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Carola Zarth

© Marie Staggat / Marie Staggat

Junge Menschen in der Wirtschaft: Die „Next Generation“ krempelt Berlin um, wenn wir es zulassen

Ist die Jugend faul und anspruchsvoll? Unsere Gastautorin Carola Zarth widerspricht in Folge 92 der Kolumne „In der Lobby“.

Carola  Zarth
Eine Kolumne von Carola Zarth

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Ein Leben im Online-Modus, Daumen, die es beim Tippen mit dem Zehnfingersystem aufnehmen können und persönliche Entfaltung, natürlich auch und gerade im Job. So oder so ähnlich wird die Generation Z etikettiert. Die zwischen 1995 und 2010 Geborenen seien bedacht auf eine gute Work-Life-Balance und fordern ständiges Feedback zu ihren Leistungen. Gern werden sie auch mal als „Generation Anspruch“ oder „Generation Freizeit“ verurteilt. Zu Recht?

Die diesjährige Sinus-Jugendstudie blickt etwas dezidierter auf diese Entwicklung. Sie bescheinigt der jungen Generation unter anderem auch die Sorge um Umwelt und Klima sowie die Angst vor dem Übergang ins Berufs- und Erwachsenenleben wegen wirtschaftspolitischer und gesellschaftlicher Unwägbarkeiten. Andererseits strebe sie, wie auch Generationen vor ihr, nach sinnvoller Arbeit und einem Leben in der Mitte der Gesellschaft.

Von der jüngeren Generation können wir vor allem lernen, dass Zukunft nicht in starren Strukturen gedacht werden muss. Junge Menschen bringen Ideen ein, wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Traditionen zu einem neuen Ganzen verschmelzen können.

Ihr Umgang mit Veränderungen, ihr Mut zu neuen Wegen und ihre kreative Herangehensweise an Probleme zeigen, dass Tradition und Innovation Hand in Hand gehen können. Diese Offenheit und Experimentierfreude müssen wir aufgreifen und durch spannende, interessante, zukunftsorientierte Berufsorientierung und -beratung begleiten.

Warum machen wir uns also nicht dieses Streben nach Sinnhaftigkeit zunutze? Die jungen Menschen, die jetzt die Schule verlassen und in die Arbeitswelt eintreten, sind technikaffin, zukunftsorientiert und bringen frischen Wind in unsere Städte und Unternehmen, denn sie verbinden reales und digitales Leben so mühelos. Für Arbeitgeber und die Gesellschaft bedeutet das zwar eine enorme Herausforderung, aber auch eine große Chance.

Eine Chance für das Handwerk

Die Auswirkungen auf die Städte sind bereits spürbar. Die Generation Z wird das urbane Leben in den kommenden Jahren prägen. Ihre Vorstellungen von Arbeit, Freizeit und Lebensqualität fließen in die Stadtgestaltung ein. Sie fordern flexible Arbeitsmodelle, nachhaltige Konzepte und digitale Lösungen – Aspekte, die auch das Handwerk verändern werden.

Junge Menschen sind technikaffin und bringen neue Ideen ins Berufsleben ein. Davon kann auch das Handwerk profitieren.

© KEYSTONE/JOCHEN ZICK

Handwerksbetriebe, die sich als zukunftsorientierte Arbeitgeber präsentieren, haben die Chance, junge Talente anzuziehen, die mit neuen Ideen und Technologien die Stadt der Zukunft mitgestalten wollen. Hier gibt es klare Karrierewege, die eine frühe Selbstständigkeit ermöglichen. Ob Meisterin, Betriebsleiter oder spezialisierte Fachkraft: Die Aufstiegsmöglichkeiten sind vielfältig, und der Weg in die Selbstständigkeit steht oft früher offen als in anderen Berufen.

Gleichzeitig bringen diese jungen Menschen den Mut mit, Veränderungen voranzutreiben. Sie gehen neue Wege, hinterfragen alte Strukturen und setzen auf Innovationen, die das Handwerk und die Stadtwirtschaft voranbringen. In Berlin, der Stadt der Veränderung werden sie zu Gestaltern: Sie reparieren, bauen, schaffen Neues – oft mit einem Bewusstsein für Nachhaltigkeit und regionales Wirtschaften.

Die Gen Z krempelt Berlin um – und das nicht nur im digitalen Raum. Mit Tatkraft, Innovationsfreude und einem neuen Blick auf das Handwerk könnte sie den Wandel voran vorantreiben. Sie sind die Next Generation, die unsere Städte, unsere Arbeitswelt und unsere Gesellschaft verändern wird. Die Frage ist: Sind wir bereit, sind wir mutig genug uns mitreißen zu lassen?

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