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Auszubildender Marc Fischer übt am Schweißgerät in der Lehrlingswerkstatt des BER.

© Thomas Loy

Die unsichtbaren Maschinisten des BER: Flughafen sucht Azubis für Orte, die Passagiere nie sehen

Am Flughafen BER werden jedes Jahr mehr als 40 Azubis eingestellt. Sie sorgen rund um die Uhr und in der Regel ohne jeden Kontakt zu Fluggästen dafür, dass der Betrieb läuft. Ein Spaziergang „im Untergrund“

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Die Arbeit macht Spaß, sagt Azubi Alexander Baumgärtner, besonders, weil er morgens nie weiß, was ihn tagsüber noch so erwartet. Einmal war bei der Sicherheitskontrolle ein Ehering verloren gegangen und irgendwo in der Kontrollmaschinerie stecken geblieben. Das ist dann schon mal ein ungewöhnlicher Auftrag für einen Elektronik-Lehrling im zweiten Ausbildungsjahr.

Der Flughafen BER hat am Dienstag Journalisten zum Rundgang hinter die Kulissen geladen. Vorgestellt werden Abteilungen, die niemand zu Gesicht bekommt, auf dem Weg von S-Bahnhof oder Parkhaus zum Flugzeug. Mehr als 200 Mitarbeiter und Auszubildende arbeiten in den Werkstätten des Flughafens, die für Gebäudetechnik und „Flugbetriebsanlagen“ zuständig sind.

Zu den Betriebsanlagen gehören vor allem die Gepäckabfertigung und die Fluggastbrücken, dort läuft bekanntlich nicht immer alles rund.

Rund 100 Ingenieure und Techniker kümmern sich im 24-Stunden-Betrieb um das Funktionieren der Gepäckabfertigung am BER. 3000 Störungen sind durchschnittlich pro Monat zu beheben. Von den insgesamt acht Kilometern Gepäcklaufbänder sind nur ein kleiner Teil sichtbar, der größte Teil spielt sich dahinter ab.

Wie in einem großen Paketzentrum werden die Koffer vom Check-in über zwei zentrale, im Kreis laufende Förderbänder zu den einzelnen Verladestationen transportiert, vollautomatisch, gesteuert über eine Software, die den Barcode auf Kofferbatches ausliest.

Über Treppen und Laufstege auf Gitterosten können die Techniker jeden Winkel der Anlage erreichen, allerdings ist nicht immer einfach, den richtigen Aufgang zu finden.

Oft lösen Bänder an Rucksäcken Pannen aus

Häufigste Störungsursache sind immer noch Rucksäcke, deren lose Bänder sich einfädeln und verklemmen. Oder Koffer, die sich querstellen. Sehr unbeliebt bei den Technikern sind auch in Folie eingeschweißte Gepäckstücke, die beim Abkippen vom zentralen Förderband zur Verladestation nicht von der Schräge rutschen. So eine Folie ist eben ziemlich rutschfest.

Die meisten Störungen beheben die Gepäckdienstleister der Fluggesellschaften, die auch für die Nachkontrollen zuständig sind, wenn die großen Röntgenanlagen verdächtige Gegenstände melden. Dass ein Koffer wirklich geöffnet und per Hand durchwühlt wird, komme allerdings selten vor, erklärt ein Ingenieur, nur in weniger als einem Prozent der Fälle.

Die Techniker kümmern sich eher um kaputte Lichtschranken oder ausgefallene Elektromotoren. Die Wartung und Reinigung der Anlagen wird vor allem nachts erledigt, während der Sperrzeiten des Nachtflugverbots.

180 große Lampen müssen ausgetauscht werden

Parallel läuft derzeit der Austausch der großen Terminallampen ein paar Etagen höher. Unter der Alu-Dachhaut des Hauptterminals erhellen 180 großformatige Lampen die Abfertigungshalle. Von Halogen-Metalldampf (HQI) wird auf LED umgestellt. Das soll jährlich rund eine Million Kilowattstunden Strom einsparen.

Schwindelfrei? Durch die transparente Hallendecke kann man das Hauptterminal erkennen. Hier oben müssen Leuchten ausgetauscht werden.

© Thomas Loy

Die Lampen sind in einem Kunststoffnetz eingefasst, auf dem die Techniker herumlaufen können. Wie durch einen Gazevorhang können sie hinab in die erleuchtete Terminalhalle schauen.

Die Ausbildungswerkstatt liebt abseits des Terminals in einem der großen Gebäudewürfel entlang der Zufahrt zum BER. Hier stehen große Spezialmaschinen zur Metallverarbeitung nebst einfachen Werkbänken zum Schleifen und Bohren.

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Frauen bildet der BER im technischen Bereich aktuell aus – von insgesamt 41 Azubis.

Die Azubis stellen Ersatzteile für die Anlagen her, die vom Flughafen selbst gemanagt werden, lernen schweißen und den Umgang mit elektronisch gesteuerten Fräsen. Unter den derzeit 41 technischen Azubis sind aktuell nur zwei Frauen.

Marc Fischer schaut unter der Schutzkappe seiner Schweißermontur recht zufrieden aus. Der 19-jährige Berliner, im zweiten Lehrjahr zum Industriemechaniker, ist im Flughafen gelandet, weil die Ausbilder hier am schnellsten auf seine Bewerbung geantwortet hätten. „Ein Beruf für die Zukunft“, findet Fischer. Er kann sich gut vorstellen, weiter hier zu arbeiten.

Nächster Bewerberstichtag ist der 12. Februar

Am 12. Februar ist das nächste Bewerbercasting in der Ausbildungswerkstatt des BER. Für den Termin bewerben können sich Interessierte noch bis Ende Januar.

Wer sich beim Casting bewährt, hat seinen Ausbildungsvertrag so gut wie sicher. Elf Azubiplätze sind noch frei. „Wir schauen nicht so sehr nach den Noten, eher danach, wie die Bewerber im Team arbeiten und gemeinsam nach Lösungen suchen“, sagt Arbeitsdirektor Michael Halberstadt.

Thomas Knöfler, Leiter der Werkstatt für die Gepäckabfertigung, am zentralen Sortierband, wo die Koffer den Flugzeugen zugeordnet werden.

© Thomas Loy

Im letzten Jahr gab es 600 Bewerbungen auf 43 Ausbildungsplätze – von so viel Zuspruch können andere Unternehmen nur träumen. Die Azubis – Mechatroniker, Elektroniker, Informatiker, Industriemechaniker, kaufmännische Angestellte – werden gut bezahlt, zwischen 1260 und 1450 Euro plus Weihnachts- und Urlaubsgeld. Die meisten, rund 90 Prozent, schätzt der Leiter der Flugbetriebsanlagen, werden später übernommen.

Dass sie allerdings jeden Tag vor Schichtbeginn durch die Sicherheitskontrolle geschleust werden müssen, wie jeder Fluggast auch, daran müssen sie sich gewöhnen.

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