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Sie wollen nur spielen. Die Atmosphäre in einer der Messehallen bei der Gamescom im vorigen Jahr.

© Koelnmesse/gamescom/Thomas Klerx

Gamescom 2023 in Köln: Berlin und Brandenburg spielen vorne mit

Am Mittwoch startet die weltgrößte Computerspielmesse Gamescom in Köln. Auch etliche Entwicklerstudios aus der Hauptstadtregion sind dabei – sie ist zu einem der wichtigsten Standorte der Branche geworden.

Das Mädchen Amaliah wächst in der unterirdischen Stadt „Rock Bottom“ auf. Gefangen zwischen ihren eigenen Wünschen den Erwartungen ihrer Mitmenschen, trifft sie eines Tages eine Unbekannte, von der sie in die vergessenen Geheimnisse der Stadt eingeweiht wird. Amaliah beginnt, das mysteriöse Kraftwerk unter der Stadt zu erforschen – und löst dabei dabei allerlei Rätsel, um die Geheimnisse von „Rock Bottom“ vollends zu lüften.

Hunderttausende Fans auf dem Messegelände

Amaliah ist die Heldin des Computerspiels „Behind Unyielding Eyes“ – was übersetzt so viel wie „Hinter unnachgiebigen Augen“ bedeutet. Das dystopische Rätsel- und Erkundungsspiel entsteht derzeit bei Studio 19-99 im brandenburgischen Neuenhagen – und wird auf der diesjährigen Gamescom gezeigt. Die weltgrößte Computerspielmesse beginnt am Mittwoch mit einem Fachbesuchertag, von Donnerstag bis Sonntag werden dann hunderttausende Spielefans auf das Messegelände in Köln-Deutz strömen.

4,7
Milliarden Euro Umsätze meldet der Branchenverband

Die Ausstellungsfläche der Gamescom ist noch etwas größer als im Vorjahr, auch die Zahl der Aussteller – sie kommen aus 63 Ländern – ist noch einmal gestiegen. Zu den wichtigsten zählen Firmen wie Nintendo, Microsoft, Ubisoft, Bandai Namco und Aerosoft. Weitere bekannte Firmen wie Sony und EA sind in diesem Jahr nicht mit eigenen großen Messeständen dort, punktuell aber an Ständen anderer Firmen vertreten Zu den Highlights der diesjährigen Gamescom zählen das Weltraum-Abenteuer „Starfield“, das historisierende Action-Game „Assassin's Creed Mirage“ oder auch „Phantom Liberty“, die neueste Erweiterung für das Science-Fiction-Rollenspiel „Cyberpunk 2077“. Die Gamescom bietet Spielefans ein breites Programm, das von Cosplay-Wettbewerben über Konzerte und E-Sport-Turniere bis zu Audienzen bekannter Gaming-Influencer reicht.

„Behind Unyielding Eyes“ ist eines von mehreren Spielen aus der Hauptstadtregion, die bei der Gamescom zu sehen sind. Insgesamt 16 Unternehmen aus den beiden Bundesländern gastieren am Messestand des Netzwerkvereins „medianet berlinbrandenburg“. Gefördert wird das Ganze von der Senatswirtschaftsverwaltung sowie vom Medienboard Berlin-Brandenburg.

Zu den Ausstellern zählen nicht nur Entwicklerstudios, sondern auch Marketing- und Investitionsagenturen, Spieleverlage und Firmen, die Games in verschiedene Sprachen übersetzen. Mit ihrem Gemeinschaftsstand und der zugehörigen Präsentationsfläche für Spielestudios („Indie-Showcase“) wollen Medianet und Medienboard Präsenz in einem stetig wachsenden Industriezweig zeigen: Weltweit spielen inzwischen mehrere Milliarden Menschen an Computer, Konsole, Smartphone oder Tablet. Auch in Deutschland ist der Spielemarkt im ersten Halbjahr 2023 gewachsen: Der Branchenverband game meldet Umsätze von 4,7 Milliarden Euro – ein Plus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Berlin-Brandenburg einer der wichtigsten Standorte

Berlin-Brandenburg hat sich zu einem der wichtigsten deutschen Standorte der Spielebranche entwickelt. Ein Fünftel aller deutschen Games-Unternehmen sitzt in der Hauptstadtregion und erwirtschaftete 2021 rund 446 Millionen Euro Umsatz – das geht aus einer Studie hervor, die Medianet vor drei Monaten veröffentlichte.

