
© IMAGO/Georg Votteler
Irreführung am Supermarktregal: Früher war alles „light“, heute alles voller „Proteine“
Unser Autor von der Verbraucherzentrale erklärt den Trend zu proteinreichen Lebensmitteln und warum, sie für die allermeisten Kunden keinen zusätzlichen Nutzen bringen.

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Derzeit steht auf fast allen Packungen im Supermarktregal irgendwas mit „light“ drauf. Sorry, das war der Entwurf aus den 2000ern. Ich meinte natürlich „ballaststoffreich“. Nein, das kommt demnächst. Proteine. Das ist das aktuelle Buzzword.
Proteine sättigen nicht nur lang anhaltend, was gegen Heißhunger hilft. Sie liefern dem Körper Aminosäuren und Stickstoff, die er benötigt. Der Mensch ist auf eine ausreichende Zufuhr bestimmter Aminosäuren über die Nahrung angewiesen, die er nicht selbst bilden kann.
Die Betonung liegt aber auf ausreichend. Und anders als bei Schulnoten ist „ausreichend“ bei der Ernährung schon „gut“. Und bei einer ausgewogenen Ernährung bekommt man schon ausreichend Proteine zusammen, selbst Sportler. Um das Muskelwachstum gezielt zu fördern, helfen etwa 20 Gramm Protein kurze Zeit nach dem Training. Diese Menge steckt in 200 Gramm Quark.
Ein wenig hakelig wird es bei veganer Ernährung. Da sollte man bewusst auf pflanzliche Proteinquellen wie Hülsenfrüchte, Nüsse, Tofu oder Vollkorngetreide achten. Nahrungsergänzungsmittel, wie sie in vielen Teenagerregalen mittlerweile rumstehen, unterstützen in erster Linie bei der Verschlankung des Geldbeutels, ebenso wie Produkte auf denen etwas mit Protein draufsteht.
Tests zeigen, dass Produkte mit einem entsprechenden Aufdruck meist mehr kosten als das Vergleichsprodukt. Die gute Nachricht für alle, die trotzdem auf die Extra-Portion Protein gucken: Zu viel Protein schadet erst bei hoher Dosierung. Die Empfehlung für ausreichend sind 0,8 Gramm Proteine pro Kilogramm Körpergewicht, viel mehr als 2 Gramm sollten es nicht werden.
Insofern: Der Fokus auf eine Ernährung mit ausreichend Proteinen ist gut, mehr ist aber nur sehr bedingt mehr. Außer an den Festtagen, da spricht für mich nichts gegen ein bisschen mehr Fett und Zucker. Frohes Fest!
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