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Industriestandort in Berlin: Fluke will rund 80 Arbeitsplätze abbauen
Berlin verliert offenbar erneut Industriearbeitsplätze. Der Standort von Fluke Process Instruments soll profitabel sein – und dennoch ins Ausland verlagert werden.
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Seit 1991 stellt das Unternehmen Fluke Process Instruments, zunächst unter dem Namen Raytek, in Berlin Temperaturmesstechnik für Industrieanlagen her. Jetzt soll der Standort in der Blankenburger Straße in Pankow offenbar geschlossen werden. Das teilte die Industriegewerkschaft IG Metall mit. Fluke Process Instruments äußerte sich am Mittwoch auf Anfragen des Tagesspiegels nicht.
Nach Angaben der IG Metall will die Firma die Fertigung ihrer Messgeräte nach Großbritannien und China verlagern. Das soll der Geschäftsführer Chris Collison-Smith der Belegschaft am 20. Januar auf einer Betriebsversammlung mitgeteilt haben. „Diese Schließung stellt nicht nur einen Verlust an Arbeitsplätzen dar, sondern auch den Verlust von wertvollem Know-how, das sich über Jahrzehnte in Berlin aufgebaut hat“, sagte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, am Mittwoch.
Rund 80 Mitarbeiter:innen sind von möglichen Entlassungen bedroht.
Industrieabbau in der Hauptstadt
Die Nachricht trifft Berlin in einer Strukturkrise. Wirtschaftsverbände warnen schon länger, dass man in Deutschland infolge der durch Russlands Einmarsch in die Ukraine ausgelösten Preisschocks nicht mehr wettbewerbsfähig Produkte herstellen könne.
Erst kürzlich kündigte der Zughersteller Stadler drastische Sparmaßnahmen für seine 1700 Beschäftigten in der Hauptstadt an. Der Werkzeughersteller G-Elit will eines seiner beiden Berliner Werke schließen und rund 250 Stellen streichen. Nach Zahlen des Statistischen Landesamtes gibt es in Berlin noch rund 75.000 Industriearbeiter:innen.
Laut der IG Metall begründet Fluke Process Instruments die mutmaßliche Schließung seines Standorts mit globalen Handelsrisiken. Das hält die Gewerkschaft jedoch für eine vorgeschobene Erklärung. Der Betrieb sei „hochprofitabel“, was ein Blick in die Bilanzen bestätigt: Dort werden Margen von rund 30 Prozent und hohe Wachstumsraten ausgewiesen.
Ob es einen Sozialplan geben wird und wann der Standort geschlossen werden könnte, ließ die Firma unbeantwortet. Die IG Metall kündigte an, sie werde „alle gewerkschaftlichen, politischen und rechtlichen Mittel ausschöpfen, um den Standort zu erhalten“.
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