
© Kitty Kleist-Heinrich TSP
Krankenhaus Waldfriede ordnet seine Geburtshilfe neu: Ab Mai können Frauen im Hebammenkreißsaal gebären
Die kleine Klinik im Berliner Südwesten kämpft finanziell ums Überleben – die Neuausrichtung der Geburtshilfe soll die Wende bringen. Die Idee: eine Geburt ohne Ärzte, nur mit Hebammen.
Stand:
Das von der Insolvenz bedrohte Krankenhaus Waldfriede stellt seine Geburtsmedizin neu auf. Ab Mai dieses Jahres können Schwangere in der Klinik in Berlin-Zehlendorf ihr Kind in einem sogenannten „Hebammenkreißsaal“ zur Welt bringen.
Ein solcher Kreißsaal versteht sich als Synthese aus Geburtshaus und -klinik. Im Gegensatz zu einem „herkömmlichen“ Kreißsaal sind bei einer komplikationslosen Geburt nur Hebammen im Raum. Sollte die Gebärende medizinische Hilfe benötigen, kann eine Ärztin einfach hereinkommen oder die Patientin in einen Operationssaal geschoben werden. Eine Verlegung mit dem Rettungswagen, wie es im Notfall bei einer außerklinischen Geburt der Fall wäre, entfällt.
Selbstbestimmung stärken
Das Ziel von Hebammenkreißsälen ist, die Selbstbestimmung der Gebärenden zu stärken, die Zahl von Interventionen wie die Gabe von Schmerzmitteln zu reduzieren, und die Quote von „natürlichen“ Geburten – gemeint sind Vaginalgeburten – zu erhöhen.
Häufig wird eine Eins-zu-eins-Betreuung durch eine Hebamme angestrebt. Die meisten Berliner Kliniken konnten das in der Vergangenheit aufgrund von Personalmangel nicht realisieren.
„Das Hauptaugenmerk bei einer Geburt liegt darauf, dass sich die werdende Mutter wohl und sicher fühlt – und das ist in unserem Haus der Anspruch aller Mitarbeiter“, wird der Chefarzt Florian Müller in einer Mitteilung von Dienstag zitiert.
Im Oktober hatte der Betreiber des freigemeinnützigen Hauses wegen Zahlungsschwierigkeiten ein sogenanntes Schutzschirmverfahren eingeleitet. Dieses ist so etwas wie die Vorstufe eines Insolvenzverfahrens. Mit der Neuregelung der Geburtshilfe versucht das Haus, für werdende Eltern attraktiver zu werden und sich damit wirtschaftlicher aufzustellen.
Laut dem „Frauengesundheitsbericht Steglitz-Zehlendorf“ fanden bisher nur rund drei Prozent aller Geburten in Berlin im Krankenhaus Waldfriede statt. In Zehlendorf ist es die einzige Klinik mit einer Geburtsstation. Insgesamt versorgt das Haus nach eigenen Angaben jährlich 15.000 Menschen stationär und 120.000 ambulant.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: