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Für wen sich ein Besuch lohnt: Hanfmesse Mary Jane in Berlin – Samy Deluxe und Mike Tyson sind auch dabei
Von Donnerstag bis Sonntag wird Berlin zum Mekka der Kiffer. Auf einer Fläche von 70.000 Quadratmetern werben Hersteller auf dem Messegelände um die Gunst der Konsumenten. Das erwartet die Besucher.
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In den „Antworten auf alle wichtigen Fragen“ taucht auf der Webseite der diesjährigen Mary Jane gleich zweimal die Frage auf, ob nur erfahrene Konsument:innen auf Europas größter Hanfmesse auf ihre Kosten kommen. Die Antwort fällt – wenig überraschend – eindeutig aus: nein. Die Messe sei gedacht „für jeden, der sich für die vielseitigen Anwendungen von Cannabis interessiert“.
Der Mary Jane haftete lange das Image an, nur was für zottelige Typen, eben den stereotypen Graskonsumenten, zu sein. In der Anfangszeit fand sie in kleinen Locations statt, wuchs daraus aber zügig heraus und wanderte 2024 aufs Messegelände nach Charlottenburg. „Früher waren wir eine Liebhabermesse, mittlerweile kommen wir immer mehr im Mainstream an“, sagte Nhung Nguyen vor Journalist:innen am Montag. Sie hatte die Mary Jane 2016 mit ihrem Ehemann Duc Anh Dang gegründet.
Dank der Teillegalisierung vor einem Jahr steht Cannabis heute für mehr als nur Kiffen. Das Naturprodukt hat seinen illegalen Ruch verloren, das wirkt sich positiv auf das Geschäft aus. Kaum jemand stört sich noch daran, wenn im Supermarkt Waren mit Hanf ausliegen.
Früher waren wir eine Liebhabermesse, mittlerweile kommen wir immer mehr im Mainstream an.
Nhung Nguyen, Mitbegründerin der Mary Jane
Folgerichtig gibt es auf der Mary Jane nicht nur etliche Waren zu kaufen, die man in den Grow-Shops um die Ecke bekommt, zum Beispiel Bongs. Die Besucher:innen können auch große Flächen erkunden, auf denen Hersteller für medizinisches Cannabis oder ihre hanfbasierten Beauty- und Wellnessprodukte werben. Bewusst habe man den Raucherbereich ganz hinten in Halle drei platziert, erklärte Messegründerin Nguyen. Personen, die nicht passiv rauchen möchten, können also entspannt über die Flure spazieren.
Das kosten die Tickets pro Tag
Hatten im vergangenen Jahr 40.000 Menschen die Messe besucht und auf 400 Aussteller treffen können, kommen diesmal 500 Aussteller aus aller Welt nach Berlin und beziehen eine fast doppelt so große Fläche. Erwartet werden bis zu 60.000 Besucher:innen. Für Menschen, die beruflich mit Cannabis zu tun haben, öffnet die Mary Jane bereits am Donnerstag. Normale Leute kommen von Freitag bis Sonntag auf das Gelände. Die Mary Jane richtet sich als Publikumsmesse vor allem an sie.
Gäste anlocken sollen ein Riesenrad, das sich laut Nguyen erstmals unter dem Funkturm drehen wird, und viele prominente Namen. Der bekannteste unter ihnen dürfte der von Boxchampion Mike Tyson sein. Er ist ein Star der Szene und soll am Freitag an einigen Ständen auftreten. Tyson besitzt Cannabisfarmen und vertreibt seine Marihuanaprodukte in mehreren US-Bundesstaaten.

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Aus Deutschland stammen die meisten Musiker:innen, die auf der Bühne im zentral gelegenen Sommergarten spielen. Die Mary Jane will nicht nur Messe, sondern gleich ein komplettes „Festival“ sein. Am Samstag geben unter anderem Rapper Samy Deluxe und Lokalmatador Marvin Game ein Konzert. Freitag tritt Rapperin Hayiti auf. Sie alle sind irgendwie mit Gras und Kiffen assoziiert.
Die meisten Tickets sind laut dem Veranstalter schon vergriffen. Im Webshop können aber noch Tagestickets erworben werden. Der Sonntag ist am günstigsten, da kostet der Eintritt 25 Euro. Den Freitag gibt’s für 30 Euro, den Samstag für 50 Euro.
Chaotische Szenen im vergangenen Jahr
Eine Herausforderung wird der Einlass sein. Dort hatte es im vergangenen Jahr große Probleme gegeben. Schon am Freitag war es teilweise chaotisch zugegangen, auch am Samstagnachmittag mussten viele Menschen stundenlang in Schlangen warten.
Auf die Frage, wie man das in diesem Jahr zu verhindern gedenkt, antwortete Veranstalterin Nhung Nguyen, es werde nicht nur einen Haupt-, sondern auch einen Seiteneingang geben. Außerdem habe die Mary Jane ihr Sicherheitspersonal aufgestockt und es werde ein Awareness-Team umhergehen. Dieses soll sich um Menschen kümmern, die sich unwohl oder bedroht fühlen.

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Die Mary Jane hat übrigens nicht nur Menschen eingeladen, die ihr wohlgesonnen sind. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), bekennender Bierfreund und äußerst skeptisch gegenüber Cannabis, habe ebenso eine Einladung erhalten wie die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU). Beide hätten allerdings abgesagt, „aus terminlichen Gründen“ angeblich.
Leute wie sie hätten dem Line-up einen interessanten Spin geben können. Die Expert:innen, die im Konferenzbereich etwa über die Hürden einer kompletten Legalisierung sprechen werden, bieten sicherlich Unterhaltungswert, aber unter ihnen findet sich kein politisches Schwergewicht. Damit erfüllt die Mary Jane ihren Anspruch, eine seriöse Gesprächsplattform zu sein, eher nicht.
Für die meisten Besucher:innen, die vor allem feiern und einkaufen möchten, wird das zu verkraften sein. Wer von Cannabis nicht genug bekommen kann und nach einem langen Messetag weiterziehen will, der wird jedenfalls fündig. In der ganzen Stadt steigen Events und Partys, die mit der Mary Jane oder mit Hanf zu tun haben. Ein Reddit-User hat eine Übersicht erstellt. Sie findet sich hier.
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