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Eine Rentnerin steht mit einem Putzeimer in einer Wohnung.

© dpa/Frank Rumpenhorst

Senioren arbeiten länger in Berlin: Höchste Quote bei Busfahrern und Ärzten

Nirgendwo in Deutschland arbeiten so viele 67-Jährige wie in der Hauptstadt – relativ betrachtet. Das meldet die Krankenkasse TK. Dies könnten die Gründe sein.

Stand:

In Berlin gehen mehr Menschen im Rentenalter arbeiten als anderswo in Deutschland. 14,6 Prozent der 67-jährigen Hauptstädter:innen waren 2023 noch erwerbstätig. In Brandenburg waren es 9,9 Prozent. Bundesweit lag der Schnitt in diesem Alter bei 11,6 Prozent. Dies meldet die Krankenkasse TK. Die Zahlen basieren auf Daten von gesetzlich Versicherten.

Im Juni 2024 waren laut der regionalen Agentur für Arbeit 21.700 Stellen in der Hauptstadt unbesetzt. Die Dunkelziffer liegt mutmaßlich höher, weil nicht alle Arbeitgeber ihre offenen Stellen melden. Trotz der vielen Arbeitslosen in Berlin (Stand Juni: 200.000) benötigen Betriebe meist mehrere Wochen, um eine freie Position zu besetzen. Insbesondere bei Fachkräften, wo es einer bundesweiten Befragung des ifo-Instituts zufolge durchschnittlich drei bis vier Monate dauert.

Politisch angestrebt wird deshalb, die Facharbeiter:innen möglichst lange im Job zu halten. Wenn Arbeitnehmer:innen ihre Rente verschieben, erhalten sie für jeden Monat des späteren Eintritts einen Zuschlag von 0,5 Prozent. Wer das reguläre Eintrittsalter erreicht hat und Rente bezieht, kann unbegrenzt hinzuverdienen. Seit 2023 dürfen auch Frührentner:innen ihren Ruhestand beliebig aufstocken, ohne dass ihnen die Rente gekürzt wird.

Berufsethos unter Hochgebildeten

Laut Auswertung der Krankenkasse arbeiten Menschen mit höherer Schulbildung überdurchschnittlich oft über das 66. Lebensalter hinaus: In Berlin waren zum Beispiel 21,6 Prozent der Personen mit einem Doktortitel mit 67 weiter berufstätig. Auch Zahn-, Tier- sowie Humanmediziner:innen arbeiten länger als Beschäftigte in anderen Berufsgruppen.

Ein Grund für die hohe Quote dürfte die persönliche Identifikation mit dem Beruf sein, vermuten die Autor:innen der TK-Auswertung. „Insbesondere bei Ärzten könnte zusätzlich auch eine hohe Nachfrage zur längeren Berufstätigkeit beitragen.“

Ein anderer Grund für Erwerbstätigkeit im Rentenalter ist drohende Altersarmut. Laut dem Mikrozensus hatte jeder fünfte Rentner oder Pensionär über 65 weniger als 60 Prozent des medianen Einkommens der Berliner Bevölkerung zur Verfügung. Ob dies ein Indiz für die hohe Quote unter Berufskraftfahrer:innen ist, die mit 67 noch arbeiten, erklärt die Auswertung nicht. 22,8 Prozent von ihnen waren im vergangenen Jahr mit 67 Jahren erwerbstätig.

Die regionale TK-Chefin Susanne Hertzer sagt, ältere Arbeitnehmer:innen würden angesichts des demografischen Wandels mehr gebraucht denn je. „Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sollten daher alles für die Gesunderhaltung ihrer Beschäftigten tun. Wer in die Gesundheit der Mitarbeitenden investiert, investiert letztlich auch in die Zukunft des eigenen Unternehmens.“

Für die Auswertung analysierte die Kasse die Daten von rund 30.000 Berliner Versicherten in der entsprechenden Altersgruppe. Die TK hat ausschließlich gesetzlich Versicherte als Mitglieder. Der Anteil der Selbstständigen dürfte daher gering sein. Sie und Freiberufler:innen können als freiwillige Mitglieder in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlen.

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