen nach das wichtigste Zielland für die exportierenden Unternehmen der deutschen Hauptstadt.
Die wenigsten exportierenden Unternehmen sind börsennotiert und leiden unter dem jüngsten Absturz der Aktienmärkte, der sich auch am Montag fortsetzte. Ihnen macht eher das Hin-und-Her zu schaffen und die Grundsatzentscheidung der Amerikaner, die Zölle als Waffe einzusetzen. Dass die EU-Kommission aus Brüssel am Montagnachmittag mitteilte, dass die USA plötzlich einen Verzicht auf gegenseitige Zölle für Industriegüter ins Spiel gebracht hätten, ändert nichts an der Tatsache, dass Geschäfte mit Kundschaft in den USA deutlich schwieriger werden.
Die Tornado Antriebstechnik GmbH aus Berlin-Tegel produziert und exportiert unter anderem Getriebe für kleine Motorenantriebe für Treppenlifte, Industrietore und kleine Personenaufzüge, im großen Stil, mehr als 40.000 Stück pro Jahr, Tendenz steigend, berichtet Mit-Geschäftsführer Franck Poirier dem Tagesspiegel.
Formal zahlen Unternehmen, die ihre Waren in die USA exportieren, die geforderten Zölle. In der Regel stellen sie diese aber den Empfängern vollständig in Rechnung. „Vor Trump haben unsere Kunden zwischen 0 und 2,5 Prozent gezahlt.“ Ab jetzt müssten Tornados Kunden in den USA die höheren Zölle bezahlen. Wie viel höher genau, ist offenbar noch nicht klar – zumal sich die Lage fast stündlich ändern kann, wie die Nachrichten aus Brüssel zeigen.
Die US-Regierung hat sich für diesen Weg entschieden und nun müssen unsere amerikanischen Kunden damit umgehen.
Franck Poirier, Mit-Geschäftsführer der Tornado Antriebstechnik, zur Begründung, warum seine Kunden in den USA die Zölle zu 100 Prozent zahlen sollen
Theoretisch wäre denkbar, dass Zwischenhändler oder das Unternehmen einen Teil der zu zahlenden Zollgebühr auffangen, damit die eigenen Produkte konkurrenzfähig bleiben gegenüber denen aus anderen Ländern, die womöglich nicht so stark besteuert werden. Tornado-Chef Poirier winkt jedoch ab: Die Zölle würden zu 100 Prozent an die Kunden weitergegeben. Man sehe keine andere Möglichkeit.
Finden Tornados Kunden alternative Lösungen?
„Die Entscheidung ist nicht unsere – die US-Regierung hat sich für diesen Weg entschieden und nun sollen unsere amerikanischen Kunden damit umgehen.“ Sollten die Kunden eine Möglichkeit sehen, die Zahlung abzuwenden, werde man sie dabei unterstützen, kündigte der Manager an.

© Tornado Antriebstechnik GmbH
Auf die Frage, ob er schon abschätzen könne, inwieweit Tornados Produktion von den Turbulenzen betroffen sein werde und ob sich das Unternehmen verstärkt um Kundschaft außerhalb der USA bemühe, zeigte sich Poirier selbstbewusst. Man biete kundenspezifische Lösungen an, Tornados Produkte seien nicht – oder nur mit viel Aufwand – austauschbar. Kunden müssten zum Beispiel in neues Werkzeug und Tests investieren.
„Eine mögliche Umstellung kann dauern und durch die dynamische Entwicklung der Entscheidung der Trump-Regierung lässt sich derzeit keine vernünftige Rechnung anstellen.“ Franck Poirier spekuliert darauf, dass das Thema Zoll in spätestens drei Jahren „durch“ sei. „Die negativen Auswirkungen auf die amerikanische und globale Wirtschaft werden dazu führen, dass heutige Entscheidungen zurückgenommen werden müssen.“
Was den Geschäftsführer ein wenig beruhigt, ist der Umstand, dass die meisten Hersteller für Konkurrenzprodukte von Tornado Antriebstechnik selbst in Europa sitzen, also Zölle in gleicher Höhe zahlen müssen.
Inwieweit gefährdet die aktuelle Situation das Geschäft des Berliner Maschinenbauers? „Die Zölle sind sicherlich ein zusätzliches Hindernis und verursachen eine Menge Stress und Unsicherheiten für die Wirtschaft, sind aber nicht unbedingt ein Problem für unser Unternehmen“, meint Poirier.
Tornado sei auch von anderen Märkten abhängig und konzentriere Verkaufsbemühungen inzwischen auf andere Länder. „Vielleicht müssen wir diese Bemühungen einfach beschleunigen – und ein wenig innehalten, um zu sehen, wie sich die Lage in den USA entwickelt.“
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