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Ein Azubi arbeitet an einer Anlage im Kompetenzzentrum der Innung Sanitär, Heizung und Klima Berlin.

© dpa/Monika Skolimowska

Diese Branchen suchen am verzweifeltsten: Mehr als 7000 offene Lehrstellen in Berlin

Zu lange nicht um einen Ausbildungsplatz bemüht? Ein Gewerkschafter rät: „Einfach mal bei den Betrieben anklopfen.“

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Kurz vor Beginn des Ausbildungsjahres am 1. September sind nach einer Statistik der Arbeitsagentur noch mindestens 7145 Lehrstellen in der Hauptstadt unbesetzt. Unternehmen haben der Behörde insgesamt 15.390 Ausbildungsplätze gemeldet – was bedeutet, dass Betriebe in der Hälfte der Fälle noch keinen Azubi gefunden haben. Die Zahlen beziehen sich auf den Berichtsmonat Juli.

Über zu wenige Bewerber:innen können sich die Arbeitgeber eigentlich nicht beklagen: Laut Statistik haben sich im laufenden Jahr 20.100 Personen auf ihre Lehrstellen beworben. Immer wieder bemäkeln Betriebe jedoch, dass die Qualität nicht stimme. Einer aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin zufolge haben 68 Prozent der befragten Betriebe keine geeigneten Bewerbungen erhalten.

Viele offene Stellen im öffentliche Dienst

Eine Sprecherin der Arbeitsagentur gibt zu bedenken, dass „gerade die Ferienzeit auch Bewerbungszeit“ sei. „Aktuell ist noch sehr viel Bewegung im Ausbildungsmarkt und die Zahlen können sich täglich verändern. Ausbildungen starten teilweise noch bis in den Herbst hinein.“ Das Berichtsjahr ende erst am 30. September.

Die meisten offenen Ausbildungsstellen, insgesamt 4328, meldet die IHK Berlin, die diverse Branchen vom Handel bis zur Industrie vertritt. Laut Statistik der Arbeitsagentur sind zudem 1493 Stellen im Handwerk offen. Berlins Ärzte- und Zahnärztekammer melden 119 beziehungsweise 157 offene Plätze. Die Ämter und Verwaltungen der Hauptstadt suchen noch für 798 Plätze geeignete Auszubildende.

Berufsberatung und Internet geben eine Orientierung, klar. Aber es kommt auch gut, einfach mal bei Betrieben anzuklopfen und zu fragen: ‚Was geht?‘

Thomas Hentschel, Bezirksvorsitzender der IG BAU

Die Gewerkschaft IG Bau (Bauen-Agrar-Umwelt) teilt mit, dass auch „Spätstarter“ noch gute Chancen hätten, in Berlin einen Ausbildungsbetrieb zu finden. Der Bezirksvorsitzende Thomas Hentschel rät Jugendlichen, „taff“ zu sein: „Berufsberatung und Internet geben eine Orientierung, klar. Aber es kommt auch gut, einfach mal bei Betrieben anzuklopfen und zu fragen: ‚Was geht?‘“, sagt er. Der persönliche Eindruck sei oft wichtiger als Schulnoten.

Hentschel empfiehlt nicht, das dürftige Azubigehalt auszuschlagen und stattdessen „irgendwo als Hilfskraft anzuheuern“. Eine Ausbildung, etwa in der Gebäudereinigung, befähige zu vielerlei Techniken und sei ein potenzieller Schritt auf der Karriereleiter. Später könne man noch den Techniker oder Meister machen.

Die Zahlen der Arbeitsagentur sind nur bedingt aussagekräftig. Denn nicht alle Betriebe melden ihre Ausbildungsplätze. Der Start für eine Ausbildung hängt vom Unternehmen ab. In der Regel beginnt die Ausbildung im August oder September.

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