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Szene aus dem Action-Spiel „The Cycle: Frontier“, das in Berlin produziert wird.

© Yager Development

Spielend nach oben: Berlins Games-Branche wächst kräftig

Eine Branchenstudie belegt das Wachstum der Games-Industrie in der Hauptstadtregion. Viele der Firmen erwirtschaften Renditen, von denen man in anderen Branchen nur träumen kann.

Die drei Computerspiele könnten unterschiedlicher kaum sein: „The Wagadu Chroniclles“ ist ein Online-Rollenspiel, das afrikanische Mythologie aufgreift. „Finding Hannah“ dreht sich um eine Großstädterin in der Midlife-Crisis, die zu sich selbst findet. „Seed“ wiederum simuliert die Zukunft der Menschheit mit Tausenden von eigenständig handelnden Figuren. Und doch haben sie etwas gemeinsam: Sie werden alle in Berlin produziert.

Die Hauptstadtregion ist mittlerweile einer der wichtigsten Produktionsstandorte für Games – was nicht zuletzt an der enormen Vielfalt der Projekte liegt. Vor allem aber wächst der Standort weiter: Von allen Spielefirmen, die in Deutschland tätig sind, sitzt schon jede fünfte in Berlin-Brandenburg. Tendenz: steigend.

Die Zahl stammt aus einer am Donnerstag veröffentlichen Standort-Studie. Deren Titel „Games-Branche in Berlin-Brandenburg – eine Untersuchung des Wirtschaftsfaktors“ ist Programm: Die Studie liefert neue Daten zur Struktur, zu Umsatz und zu Standortfaktoren der hiesigen Spieleindustrie. Der Branchenumsatz beispielsweise ist von 255 Millionen (2020) auf 446 Millionen Euro (2021) gestiegen – auch das ein Zeichen, wie wichtig Computerspielproduktion mittlerweile als regionaler Wirtschaftsfaktor ist.

Konkurrierende Standorte

Die Daten der Goldmedia-Studie stammen aus einer Befragung, an der im Herbst letzten Jahres insgesamt 61 Unternehmen teilnahmen. Auftraggeber der Studie war das Branchennetzwerk Medianet Berlin-Brandenburg, gefördert wurde die Befragung vom Medienboard (Berlin-Brandenburg).

Bei der Präsentation der Ergebnisse auf dem Berliner Messegelände sprach Wirtschafts-Staatssekretär Michael Biel davon, man wolle Berlin zum „Games-Standort Nr. 1 in Deutschland“ machen. Die bundesweit größten Konkurrenten sind – einer anderen Studie des Branchenverbands game zufolge – die Länder Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Bayern. Doch was macht den Standort Berlin-Brandenburg eigentlich so besonders?

Stellten die Studie vor (von links): Michael Biehl (Senatsverwaltung für Wirtschaft), Jeannine Koch (medianet), Helge Jürgens New Media Förderung) und Juliane Müller (Goldmedia).

© Ronald Patrick/medianet berlinbrandenburg

Schaut man sich die Ergebnisse der Goldmedia-Studie an, so ist es vor allem die Mischung aus einigen großen und vielen kleinen Unternehmen, die das „Spiele-Ökosystem“ der Hauptstadt auszeichnet. Die hiesige Games-Branche umfasst derzeit 301 Unternehmen, von denen 182 im „Kernmarkt“ tätig sind – also entweder als Entwickler oder Publisher (Verleger) von Games. Drum herum tummeln sich etliche Dienstleister, zum Beispiel PR-Agenturen, Event-Organisatoren oder Firmen für Community-Management.

Spannend ist auch, dass immerhin 40 Prozent aller in Deutschland tätigen E-Sport-Unternehmen in der Hauptstadtregion sitzen. Betrachtet man derweil den „Kernmarkt“, dann erzielen die fünf größten Spielefirmen der Region satte 70 Prozent des Gesamtumsatzes. Zu den größten Arbeitgebern – mit jeweils über 100 Angestellten – zählen beispielsweise Wooga, Gameduell, Yager Development, Ubisoft Berlin und Kolibri Games.

Junge Unternehmen

Neben diesen „Dickschiffen“ gibt es in Berlin-Brandenburg aber auch besonders viele kleine, vergleichsweise junge Spielefirmen: Der Altersdurchschnitt liegt bei 6,4 Jahren. Viele Nachwuchs-Studios geben gerade erst ihr Marktdebüt und könnten – falls sie damit kommerziellen Erfolg haben – für einen weiteren Zuwachs an Arbeitsplätzen sorgen. Momentan jedenfalls arbeiten im „Kernmarkt“ rund 2600 Menschen – das sind 22 Prozent aller deutschlandweit Beschäftigten. Laut Goldmedia erzielt ein Drittel der Berlin-Brandenburger Games-Unternehmen mehr als 15 Prozent Umsatzrendite. Dass die Rendite bei vielen Firmen – noch – niedriger ist, hat mit den meist mehrjährigen Entwicklungszeiten von Computerspielen zu tun: Die Früchte werden also erst später geerntet.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass Berlin-Brandenburg sehr gute Vernetzungsmöglichkeiten bietet: Das Networking in der Games-Branche wird immerhin von 80 Prozent der Befragten als „sehr gut“ bezeichnet. Weniger gut beurteilen sie hingegen die Verfügbarkeit von Fachkräften und die Unterstützung bei Firmengründungen. Erst Mitte der Woche hat Medianet allerdings die Einrichtung eines „House of Games“ angekündigt, das ab 2026 auch als Inkubator dienen soll (siehe Infobox). Zudem haben Berlin und Brandenburg im vergangenen Jahr rund 8,3 Millionen Euro in die New-Media-Förderung gesteckt – davon 3,5 Millionen in Games. Diese Förderung soll laut Medienboard verstetigt werden – und die Hauptstadtregion als Spieleproduktionsstandort noch attraktiver machen.

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