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So soll das Hochhaus am Alexanderplatz irgendwann aussehen.

© Signa Real Estate

Update

Hochhaus am Alexanderplatz in Berlin: Noch nicht fertig – aber schon weiterverkauft

Der österreichische Signa-Konzern trennt sich von seinem Hochhausprojekt: Eine Commerzbanktochter hat den Bau am Alexanderplatz gekauft. Begleiten will man das Projekt aber weiterhin.

| Update:

Das Hochhaus am Alexanderplatz ist noch gar nicht fertig, hat aber schon einen neuen Eigentümer: Wie Signa am Montagvormittag mitteilte, hat die Commerzbanktochter Commerz Real sowohl das im Bau befindliche Bürohochhaus „Mynd“ als auch das „Galeria Weltstadthaus“ für ihren Immobilienfonds Hausinvest erworben. Bislang war Commerz Real an dem Komplex schon zu 20 Prozent beteiligt. Die Transaktion in Berlin steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch das Bundeskartellamt.

Zum Signa-Konzern gehören sowohl die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof als auch zahlreiche der Immobilien, in denen sich die Warenhäuser befinden. In Berlin arbeitet Signa schon seit längerem daran, die Warenhaus-Immobilien weiterzuentwickeln. Dabei geht es sowohl darum, auch andere Nutzungen – vor allem Büroflächen – in den Gebäuden unterzubringen, als auch darum, die Baumasse an den jeweiligen Standorten immens zu erhöhen.

In einem „Letter of Intent“ hatte Signa dem Senat 2020 versprochen, vier bedrohte Karstadt-Filialen mindestens drei bis fünf Jahre zu erhalten. Ein Erhalt darüber hinaus solle „angestrebt“ werden. Im Gegenzug hatte das Land zugesagt, die Bauprojekte von Signa in der City West/Kurfürstendamm, am Hermannplatz und am Alexanderplatz zu erleichtern.

Kritik aus der Landespolitik

Christian Gräff, Stadtentwicklungsexperte der CDU-Fraktion, sagte dem Tagesspiegel nun, er bedauere den Verkauf: „Man muss sich diese und mögliche andere Transaktionen von Signa nun genau ansehen, weil wir als Land Berlin verlässliche Partner brauchen.“

Welchen Wert haben Zusicherungen von Signa?

Julian Schwarze, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion

Sein SPD-Kollege Mathias Schulz meinte, Signa habe schon immer im Verdacht gestanden, die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof ausschließlich aufgrund der Immobilien in Premiumlage erworben zu haben: „Dieser Deal am Alexanderplatz bestätigt nun meine größte Sorge: Durch mehr Baumasse soll der Wert der Immobilien gesteigert und diese dann meistbietend an den nächsten Investor verkauft werden.“

Er sehe hier eine Blaupause für Signas Vorgehen an den anderen Berliner Standorten. „Für die SPD Berlin diente der Letter of Intent immer der Sicherung von Arbeitsplätzen, für Signa ist es ein Papier zur Sicherung von Rendite und Kapitalsteigerung“, so Schulz.

134
Meter hoch soll das Hochhaus werden.

Auch Julian Schwarze, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, sagte, auch er habe schon länger die Sorge, dass Signa vor allem Baurecht für die eigenen Immobilien bekommen wolle, um sie dann teuer abstoßen zu können: „Dieser Verkauf ändert aber die Rolle von Signa als Partner für das Land Berlin. Man muss sich mehr und mehr fragen: Wer gestaltet denn in Zukunft die Nutzungen der Immobilien von Signa? Und welchen Wert haben Zusicherungen von Signa?“ Außerdem stelle sich die Frage, ob die finanziellen Probleme des Konzerns größer seien, als bislang gedacht, so Schwarze.

Erst vor knapp zwei Wochen war bekannt geworden, dass Signa die 2018 übernommene österreichische Möbelkette Kika/Leiner samt der Immobilien wieder abgegeben hat. Der Kaufpreis soll laut Medienberichten bei rund 500 Millionen Euro gelegen haben.

Von Katalin Gennburg, der Stadtentwicklungsexpertin der Linken, kommt ebenfalls heftige Kritik: „Wir alle müssen uns ernsthaft sorgen um unsere Stadt und die Schneise der Verwüstung, die solche Immobilienspekulanten hinterlassen.“ Aus ihrer Sicht drohen dort, wo jetzt Warenhäuser stehen, Bauruinen. Signa sei kein Partner für eine soziale Stadtentwicklung und interessiere sich nicht für den Alltag der Berliner: „Deshalb muss Berlin die Warenhäuser als Standorte der Versorgung sichern und rekommunalisieren!“

Signa will das Projekt „begleiten“

Den Bau des Hochhauses am Alexanderplatz will Signa nach eigenen Angaben trotz Verkaufs weiterhin federführend begleiten. Nach Fertigstellung im Jahr 2025 soll das Gesamtensemble über mehr als 100.000 Quadratmeter Mietfläche verfügen. Das 134 Meter hohe Hochhaus wird nach einem Entwurf des Berliner Architekturbüros Kleihues und Kleihues errichtet und soll etwa 32.000 Quadratmeter Bürofläche umfassen. 

Teil der Transaktion zwischen Commerz Real und Signa ist, dass Signa nun die 20-Prozent-Beteiligungen an acht Warenhausimmobilien von Hausinvest erworben hat, die der Fonds seit 2019 gehalten hatte. Das betrifft die Beteiligungen am „Galeria Weltstadthaus“ an der Hauptwache in Frankfurt am Main, an der Königsallee 1-9 in Düsseldorf und der Hohen Straße in Köln sowie die Häuser Am Wehrhahn 1 in Düsseldorf, Rotkreuzplatz / Pötschnerstraße 5 in München, Remigiusstraße 20 in Bonn, Ernst-August-Platz 5 in Hannover, und Kurpfalzstraße P1 in Mannheim.

Über die Kaufpreise haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Die Partnerschaft beim gemeinsamen Projekt Elbtower in Hamburg bleibt von dieser Transaktion unberührt.

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