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Reparaturbonus wegen Antragsflut gestoppt: Servicebetriebe wünschen sich Fortführung
Schon nach einem halben Jahr waren die Fördermittel für 2025 ausgeschöpft. Ob es eine Neuauflage für 2026 gibt, ist noch ungewiss.
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Der Servicebetrieb Neumann und Krause in Alt-Tempelhof repariert fast alles, was im Haushalt so kaputtgeht: Smartphone, Laptop, Fernseher, Stereo-Anlage, DVD-Player, Kühlschrank, Waschmaschine, Geschirrspüler. Die Entscheidung, ob repariert wird oder neu gekauft, laufe fast immer übers Geld, sagt Mitarbeiter Steve Kübitz.
Und da konnte der Reparaturbonus des Senats Wunder bewirken. Etwa, wenn das Display des Fernsehgeräts den Geist aufgegeben hatte. „Ein neues Display kostet 400 Euro bei einem Fernseher, der neu 500 Euro kostet“, sagt Kübitz. Normalerweise entscheide sich der Kunde für ein neues Gerät, mit dem Zuschuss von 200 Euro verlagere sich der rechnerische Vorteil aber deutlich zugunsten einer Reparatur.
Mit dem Reparaturbonus hatte der Senat genau ins Schwarze getroffen. Das Programm, im vergangenen September gestartet, ist jedoch im Juni schon wieder ausgelaufen. Die für 2025 veranschlagten Mittel von 1,25 Millionen Euro werden möglicherweise gar nicht reichen, um alle förderfähigen Anträge auszuzahlen.
In der Antwort auf eine Anfrage der SPD-Abgeordneten Linda Vierecke erklärt die Senatsverwaltung für Umwelt und Klimaschutz, man sei „bemüht“, alle bis zum 25. Juni eingegangenen Anträge „unter Nutzung von Mitteilverlagerungen im Rahmen der Haushaltswirtschaft zu fördern“. Das heißt im Klartext: Man versucht, irgendwo im Haushalt noch Gelder aufzutreiben, die nicht abgerufen wurden.

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Die Kosten für Verwaltung und Marketing des Reparaturbonus machen rund 30 Prozent des Budgets aus, damit bleiben nur noch 855.000 Euro für Auszahlungen übrig. Bis zum Antragsstopp waren nur etwa 463.000 Euro ausgezahlt worden, viele Anträge waren also noch unbearbeitet. Die Senatsverwaltung zog offenbar die Reißleine, damit berechtigte Antragsteller noch ihr Geld bekommen.
„Seit Beginn des Programms im September 2024 wurden über 14.000 Reparaturen von Elektro- und Elektronikgeräten gefördert und haben zur Erreichung unserer Ziele beigetragen“, erklärt die Senatsverwaltung auf ihrer Homepage. Und weiter: „So haben wir Abfälle reduziert, wertvolle Rohstoffe geschont und Treibhausgasemissionen vermieden, die bei der Produktion neuer Geräte entstehen. Außerdem wurde die lokale Wirtschaft gestärkt.“
Jeder Euro, der in dieses Programm geht, kommt in der Stadt bei den Reparaturbetrieben an.
Linda Vierecke, SPD-Abgeordnete, Sprecherin für Umwelt und Klimaschutz
Auch Linda Vierecke beschreibt den Bonus als „vollen Erfolg“, nur sei er eben viel zu früh wieder gestoppt worden, im Vergleich zu Ländern wie Sachsen oder Thüringen, die ihn ebenfalls eingeführt haben. „Ich kämpfe weiter dafür, dass wir den Reparaturbonus auch 2026 weiterführen. Und jeder Euro, der in dieses Programm geht, kommt in der Stadt bei den Reparaturbetrieben an. Das ist also gut angelegtes Geld.“
Der Senat will sich nicht dazu äußern, ob der Bonus im nächsten Doppelhaushalt berücksichtigt wird. Zu hören ist, dass er im Senatsentwurf nicht enthalten ist. Das kann vom Abgeordnetenhaus aber noch geändert werden.
Ältere Kunden hängen oft an ihren Geräten
Im Netzwerk Qualitätsreparatur (repami.de) sind viele Handwerksbetriebe gelistet, die Reparaturen vor Ort erledigen. Dazu gehört auch Neumann und Krause, das Unternehmen agiert vor allem als Servicepartner für den Hersteller Samsung. Die Zahl der Reparaturaufträge sei durch den Bonus angestiegen, bestätigt Mitarbeiter Kübitz. „Wir haben den Bonus aktiv angeboten.“
Besonders ältere Kunden hingen oft an ihren Geräten, sagt Nadine Hickisch vom Haushaltsgeräteservice Dreetz & Firchau in Weißensee. Viele hätten sich nach erfolgreicher Reparatur bei ihnen bedankt. „Der Bonus hat sich schon bemerkbar gemacht.“
Die meisten Bonus-Anträge wurden für Smartphones, Laptops, Geschirrspüler, Waschmaschinen und Kaffeeautomaten gestellt. In einem Fall wurde die Reparatur einer elektrischen Mangel gefördert, auch ein Handstaubsauger, ein Weinkühlschrank, eine Nudelmaschine, ein Radiowecker, ein Schwibbogen, eine Nähmaschine und eine Hängeleuchte wurden mit dem Bonus repariert.
Durchschnittlich förderte der Senat jede Reparatur mit 128,54 Euro. Gezahlt wurde die Hälfte der Reparaturkosten, bei einer maximalen Fördersumme von 200 Euro. Bei einer Reparatur in einem Repair-Café oder einer Reparatur-Initiative übernahm der Senat die Kosten für Ersatzteile.
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