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Eva Kreienkamp, 60, wurde von ihrem Posten als BVG-Chefin abberufen.

© dpa/Britta Pedersen

Reaktionen auf Entlassung der BVG-Chefin: Eva Kreienkamp bedauert Entscheidung „zutiefst“

Nach der vorzeitigen Abberufung der BVG-Vorständin äußert Eva Kreienkamp ihre Sicht der Dinge. Derweil wurde im Intranet des Betriebes die Kommentarfunktion gesperrt.

Nachdem der Aufsichtsrat am Mittwoch einstimmig beschlossen hat, der amtierenden Vorstandsvorsitzenden der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Eva Kreienkamp, das Vertrauen zu entziehen und sie vor Vertragsende freigestellt hat, äußerte sich Kreienkamp noch am Nachmittag in einem langen Statement in ihrem Profil auf der Netzwerk-Plattform LinkedIn.

„Ich bedaure diese Entscheidung zutiefst“, schrieb die 60-Jährige dort. Gemeinsam mit den Vorstandskollegen Dirk Schulte, Bettina Jankovsky, Jenny Zeller und Rolf Erfurt habe sie die BVG seit Oktober 2020 durch massive Turbulenzen geführt. „Angefangen mit der Pandemie, weiter durch multiple Energie-, Personal- und Lieferketten-Krisen bis hin zu einem komplett neuen Preis- und Tarifsystem, das am nächsten Montag in Kraft tritt“. Eva Kreienkamp kam im Oktober 2020 als Vorstandschefin zur BVG, zuvor war sie Co-Geschäftsführerin der Mainzer Verkehrsgesellschaft. 

„Die Bilanzzahlen 2022 sprechen für sich“, schrieb sie weiter. Trotz aller Widrigkeiten habe die BVG ein positives Jahresergebnis erzielt. Erneut klagt sie an, dass „die begonnene, überfällige Modernisierung der Unternehmens- und Führungskultur sowie der Aufbau eines authentischen #diversity Management nicht abgeschlossen“ seien. „Da ist noch allerhand zu tun. Öffentliche frauen- und queerfeindliche Diffamierungen dürfen nicht folgenlos bleiben“, schreibt Kreienkamp.

Hintergrund: Nachdem ihr vor einiger Zeit vom Aufsichtsrat mitgeteilt worden war, dass ihr Vertrag nicht verlängert wird, erschien kurz darauf ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung (SZ) über vermeintliche Homofeindlichkeit bei der BVG. Kreienkamp, die offen lesbisch lebt, deutet in dem Artikel an, möglicherweise selbst Opfer einer homophoben Stimmung bis hinein in Führungsgremien geworden zu sein. Konkret meinte sie den Aufsichtsrat, der ihren Vertrag nicht verlängert hatte.

„Böse ist hier keiner“, sagte ein leitender Angestellter am Donnerstag. Zu behaupten, sie habe Angst vor einem angeblichen Klima der Intoleranz gehabt, sei „völliger Quatsch“. Da habe sie schlicht Paranoia. Wie üblich bei Personalangelegenheiten wurde aus Sorge vor gehässigen Beiträgen die Kommentarfunktion im BVG-Intranet zur Meldung über Kreienkamps Abgang gesperrt. Auf Kommentaren in diesem Intranet basierte der Artikel in der SZ.

Bemängelt wurde in der Zentrale an der Holzmarkstraße in Mitte auch ihr Führungsstil. Sie habe sich vor allem mit dem Personal aus der 1. und 2. Führungsebene umgeben, nur sehr selten mit Mitarbeitern „darunter“ das Gespräch gesucht. Ein Beschäftigter berichtete, dass sie bei Gesprächen sich oft mit ihrem Smartphone beschäftigt habe. Dies war sogar mal auf einem Gesprächsabend des Fahrgastverbandes für die Öffentlichkeit zu sehen. „Sie wirkte erkennbar desinteressiert“, sagte einer, der dabei war.

Recherchen des Tagesspiegels vom März ergaben, dass die Vorwürfe in der SZ zu angeblich systematischer Homofeindlichkeit bei der BVG „übertrieben dargestellt“ worden seien, wie zwei BVG-Angestellte, die im „Regenbogen-Netzwerk“ aktiv sind, unabhängig voneinander berichteten.

Stimmung war schon lange angespannt

„Mit ihren Äußerungen und dem ganzen Agieren hat sie massiv dem Unternehmen geschadet“, hier sei endgültig der Punkt erreicht gewesen für das Aufsichtsratsgremium, sie abzuberufen, erfuhr der Tagesspiegel. Die Stimmung zwischen der Managerin und ihren Kontrolleuren galt bereits seit längerer Zeit als angespannt. Man habe seit Dezember versucht, ihr einen Auflösungsvertrag anzubieten.

Kritisiert wurden vor allem ihre „Kommunikationsunfähigkeit“, „Führungsschwäche“ und „Unfähigkeit, das Unternehmen zu leiten“, sagen BVG-Insider. „Sie ist offenbar nie richtig in Berlin angekommen“, beispielsweise habe sie einmal eingestanden, dass sie erst hier gelernt habe, dass es in Berlin zwei U-Bahn-Systeme gebe. Von jemandem aus der mittleren Führungsebene ist überliefert: „Die lässt sich doch von den Bereichsleitern über den Tisch ziehen.“ Jens Wieseke, Sprecher des Fahrgastverbandes IGEB, sagte: „Sie war uns gegenüber aufgeschlossen. Die Kommunikation mit der BVG war für den Fahrgastverband früher schwieriger.“

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