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Ein Long-Covid-Patient macht ein Atemtraining in einem Gymnastikraum einer Reha-Klinik für Post-Covid Erkrankte.

© dpa/Friso Gentsch

Long-Covid-Ambulanzen in Berlin: Erkrankte schreiben Bitte an Senatorin – die lehnt das Anliegen ab

Long-Covid-Patienten fühlen sich alleingelassen. Trotz Koalitionsversprechen wird es in Berlin vorerst keine Ambulanzen und Anlaufstellen für sie geben.

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Berlin wird vorerst keine spezialisierten Ambulanzen für Long-Covid- und Post-Vac-Erkrankte einrichten. Dies bekräftigte Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) am Montag im Gesundheitsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Verantwortlich sei nicht sie, sondern die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin, die die ambulante Versorgung in der Hauptstadt organisiert.

„Die individuelle Situation vieler Betroffener von ME/CFS oder anderen Formen von Long Covid ist dramatisch und lebensverändernd“, sagte die Senatorin und verwies darauf, dass es immerhin eine renommierte Post/Long-Covid-Ambulanz an der Uniklinik Charité gebe. Darüber hinaus sei die Behandlung jedoch Aufgabe der Krankenkassen und der KV Berlin.

Die wiederum erklärte im vergangenen Jahr, dass Betroffene bereits „auf eine gute gesundheitliche Versorgung setzen“ könnten. Zudem sei ihre Zahl „vergleichsweise klein“. KV-Chef Burkhard Ruppert befand: „Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf die Erkrankung sollten (...) zunächst ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt aufsuchen, um sich dort beraten, informieren und behandeln zu lassen.“ Bei Bedarf werde man zum Facharzt überwiesen. Viele Erkrankte halten diese Einschätzung allerdings für eine Verhöhnung.

Offener Brief an Wegner und Czyborra

In einem vergangene Woche verschickten Offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und an Senatorin Czyborra beklagen rund 1200 Unterzeichnende große Versorgungslücken. Viele Haus- und Fachärzt:innen seien „überlastet oder unzureichend informiert“, Spezialist:innen in der Stadt „oft monatelang ausgebucht“, heißt es. „Betroffene berichten, dass ihre körperlichen Symptome als psychosomatisch abgetan werden, was zu Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen führt.“

Im Brief werden unter anderem spezialisierte Ambulanzen gefordert und eine generelle Verbesserung der Versorgungsqualität.

Betroffene berichten, dass ihre körperlichen Symptome als psychosomatisch abgetan werden, was zu Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen führt.

Offener Brief von rund 1200 Long-Covid-Betroffenen und Aktivist:innen

Eigentlich hatte sich die schwarz-rote Koalition der Unterstützung von Long-Covid- und Post-Vac-Betroffenen verschrieben. Sie wolle den „Aufbau wohnortnaher, niederschwelliger und interdisziplinär angelegter Anlaufstellen“ fördern, schrieb man sich in den Koalitionsvertrag. Für ihren Aufbau stellten die Haushälter:innen für 2024 und 2025 jeweils eine Million Euro ein.

Das Geld sei da, sagt Gesundheitspolitikerin Bettina König (SPD): „Es reicht nicht, wenn die Senatorin auf die KV und die ambulante Versorgung über Hausärzte verweist, wenn diese offensichtlich nicht ausreichend funktioniert.“

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