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Lieferando-Fahrer streiken in Berlin: Bestellung von Essen soll nicht länger dauern
Beim Essenskurierdienst Lieferando sind rund 2000 Mitarbeitende zum Streik aufgerufen. „Erfahrungsgemäß“ würden die meisten trotzdem zum Dienst erscheinen, erklärt ein Firmensprecher.
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Die Berliner Fahrradkurier:innen von Lieferando sollen am Donnerstag ihren dicken orangen Rucksack zu Hause liegen lassen und nicht zur Arbeit erscheinen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat sie zum Streik aufgerufen. Insgesamt beschäftigt die Plattform in der Hauptstadt circa 1900 Lieferant:innen. Bestellungen liefern aber auch Partnerfirmen oder die Restaurants selber aus.
Der Einschätzung, dass das Mittag- oder Abendessen bei Bestellungen über die Plattform heute länger unterwegs sein könnte, widerspricht ein Unternehmenssprecher: „Kunden in Berlin müssen während des Streiks nicht länger auf ihr Essen warten und können einschränkungsfrei bestellen. Erfahrungsgemäß werden nur wenige Fahrer dem Aufruf folgen.“
Und weiter: „Wir werden die Versorgungssicherheit für eventuell betroffene Restaurants durch zusätzliche Flottenpartner sicherstellen. Hinzu kommt, dass der überwiegende Teil der Restaurants auf unserer Plattform selbst ausliefert, mittels ihrer eigenen Fahrer.“
Am Mittag soll eine Protestdemo von Friedrichshain nach Kreuzberg ziehen, zur Unternehmenszentrale von Lieferando in der Schlesischen Straße. Laut der selbstorganisierten „Berlin Tech Workers Coalition“ könnte es der größte Plattformstreik jemals in Deutschland sein. Der Ausstand hat am Morgen gegen 8 Uhr begonnen und soll bis eine halbe Stunde nach Mitternacht dauern.
Lieferando hatte im Juli angekündigt, bundesweit circa 2000 Jobs abzubauen. Das Unternehmen befindet sich in einem harten Wettbewerb mit Plattformen wie Wolt oder Uber Eats. Diese beschäftigen im Gegensatz zu Lieferando wenige Lieferant:innen direkt, sondern lagern die Auslieferung vor allem an „Flottenpartner“ aus.
Dort sollen die Arbeitsbedingungen für die Kurier:innen oft schlecht sein. Es soll zu Verletzungen des Arbeitsrechts kommen.
Lieferando werde künftig den gleichen Weg des Outsourcings gehen, kritisieren Arbeiter:innen und Gewerkschaft. Noch gelten die Arbeitsbedingungen bei Lieferando als vergleichsweise gut. Die Mitarbeitenden sind häufig unbefristet angestellt und werden nicht pro Lieferung bezahlt, sondern nach Stunden. In vielen Städten gibt es zudem Arbeitnehmervertretungen.
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