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Die Zentrale der Berliner Sparkasse residiert mitten auf dem Alexanderplatz.

© IMAGO/Schoening

Handelskonflikte und Börsen-Crash: Berliner Sparkasse bereitet sich auf schwierige Zeiten vor

Die Berliner Sparkasse hat das Geschäftsjahr 2024 mit einem satten Gewinn abgeschlossen. Fürs laufende Jahr aber dämpft Vorstandchef Johannes Evers die Erwartungen.

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Johannes Evers, der langjährige Vorstandsvorsitzende der Berliner Sparkasse, gilt als eher entspannter Typ. Sollte er dennoch etwas verkrampft rüberkommen, liege das wohl am Halbmarathon, den er am Sonntag gelaufen ist, sagte er zur Auflockerung am Dienstag bei der Vorstellung des Geschäftsberichts für Jahr 2024.

Aus dem Konferenzraum in der siebten Etage der Sparkassen-Zentrale am Alexanderplatz kann man sich einen guten Überblick über den Schmutz und das Chaos an diesem besonderen Berliner Ort verschaffen, ohne sich direkt einmischen zu müssen oder davon anstecken zu lassen. Diese Perspektive scheint man bei Deutschlands kundenstärkster Sparkasse auch mit Blick auf das aktuelle Chaos an den globalen Aktienmärkten bewahren zu wollen: „Wir sind nicht beauftragt als Berliner Sparkasse, die Welt zu retten, sondern den Berlinerinnen und Berlinern ihre Stadt jedes Jahr ein klein wenig besser zu machen – und das seit mehr als 200 Jahren“, ordnete Evers ein.

Er sei entspannt wegen dieses medienpolitischen Hypes, sagte er erst. Auf Nachfrage riet er Kunden dazu, Ruhe zu bewahren. „Wir vermitteln Beratung, wir vermitteln keine Wetten“, erklärte er das bewährte Geschäftsmodell, um dann ein paar sparkassentypische Anlagetipps zu geben: Man dürfte „nicht alle Eier in einen Korb legen“, solle in reale Werte investieren, also Immobilien und Unternehmensanteile zum Beispiel.

Deutlicher Gewinnrückgang im laufenden Jahr erwartet

Gleichwohl wird sich auch die Sparkasse selbst den Entwicklungen nicht ganz entziehen können. „Die geopolitischen Turbulenzen werden auch an uns nicht vorübergehen“, sagte Evers. Er erwarte für dieses Jahr einen deutlichen Gewinnrückgang auf 200 bis 250 Millionen Euro – „was aber immer noch ein Super-Ergebnis wäre“. Zum Vergleich: 2024 hatte die Sparkasse mit einem Ergebnis von 368 Millionen Euro abgeschlossen, was in der Größenordnung des Vorjahres (358 Millionen) lag.

Zudem konnte das Institut seine Reserven mit weiteren 200 Millionen Euro – und damit mehr als zuvor – stärken. Evers verwies auf Sondereffekte, von denen die Sparkasse profitierte – etwa den Verkauf des ADAC-Kreditkartenportfolios.

Man werde weiter in Digitalisierung und moderne Filialen investieren, kündigte der Manager an. Vor allem letzteres sei in den Jahren der Niedrigzinsphase, also in der Dekade von etwa 2012 bis 2022, zu kurz gekommen. „Da ging es ums Überleben.“ Heute betreibt die Berliner Sparkasse 78 klassische Filialen und insgesamt 18 Niederlassungen für spezielle Kundengruppen, darunter Unternehmer, spezielle Branchen (darunter für Heilberufe) oder Private-Equity-Kunden.

Kein Abbau von Filialen geplant

Ein Abbau von Filialen sei nicht geplant. Bei den Modernisierungen – als Nächstes steht die Filiale in der Breiten Straße in der Spandauer Altstadt auf dem Plan – spreche man mit den jeweiligen Vermietern über Klimaschutzmaßnahmen, dazu zähle ein Anschluss ans lokale Fernwärmenetz, sofern möglich.

Derzeit betreibt die Sparkasse auch noch 800 Selbstbedienungs-Geräte, darunter 500 Geldautomaten. Ausnahmslos alle seien mit einem Farbsicherungssystem ausgestattet, verriet Evers. Eine Antwort auf die teils extrem gewalttätigen Versuche von Banden, diese auszurauben.

Zum Jahresende 2024 beschäftigte die Berliner Sparkasse 3367 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zum Vergleich: Der große Wettbewerber Berliner Volksbank beschäftigt rund 1900 Personen. Im Jahr 2024 stellte die Sparkasse mehr als 280 neue Mitarbeiter ein, darunter Quereinsteiger, die sie intern qualifiziert. 181 junge Menschen absolvieren derzeit eine klassische Ausbildung oder ein duales Studium.

Angesichts der Zahlen kann Evers also gelassen bleiben. Ein Rätsel aber geben ihm seine Kunden doch auf: So zahlen immer mehr – wie erwartet – bargeldlos. Waren und Dienstleistungen im Gesamtwert von 4,82 Milliarden Euro wurden Sparkassen-Karten getätigt, mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2020 (2,07 Milliarden Euro). Die Zahl der Bargeldabhebungen (Volumen 7,89 Milliarden Euro) allerdings sinkt nicht merklich. Horten die Kunden also irgendwo Bargeld? „Wir wissen es nicht“, sagte Evers.

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