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Ein Kampfflugzeug vom Typ Lockheed Martin F-16 Fighting Falcon der polnischen Luftwaffe bei einer Militär-Übung – Symbolbild.

© imago/Björn Trotzki

Rüstungsfirmen nehmen Kurs auf Berlin: Wirtschaftsförderer rechnen mit Investitionen aus den USA

Die Wirtschaftsförderer von Berlin Partner sind vor allem im Bereich Digitalunternehmen, Kreativ- und Gesundheitswirtschaft aktiv. In diesem Jahr könnte ein neues Segment dazukommen: Militärtechnik.

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Eigentlich war die Bilanz-Pressekonferenz von Berlin-Partner so wie immer: Viele Zahlen, die Berlins hohe Attraktivität als Wirtschaftsstandort nachweisen sollen – mitten in der konjunkturellen Dauerkrise der Republik. Auf Nachfrage, ob Firmen aus den USA wegen der erratischen Trump-Politik möglicherweise nach Deutschland und speziell Berlin ausweichen, gab Berlin Partner-Geschäftsführer Stefan Franzke einen kurzen, aber spannenden Einblick in laufende Gespräche.

Es seien „plötzlich Unternehmen aus dem Defence-Bereich aktiv“, vornehmlich aus den USA. Die aktuelle Diskussion um die europäische Verteidigungsfähigkeit und höhere Budgets für Rüstung lockt offenbar Unternehmen an, die sich bislang auf den US-Markt fokussiert hatten.

Berlin wird traditionell vor allem wegen seiner starken Digitalwirtschaft, der breiten Fintech- und KI-Szene oder der großen Forschungslandschaft im Bereich Gesundheit angesteuert. Rüstung war kein Thema, wegen der deutschen Geschichte und weil viele Universitäten diesen Bereich bewusst ausklammern.

Welche US-Firmen nach Berlin drängen, ließ Franzke offen. Es sei aber denkbar, dass sich die aktuellen Gespräche bereits im nächsten Jahr in der Investitionsbilanz niederschlagen könnten.

84
Neuansiedlungen wurden 2024 von Berlin Partner begleitet.

Diese Bilanz fällt für 2024 recht ansehnlich aus: 1,1 Milliarden Euro wurden mit Unterstützung der 207 Mitarbeiter von Berlin Partner in den Standort Berlin investiert, rund 200 Millionen mehr als 2023, eine „Rekordsumme“. Das Geld floss vor allem in die Bereiche Informationstechnologie und Kreativwirtschaft, Mobilität und Logistik sowie Gesundheitswirtschaft.

Fast 900 Millionen Euro wurden von bereits am Standort tätigen Unternehmen investiert, rund 240 Millionen kamen durch 84 neue Ansiedlungen zusammen. Dabei entstanden laut Berlin Partner 6715 neue Arbeitsplätze. Das Bruttoinlandsprodukt Berlins werde dadurch in den kommenden Jahren um insgesamt 1,9 Milliarden Euro wachsen, die Steuereinnahmen für Bund und Land um 230 Millionen Euro.

Damit seien die 15 Millionen Euro, die Berlin 2024 in seine Wirtschaftsförderung investiert habe, gut investiert, sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD). Wegen des Sparhaushalts muss Berlin Partner in diesem Jahr allerdings mit 700.000 Euro weniger auskommen. Berlin Partner-Chef Franzke sei für fünf weitere Jahre in seinem Amt bestätigt worden, sagte Giffey.

Die Hauptstadt werde sich weiterhin von der schwachen Gesamtentwicklung Deutschland positiv abheben können, glaubt die Senatorin. Im vergangenen Jahr wuchs die Berliner Wirtschaft um 1,3 Prozent, für dieses Jahr rechnet Giffey „im Moment“ mit 1,5 Prozent. Wegen diverser Unwägbarkeiten wie etwa der angekündigten US-Zölle könnte sich das Bild aber schnell ändern.

Weniger Investitionen in Energietechnik

Einen deutlchen Rückgang bei den Investitionen gab es im Bereich Energietechnik, dort wurden 2024 nur 26 Millionen Euro investiert, nach 183 Millionen im Vorjahr. Franzke führt das auf die Unsicherheit über die Entwicklung der politischen Rahmensetzung zurück. Die Ampel-Regierung hatte viele Entscheidungen zur Regulatorik der Energiemärkte wegen des Streits innerhalb der Koalition aufgeschoben.

In Robotertechnik sind deutsche Firmen weltweit vorne dabei. Ein Start-up aus diesem Bereich hat sich jetzt für Berlin entschieden.

© stock.adobe.com/Gorodenkoff Productions

Die Unsicherheit währt dieses Jahr fort, auch weil es noch keinen verabschiedeten Bundeshaushalt gibt. Das beträfe auch Firmen, die auf Forschungsförderung angewiesen sind, sagte Giffey. Im vergangenen Jahr flossen 63 Millionen Euro an Forschungsgeldern vom Bund nach Berlin.

Von den 84 neu angesiedelten Firmen kamen 33 aus Deutschland, 32 aus Europa, zwölf aus Asien und Australien und nur sieben aus Ländern des amerikanischen Kontinents. Die schwache Amerika-Aktivität erklärte Franzke mit steuerlichen Vorteilen, die US-Unternehmen in Großbritannien und den Niederlanden nutzen könnten.

Vier konkrete Beispiele nannte Franzke, darunter den japanischen Hersteller Yamaha, der in Berlin Batteriewechselstationen für E-Bikes testen wolle. Die Firma Metacore aus Finnland habe an der Spree ein Entwicklungsstudio für Videospiele eröffnet.

Und HoloMedix.AI mit Sitz in Berlin, London, Lissabon und Riad entwickelt eine KI-basierte Plattform für Pflege und Therapie von Patienten. Auch das Start-up N Robotics habe sich für Berlin entschieden, weil es hier bereits ein entsprechendes Firmen-Netzwerk gebe.

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