Die Förderung durch das Medienboard war aber definitiv der wichtigste Punkt, sowohl für unsere Firma als auch das Projekt.

Christopher Meier, Gründer und Geschäftsführer von Studio 19-99

Die Internationalität Berlins trägt erheblich zur Attraktivität des Produktionsstandorts bei – und auch die Gelder, die das Medienboard an hiesige Spielefirmen ausschüttet. 2022 förderte es „innovative audiovisuelle Inhalte“ – zu denen auch Games zählen – mit insgesamt rund vier Millionen Euro. Studio 19-99 aus Neuenhagen erhielt für die Entwicklung von „Behind Unyielding Eyes“ eine Fördersumme von 85.000 Euro – und zwar als „bedingt rückzahlbares Darlehen“, das bei kommerziellem Erfolg des Spiels rückerstattet wird. Ebenfalls sehr geholfen hat dem Team aus sieben Entwicklern das Preisgeld, das der Prototyp ihres Spiels beim Deutschen Computerspielpreis 2021 erhielt.

Das Team von Studio19-99 (von links nach rechts): David von Felten, Christopher Meier, Bahiyya Khan, Laura Brosi, Almut Schwacke und Moritz Demmig.

© Studio19-99

„Die Förderung durch das Medienboard war aber definitiv der wichtigste Punkt, sowohl für unsere Firma als auch das Projekt“, sagt Christopher Meier, Gründer und Geschäftsführer von Studio 19-99. Die Unterstützung ermögliche ambitionierten Spielefirmen, sich am Markt zu beweisen – und verhindere, dass Deutschland bei der digitalen Unterhaltung komplett abgehängt werde.

Genau diese Gefahr besteht, denn die Computerspielförderung des Bundes wurde erst im Mai bis auf Weiteres gestoppt. Der Grund ist, dass die Bundesfördermittel für 2023 und 2024 bereits ausgeschöpft sind – die Nachfrage sei einfach sehr hoch gewesen, hieß es im Wirtschaftsministerium. Helge Jürgens, Geschäftsführer New-Media-Förderung beim Medienboard, nennt den Antragsstopp „eine Vollbremsung für die deutsche Games-Branche“ und einen „Dämpfer für Unternehmen, die in Betracht ziehen, sich in Deutschland anzusiedeln“.

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Besonders für kleine und mittelgroße Games-Firmen sei die Kombination aus Bundes- und Länderförderung essenziell, sagt Jürgens: „Sie bedeutet Planbarkeit und Sicherheit bei der Umsetzung größerer Projekte.“ Das Medienboard tue sein Möglichstes, um bei der Verwirklichung bereits geplanter Spiele-Projekte zu helfen. „Wir haben jedoch nicht das Budget, den Ausfall der Bundesförderung vollumfänglich zu kompensieren.“

Die Besucher:innen des Medianet-Messestands werden in jedem Fall einige Gaming-Highlights erleben. Zu den spannendsten Projekten zählt neben „Behind Unyielding Eyes“ auch das Abenteuer „Sanya and Pumpkin“ : Das russische Entwicklerduo Helpnode – es siedelte nach Beginn des Ukraine-Krieges nach Berlin über – verarbeitet in dem Spiel seine nostalgischen Erinnerungen an die Jugend im postsowjetischen Russland der neunziger Jahre. Weitere Games aus Berlin und Brandenburg werden in Halle 10.2 am Sammelstand „Indie Arena Booth“ gezeigt und können dort auch angespielt werden.

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