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Entlastung per Tarifvertrag bei Vivantes in Berlin: Verlängerung bis 2027 in Aussicht
Der landeseigene Konzern entlastet seine Beschäftigten, während er sich selbst einen Sparkurs verschreibt. Das soll dem Personal Sicherheit in Zeiten des Umbruchs geben.
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Die Berliner Klinikkette Vivantes und die Gewerkschaft Verdi haben beschlossen, den seit 2022 bestehenden Entlastungstarifvertrag für Pflegekräfte bis Ende 2027 zu verlängern. Das teilten die Sozialpartner am Freitag mit.
Der Vertrag ermöglicht 8000 von insgesamt 19.000 Mitarbeitenden von Vivantes, unter festen Personalvorgaben zu arbeiten. Eine examinierte Intensivpflegerin soll beispielsweise maximal zwei Patien:innen pro Schicht versorgen müssen. Wird der Wert überschritten, erhält sie einen Freizeit- oder Gehaltsausgleich. Das soll dem Personal die Arbeit erleichtern.
Dem Abschluss ging 2021 ein spektakulärer, fünfwöchiger Streik voraus. Inzwischen haben sich auch in anderen Teilen Deutschlands Klinikbeschäftigte vergleichbare Entlastungstarifverträge erkämpft.
Drei Jahre negative Bilanzen
Bei Vivantes fallen neben den Kräften im Pflege- und Funktionsdienst ab Januar 2025 nun auch Therapeut:innen in der Psychiatrie und Psychosomatik unter den Tarifvertrag. Laut Verdi wird die wöchentliche Arbeitszeit von aktuell 39 Stunden ab Dezember 2025 zudem auf das Niveau des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes (TVöD) abgesenkt. Dieses entspricht derzeit 38,5 Stunden.
Wir stehen zu unserem Wort, die Neuausrichtung und notwendige wirtschaftliche Sanierung des Unternehmens gemeinsam mit unseren Beschäftigten zu realisieren.
Dorothea Schmidt, Personalchefin bei Vivantes
Die Verlängerung bis 2027 soll den Beschäftigten Sicherheit verschaffen, während der Konzern versucht, seine defizitäre Lage mit einem rigiden Spar- und Sanierungskonzept loszubekommen. Nach drei Jahren der negativen Ergebnisse soll das unter anderem durch Synergien im Einkauf und eine bessere Patientensteuerung gelingen. Das jährliche Defizit soll so bis 2029 in zwei Stufen um 110 Millionen Euro verkleinert werden. Betriebsbedingte Kündigungen, heißt es, werde es nicht geben.
„Wir stehen zu unserem Wort, die Neuausrichtung und notwendige wirtschaftliche Sanierung des Unternehmens gemeinsam mit unseren Beschäftigten zu realisieren“, erklärte Personalchefin Dorothea Schmidt. Es sei allerdings auch klar, „dass nun alle Beteiligten an einem Strang ziehen müssen – Management, Beschäftigte und Gewerkschaft“.
Noch steht die Einigung mit der Gewerkschaft unter Vorbehalt. Die entsprechenden Gremien bei Vivantes müssen noch zustimmen, die Gewerkschaftsmitglieder haben dies bereits getan. Vivantes ist die größte kommunale Krankenhauskette Deutschlands. Zu ihr gehören acht Kliniken mit 6000 Betten, eine große Pflegeheimkette, ein ambulanter Dienst und eine Reha.
In einer früheren Fassung dieses Beitrags hatten wir geschrieben, dass eine examinierte Intensivpflegerin maximal 1,8 Patien:innen pro Schicht versorgen müsse und einen Freizeit- und Gehaltsausgleich erhalte, sollte dieser Wert unterschritten werden. Beides ist nicht richtig. Das Verhältnis ist eins zu zwei, außerdem gibt es entweder einen Freizeit- oder einen Gehaltsausgleich.
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