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Aletta von Massenbach, Vorsitzende der BER-Geschäftsführung, spricht bei einem Medientermin im Haus der Luftfahrt zur aktuellen Entwicklung des Hauptstadtflughafens BER im ersten Halbjahr.

© dpa/Jens Kalaene

Durchwachsene Halbjahresbilanz des Hauptstadt-Airports BER: „Die hohen Standortkosten bremsen Wachstum aus“

Der Willy-Brandt-Airport (BER) in Schönefeld bei Berlin hat im ersten Halbjahr rund zwölf Millionen Passagiere abgefertigt. Da ginge mehr. Immerhin sind die Sicherheitskontrollen und Gepäckausgaben schneller geworden.

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BER-Chefin Aletta von Massenbach betreibt „Expectation Management“, wie sie es nennt. Der Willy-Brandt-Airport der Hauptstadtregion in Schönefeld stellt sich 2025 auf ein deutlich gebremstes Wachstum ein, nachdem Ryanair zum Sommerflugplan sein Angebot von und nach Berlin drastisch eingeschränkt hat. Das erklärte die BER-Chefmanagerin am Donnerstag in Berlin auf einer Pressekonferenz zur Halbjahresbilanz der Flughafengesellschaft. „Die hohen Standortkosten bremsen Wachstum aus“, warnte von Massenbach.

Der BER, zuletzt im Höhenflug, dämpft also die Erwartungen. Denn schon das erste Halbjahr 2025 lief mit 12,1 Millionen Passagieren und damit einem Plus von lediglich zwei Prozent eher verhalten. Die aktuelle Hauptsaison wird es nicht drehen können.

Ryanair schränkte Angebot um 17 Prozent ein

Zum seit April laufenden Sommerflugplan hatte der Billig-Carrier Ryanair, bis dahin größte Airline am BER, seine Drohung wahr gemacht und das Angebot von und nach Schönefeld eingeschränkt. Die irische Airline bietet damit in der Ferienzeit weniger Flüge an. Es sind bei Abflügen 1,54 Millionen Sitzplätze, 380.000 weniger als im vergangenen Jahr – eine Reduzierung um 17,1 Prozent. Von vornherein war damit klar, dass rund 700.000 Ryanair-Passagiere weniger als im Sommer 2024 am BER abgefertigt werden können.

26,5 
Millionen Passagiere erwartet der BER für das Gesamtjahr. Vor der Pandemie hatte man mal 35,9 Millionen gezählt.

Das ist in der bisherigen BER-Prognose einkalkuliert, nach der der Airport in diesem Jahr 2025 26,5 Millionen Passagiere erwartet, lediglich vier Prozent mehr als im Vorjahr, wo der BER ein Spitzenwachstum von zehn Prozent hingelegt hatte. Damals wurden 25,5 Millionen Passagiere abfertigt. Und inzwischen ist selbst dieser Ausblick unsicher. Der Nahost-Konflikt, der auch auf den Flugbetrieb und damit den BER auswirkt, sei „noch nicht drin“, sagte von Massenbach.

Vor der Pandemie war Berlin über Jahre noch Deutschlands am stärksten wachsender Luftverkehrsstandort, mit 35,9 Millionen Passagieren im Jahr 2019. Davon ist der BER nach wie vor weit entfernt. Und Billigairlines wie Ryanair und Easyjet leiden besonders an den hohen Luftverkehrs- und Standortkosten in Deutschland. Sie verlagern Maschinen nicht innerhalb Deutschlands, sondern ins europäische Ausland. Der BER, wo Billigairlines überproportional vertreten sind, ist besonders stark betroffen.

Im Hauptterminal des BER in Schönefeld könnten mehr Fluggäste abgefertigt werden.

© imago/Schöning/IMAGO/Schoening

Von Massenbach präsentierte Beispiele für die Mehrbelastungen in Deutschland: Für einen Airbus A 320-200 mit 150 Passagieren, der vom BER nach Mallorca fliegt, werden am BER exakt 7622 Euro Steuern und Gebühren fällig – in Mailand 4701 Euro. Bei einem Flug nach Dubai mit einem Airbus A321 neo (177 Passagiere) sind es demnach am BER 13.117 Euro, in Mailand 6126 Euro.

Bei einem Interkontinentalflug mit einer Boeing 787 mit 216 Passagieren 23.314 Euro gegenüber 9186 Euro in Mailand. Deutschland als drittgrößte Wirtschaftsmacht verliere im Wettbewerb um Luftverkehr Anbindungen und Anschlüsse, appellierte von Massenbach an die Bundesregierung. Die Luftverkehrssteuer müsse abgeschafft werden.

Weniger als zehn Minuten für Sicherheitskontrollen

Für den Betrieb und Service am BER, wo der frühere Pannen-Airport aus den Negativschlagzeilen raus ist, zog von Massenbach eine positive Bilanz. Der Großteil der Passagiere – 84 Prozent – passiert demnach die Sicherheitskontrollen innerhalb von zehn Minuten, 98 Prozent innerhalb von 20 Minuten, hieß es. Die durchschnittliche Wartezeit beträgt nach den Messungen aktuelle etwa 3:39 Minuten, im Jahr 2024 waren es noch 4:28 Minuten.

Den Durchbruch sollen die neuen CT-Scanner bringen, bei denen elektronische Geräte nicht mehr ausgepackt werden müssen. Die laufen schon länger im Terminal 2, wo die Wartezeit im Schnitt aktuell nur 1:54 Minuten beträgt. So soll es künftig am BER insgesamt sein. Im Hauptterminal laufen CT-Scannern auf den ersten acht Spuren im Südpavillon, im Nordpavillon sollen sie bis zu den Herbstferien eingebaut sein. In der Mitte des Hauptterminals unter dem roten Teppich wird es noch länger dauern, da der Platz dort eng ist und die Geräte nicht leicht zu beschaffen sind. Auf einen Termin wollte sich von Massenbach nicht festlegen, „so schnell wie möglich.“

Kaum lange Wartezeiten aufs Gepäck

Beim Gepäck gibt es eine leichte Entwarnung. Passagiere müssen demnach, anders als früher, nur noch extrem selten extrem lange aufs Gepäck warten. Im ersten Halbjahr hat sich demnach der Anteil verzögerter Ausgaben, wo sich Passagiere länger als 30 Minuten gedulden mussten, von neun auf zwei Prozent verringert – bei 98 Prozent läuft es normal. In 0,09 Prozent der Fälle dauerte die Gepäckausgabe länger als 60 Minuten. Es laufe vernünftig. „Wir bleiben dran, dass wir das halten“, sagte die BER-Chefin.

Trotz der gedämpften Erwartungen für 2025 erwartet von Massenbach finanziell keine Negativ-Turbulenzen für den Airport, sondern eine Steigerung des operativen Gewinns von 152 Millionen Euro (2025) auf 186 Millionen Euro, wie geplant. Rote Zahlen wird die Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) am Ende trotzdem wieder schreiben, da die Milliarden-Altkredite für den Bau des Airports die Bilanz belasten. Es bleibe dabei, betonte von Massenbach, dass der BER im nächsten Jahr finanziell auf eigenen Füßen stehen wird und dann auf keine Unterstützung der Gesellschafter mehr angewiesen sein wird.

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