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Umfrage zur Energiewende: Berliner Unternehmen sehen noch mehrheitlich die Schattenseiten
Die Sicht der regionalen Wirtschaft auf den Umbau der Energieversorgung ist zwar nicht mehr so düster wie im Vorjahr. Dennoch bleiben viele Unternehmensvertreter skeptisch – wegen der Bürokratie.
Stand:
Bürokratie, hohe Energiepreise, die Sorge vor Versorgungsengpässen: Viele Unternehmen aus Berlin beurteilen die Auswirkungen der Energiewende skeptisch. Das geht aus dem aktuellen IHK-Energiewendebarometer hervor. In der jährlichen Erhebung werden bundesweit Mitgliedsunternehmen der Industrie- und Handelskammern befragt, welche Klimaschutzmaßnahmen sie ergriffen haben oder planen und wie sie insgesamt zur Energiewende stehen.
35 Prozent der Befragten aus Berlin meinen demnach, dass klimafreundlichen Umbau der Energieversorgung negative oder gar sehr negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens habe. Bei der Umfrage im Vorjahr war der Anteil der Pessimisten mit gut 45 Prozent zwar deutlich höher, allerdings brodelte damals die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) rund um Schlagworte wie „Heizungshammer“.
In den Vorjahren 2021 und 2022 hatten die Kammern eine positivere Stimmung als heute gemessen. Aktuell sieht knapp ein Viertel der Unternehmen unterm Strich eher „positive“ oder „sehr gute“ Auswirkungen auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Mehr als 40 Prozent sehen die Energiewende neutral oder haben keine Meinung dazu.
70 Prozent der Firmen sind aktiv geworden
Fast 70 Prozent der Unternehmen planen Maßnahmen oder haben sie bereits ergriffen – das ist ein Anstieg um elf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Dazu gehören neben Investitionen in effiziente Technik (67 Prozent), Digitalisierung von Prozessen (30 Prozent) auch die Qualifizierung von Beschäftigten (28 Prozent) oder die energetische Gebäudesanierung (23 Prozent). Ein Transformationskonzept haben fast 43 Prozent der Befragten, knapp ein Drittel der Unternehmen hat ein systematisches Klimamanagement eingeführt.
Die größten Hindernisse für die Transformationsbemühungen des Unternehmens sind zu viel Bürokratie (58 Prozent), fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik (43 Prozent) und langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren (42 Prozent).
Der Senat muss zügig eine Lösung für das gescheiterte Sondervermögen finden.
Robert Rückel, Vizepräsident der IHK Berlin
„Die Energiewende fällt nicht vom Himmel, alle müssen dazu beitragen, wenn die ehrgeizigen Klimaziele erreicht werden sollen“, sagte Robert Rückel, Vizepräsident der IHK Berlin. Transformation könne nur gelingen, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmten.
„Und hier zeigt unser Energiewendebarometer ein ernüchterndes Bild“. Politik und Verwaltung seien gefordert, als aktiven Beitrag für den Klimaschutz den Bürokratie-Dschungel zu lichten. „Zudem muss der Senat zügig eine Lösung für das gescheiterte Sondervermögen finden und einen neuen Plan für die Finanzierung der Klimaneutralität bis 2045 aufstellen.“
Gegenläufig zu den bundesweiten Ergebnissen hat sich in Berlin die Zahl derjenigen Unternehmen, die wegen der energiepolitischen Rahmenbedingungen über Produktionseinschränkungen oder sogar die Verlagerung ins Ausland nachdenken, reduziert. Planten das 2023 noch 14 Prozent der Unternehmen, sind es 2024 sieben Prozent. In Berlin haben sich 205 Unternehmen der Branchen Industrie, Bau, Handel und Dienstleistung an der deutschlandweiten Unternehmensbefragung der DIHK beteiligt.
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