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Das Brandenburger Tor in der Dämmerung im Regen.

© dpa/Paul Zinken

Prognose gedämpft, Arbeitsmarkt kippt: Berliner Wirtschaft geht die Puste aus

Analysten der landeseigenen Investitionsbank Berlin (IBB) korrigieren ihre Wachstumsprognose. Die Hauptstadt verliert ihren Vorsprung. Derweil gerät der Jobmarkt unter Druck.

Stand:

Die wirtschaftliche Dynamik der Hauptstadt hat einen Dämpfer erhalten: Die IBB senkt ihre Prognose für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 von knapp zwei Prozent auf 1,3 Prozent. Damit liegt Berlin zwar noch über dem bundesweiten Wert von minus 0,1 Prozent, doch die Zeichen stehen auf Abschwung. Das im ersten Halbjahr erreichte Wachstum von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr setzt Berlin lediglich auf Rang vier im Ländervergleich.

Bereits das Ergebnis der ersten sieben Monate zeigt demnach, dass Berlins Dienstleistungsbranche an Dynamik verliert: Während die Umsätze im Vorjahr noch um 12,9 Prozent stiegen, beträgt das Plus 2024 lediglich fünf Prozent. Auch Berlins traditioneller Wachstumsvorsprung gegenüber dem Bundesdurchschnitt hat sich in diesem Bereich auf nur fünf Prozentpunkte halbiert.

In der Hauptstadt wird immer weniger gebaut. Das verschärft auch die Lage auf dem Wohnungsmarkt.

© dpa/Julian Stratenschulte

Die einst kräftige Exportleistung von Berliner Unternehmen, die in den ersten acht Monaten zwar um 8,8 Prozent wuchs, leidet laut IBB unter einer schwachen Inlandsnachfrage, die die Auftragslage im verarbeitenden Gewerbe um 18,5 Prozent schrumpfen ließ.

Mehr Insolvenzen, weniger Neubau

Die Insolvenzzahlen steigen deutlich an. In den ersten sieben Monaten des Jahres mussten 1246 Betriebe – darunter zahlreiche Bauträger, Händler und Gastronomen – ihre Tätigkeiten einstellen, ein Zuwachs von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

29
Prozent mehr Insolvenzen als im Vorjahreszeitraum wurden von Januar bis Juli gezählt.

Ein weiteres Alarmsignal ist die seit Jahresbeginn um 28,4 Prozent eingebrochene Zahl der Baugenehmigungen. Berlins Wohnungsbau gerät somit in eine Krise, die dem innerstädtischen Markt noch auf Jahre hinaus negative Impulse geben dürfte.

Die saisonübliche Herbstbelebung ist in diesem Jahr im Wesentlichen an der Hauptstadt vorbeigegangen.

Ramona Schröder, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit

Ein ähnlich düsteres Bild zeigt sich auch am Arbeitsmarkt. Ramona Schröder, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, sagte: „Die saisonübliche Herbstbelebung ist in diesem Jahr im Wesentlichen an der Hauptstadt vorbeigegangen.“

Im Oktober verzeichnete Berlin, der Agentur zufolge, mit 207.245 Arbeitslosen einen Anstieg um 0,4 Prozent gegenüber September und sogar 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote steht bei 9,8 Prozent und könnte also demnächst – erstmals seit den 2010er-Jahren – zweistellig werden.

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