zum Hauptinhalt
Elektrische Heizlüfter taugen nur als Notlösung - und sind außerdem teurer als Gasheizungen.

© picture alliance/dpa

Schornstein unbenutzbar: Neuköllner Heimstaden-Mieter seit Oktober ohne Heizung

Im Sommer baute der Vermieter Heimstaden eine neue Heizung ein. Seither konnte die Anlage nicht in Betrieb genommen werden. Mieter frieren.

Stand:

Viele Berliner haben sich für diesen Winter vorgenommen, wenig zu heizen. Ganz so kalt hätten sich Mieter der Neuköllner Hertastraße 18 und 19 den Start in die Heizperiode wohl trotzdem nicht vorgestellt. Denn seitdem im Juli die alte Ölheizung durch eine Gasheizung ersetzt wurde, lassen sich die beiden Häuser gar nicht mehr beheizen.

„Es ist so kalt, dass man sich in den Wohnungen fast nicht aufhalten kann,” berichtet die Mieterin Christina Hotamanidis dem Tagesspiegel. Aktuell messe sie in ihrer Wohnung zwischen 10 und 15 Grad. Die Wände im Bad begännen zu schimmeln. Die Temperaturen seien gesundheitsgefährdend, das Mauerwerk komplett ausgekühlt.

Heizung nicht ans Gasnetz angeschlossen

Als die Heizkörper im September noch kalt blieben, seien sie und ihre Mitbewohner noch davon ausgegangen, die Heizungsanlage des gesamten Hauses würde erst am 1. Oktober eingeschaltet, erzählt Hotamanidis. Als das aber nicht der Fall war, hätten sie den Vermieter kontaktiert: den schwedischen Immobilienkonzern Heimstaden. Heimstaden habe einen Notdienstmitarbeiter geschickt. Der Notdienstmitarbeiter sei nach Besichtigung der Anlage fassungslos gewesen: Die Heizung sei gar nicht mit dem Gasnetz verbunden.

Auf Anfrage bestätigt Heimstaden, dass die neue Heizung noch nicht ans Gasnetz angeschlossen ist. Das allerdings sei nicht weiter problematisch, der Grund für die Verzögerung liege woanders: „Wir wurden von der Tatsache überrascht, dass uns die Nutzung des ursprünglichen Schornsteins untersagt wurde.” Nun habe man den kompletten Schornstein neu mauern lassen müssen. Auch beim Gerüstbau seien Probleme aufgetreten. Deshalb habe man „zeitweise auf einen Fassadenkletterer ausweichen” müssen.

Ich habe zwei Nächte versucht, unter drei Decken und von drei Radiatoren umringt zu schlafen, aber es ist einfach zu kalt.

Christina Hotamanidis, Mieterin

Insgesamt handele es sich also um eine „Aneinanderreihung unglücklicher Umstände”, die Heimstaden sehr Leid tue, aus denen sich aber die Verzögerungen bis hinein in die Heizperiode ergeben hätten. Pro Mietpartei seien inzwischen ein bis zwei Radiatoren beziehungsweise Heizlüfter ausgegeben worden, für deren Stromverbrauch Heimstaden aufkommen werde.

Nur: Ausreichend sind diese Radiatoren bei weitem nicht, sagt Christina Hotamanidis. In vielen der 17 Wohnungen befänden sich WGs, in denen noch nicht einmal jeder Bewohner einen eigenen Radiator zur Verfügung gestellt bekommen hätte. „Ich selbst habe zwei Nächte versucht, unter drei Decken und von sogar drei Radiatoren umringt zu schlafen, aber es ist einfach zu kalt.”

17
Wohnungen und eine Gewerbeeinheit befinden sich in der Hertastraße 18/19

Immerhin: Es scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Innerhalb der laufenden Woche sei mit der Fertigstellung des Schonsteins zu rechnen, teilt die Vermietungsgesellschaft mit. Dann soll auch der Anschluss der Heizung ans städtische Gasnetz hergestellt werden. Zum 6. Dezember hoffe man, die Heizung in Betrieb nehmen zu können, vorbehaltlich der Abnahme durch den bezirklichen Schornsteinfeger.

Laut Ulrike Hamann, Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins, ist es ein bekanntes Problem, dass große Wohnungsgesellschaften nicht genug in die Instandhaltung ihrer Gebäude investieren.

Tatsächlich wurden auch in der vergangenen Heizperiode mehrere Heizungsausfälle über längere Zeiträume hinweg in Wohnungen von Heimstaden bekannt. In einem Fall war ebenfalls eine Heizungsanlage Ende November seit Beginn der Heizperiode nicht nutzbar gewesen. Betroffen waren damals über 30 Wohnungen im Soldiner Kiez.

Bei Ihnen ist die Heizung seit Wochen ausgefallen und der Vermieter kümmert sich nicht? Auch andere Mängel werden trotz mehrerer Anzeigen nicht behoben? Oder es sind Überwachungskameras in Ihrem Hausflur aufgetaucht? Schicken Sie Hinweise gern an immoundwohnen@tagesspiegel.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })