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Bürokraten beraten in Berlin: Durchwursteln als Weg zur modernen Verwaltung
Beim „Creative Bureaucracy Festival“ geht es darum, die Verwaltung fit für Gegenwart und Zukunft zu machen. Ein Vorschlag: einfach machen, statt lange zu planen.
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Durchwursteln könnte der richtige Weg für eine erfolgreiche Verwaltungsreform sein. Jedenfalls sehen das Verwaltungsexpertin Laura Kromminga, bis vor Kurzem Referentin für Soziale Ökonomie in der Berliner Wirtschaftsverwaltung, und Kai Wegrich, Politikwissenschaftler an der Hertie School Berlin, so. Beide haben am Donnerstag auf dem „Creative Bureaucracy Festival“ ihre Vision von einer ständig dazulernenden Verwaltung vorgestellt.
„Der konventionelle Weg läuft über Strategien. Aber wir kennen auch alle die Friedhöfe der Strategien“, sagte Wegrich bei seinem Impulsvortrag. Stattdessen sei durchwursteln besser als jeder langfristige Plan, weil Herausforderungen in kleinen Schritten angegangen und Fehler schnell korrigiert werden könnten.

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Statt auf den einen großen Wurf zu warten, gehe es vielmehr darum, sich an dem politisch Machbaren zu orientieren. Die Einrichtung von Pop-up-Radwegen während der Corona-Pandemie etwa sei ein gelungenes Beispiel dafür gewesen, wie schnell und unbürokratisch etwas ausprobiert worden sei.
Als weitere Beispiele nannte Kromminga, bei Projekten Betroffene miteinzubeziehen, ohne dass es großer Beteiligungsprojekte bedürfe, oder vorhandene Daten zu nutzen, statt auf die perfekte neue Datensammlung zu warten. Dabei brauche es „Wirksamkeitsorientierung“ auf allen Verwaltungsebenen. „Jeder in der Verwaltung müsste verstehen: Was hat das mit mir zu tun, welchen Nutzen kann ich haben?“, sagte sie. Soziale Unternehmen seien an der Stelle schon weiter. Trotzdem, so ihr Fazit, könne man nicht in allen Fällen gänzlich auf Strategien verzichten.
Beim „Creative Bureaucracy Festival“ tauschten sich am Donnerstag im Berliner Radialsystem Beschäftigte der Verwaltung und angrenzenden Bereichen über Innovationen im öffentlichen Sektor aus. Die Fachkonferenz findet seit 2018 jährlich statt und wird von der Falling Walls Foundation getragen.
Unter den 150 Referenten aus über 30 Ländern waren in diesem Jahr unter anderem Marco Daglio, Leiter des Observatoriums für Innovation im öffentlichen Sektor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Präsident des Bundesverwaltungsamts, Christoph Verenkotte, sowie Berlins Integrationsbeauftragter Katarina Niewiedzial.
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