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Arbeitgeber müssen heute etwas bieten, um für Bewerber interessant zu sein. Der Personalmangel trifft viele Branchen.

© Getty Images/Tom Werner

Hauptstadt der Lücken: 90.000 Stellen unbesetzt – doch Berlins Top-Arbeitgeber trotzen dem Trend

Was macht Arbeitgeber wirklich attraktiv? Eine Untersuchung des Tagesspiegels ermittelt die besten Betriebe der Bundeshauptstadt.

Stand:

Der Berliner Arbeitsmarkt steckt im Paradox: Während die Arbeitslosigkeit steigt, suchen Unternehmen händeringend nach Fachkräften. Im Mai lag die Arbeitslosenquote bei 10,2 Prozent – 0,5 Prozentpunkte höher als im Vorjahresmonat. Gleichzeitig meldete die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit 21.671 unbesetzte sozialversicherungspflichtige Stellen in der Hauptstadt. 7245 Berufsausbildungsstellen blieben unbesetzt

Besonders gefragt sind demnach Fachkräfte in der Verwaltung, im Einzelhandel sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. Doch die Lage droht sich weiter zu verschärfen. Laut dem Fachkräftemonitor der IHK Berlin fehlen der Hauptstadtwirtschaft derzeit etwa 90.000 Fachkräfte – mit wachsender Tendenz.

Diese Branchen in Berlin sind besonders stark vom Personalmangel betroffen

Sollte sich der Trend fortsetzen, fehlen der Berliner Wirtschaft bis 2035 über 400.000 qualifizierte Arbeitskräfte – ein Szenario mit massiven Folgen für Wertschöpfung, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Besonders stark betroffen sind Pflegeeinrichtungen, IT-Unternehmen, das Handwerk und die Gastronomie.

In der Wirtschaft der Hauptstadt fehlen etwa 90.000 Fachkräfte, darunter leiden etablierte Unternehmen ebenso wie Start-ups.

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Hauptursachen für dieses Missverhältnis zwischen Arbeitslosigkeit und Stellenbedarf sind demnach der demografische Wandel und mangelnde Qualifikationen bei Arbeitsuchenden. Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen das Rentenalter, ohne dass ausreichend ausgebildeter Nachwuchs nachrückt.

Parallel sinkt in vielen Berufen das Interesse an klassischen Ausbildungswegen. Diese Entwicklung befeuert nicht nur den Fachkräftemangel, sondern gefährdet auch die langfristige Innovationsfähigkeit.

Arbeitnehmer aus den geburtenstarken Jahrgängen, die sogenannten Babyboomer, gehen in Rente. Der Nachwuchs kann die Lücken kaum schließen.

© dpa/Christian Charisius

Regionale Unterschiede verschärfen die Situation zusätzlich. In Stadtteilen wie Charlottenburg-Wilmersdorf und Treptow-Köpenick ist die Zahl der neuen Stellenangebote zuletzt besonders stark zurückgegangen. Das zeigt eine Analyse, die das Medienforschungsunternehmen Index für den Tagesspiegel erstellt hat.

Vor allem im Verkauf, im Verkehrswesen sowie in der Gebäudereinigung ist das Angebot rückläufig. Die wirtschaftliche Unsicherheit und schwächere Konjunkturimpulse dürften diesen Trend verstärken.

So werben Berliner Unternehmen um qualifizierte Arbeitskräfte

Um dem Mangel entgegenzuwirken, setzen viele Unternehmen auf eine Kombination aus flexiblen Arbeitsmodellen, gezielter Weiterbildung und internationaler Rekrutierung. Mobiles Arbeiten, Gesundheitsangebote, interne Qualifizierungsprogramme oder auch die Einstellung ausländischer Fachkräfte gehören mittlerweile zur Standardstrategie zahlreicher Berliner Betriebe. Allerdings bleiben bürokratische Hürden bei der Zuwanderung und der Anerkennung ausländischer Abschlüsse ein Bremsfaktor.

Mobiles Arbeiten ist heute für viele Arbeitnehmer ein wichtiges Kriterium bei der Suche nach einem neuen Job.

© dpa/Maya Claussen

Die IHK Berlin appelliert an die Politik, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen – etwa durch Investitionen in Bildung, Digitalisierung und berufliche Orientierung. Gleichzeitig müssen Unternehmen stärker in ihre Arbeitgeberattraktivität investieren.

Studie des Tagesspiegels ermittelt die attraktivsten Arbeitgeber 2025

Orientierung in diesem fragmentierten Arbeitsmarkt bietet das Projekt „Berlins Beste Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe“, das der Tagesspiegel gemeinsam mit dem Sozialwissenschaftlichen Institut Schad entwickelt hat.

Die jährlich erscheinende Studie versteht sich als Navigationshilfe für Fachkräfte und Auszubildende – und als Benchmark für Unternehmen, die sich im Wettbewerb um Talente profilieren wollen. Untersucht wird, wie Betriebe mit Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel umgehen und welche Bedingungen sie ihrer Belegschaft bieten.

Junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen, legen Wert auf eine gute Betreuung im Betrieb.

© industrieblick - stock.adobe

Teilnehmende Firmen werden umfassend zu Themen wie Arbeitsmodelle, Gesundheitsvorsorge oder Chancengleichheit befragt.

Im Bereich Ausbildung bewertet die Studie Aspekte wie die Betreuung der Azubis, den Arbeitsalltag und den nachhaltigen Ausbildungserfolg. Auch die Auswirkungen des Fachkräftemangels auf den Betriebsalltag fließen in die Erhebung ein.

2024 nahmen fast 700 Berliner Unternehmen an der Untersuchung teil. Insgesamt wurden 110 Betriebe für ihre Ausbildungsqualität und 137 für ihre Arbeitgeberattraktivität ausgezeichnet.

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